Zum ersten Mal wurde ein Blutspecht (Dendrocopos syriacus) in Deutschland eindeutig nachgewiesen – und zwar in einem Garten im Landkreis Kronach in Oberfranken. Der Blutspecht, der normalerweise in Südosteuropa zuhause ist, ist sehr leicht mit dem bei uns häufigen Buntspecht zu verwechseln. Während der "Stunde der Wintervögel" kamen einer aufmerksamen Vogelfreundin bei genauerer Betrachtung eines vermeintlichen Buntspechts jedoch Zweifel. Deshalb schickte sie dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) ein Foto des Spechtes mit der Bitte um Identifizierung. Schnell waren sich die Artenschützer einig: Es muss sich dabei tatsächlich um einen artreinen Blutspecht handeln! Denn auch Hybride mit dem Buntspecht sind möglich.
Die erste deutsche Blutspecht-Dokumentation deckt sich mit der Vorhersage europäischer Ornithologen. Demnach ist der Specht eine wärmeliebende Art, die sich in den nächsten Jahrzehnten von Südosteuropa nördlich und westlich nach Mitteleuropa ausbreiten wird. Nicht weit entfernt gibt es bereits Brutnachweise in Tschechien. Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal für den Blutspecht kann jeder Vogelfreund ganz einfach selbst erkennen: Im Gegensatz zum Buntspecht fehlt beim Blutspecht der schwarze Zügelstreifen zum Nacken. Zudem ist der Steißbereich weniger rot gefärbt, die Flanken sind leicht gestrichelt und die äußeren Steuerfedern überwiegend schwarz gefärbt mit nur wenig weiß.
Der erste deutsche und somit auch der erste bayerische Blutspecht-Nachweis ist noch so lange vorbehaltlich, bis eine Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission (DAK) erfolgt ist.