Fehler bei der Wahl der Herkunft wirken sich bei der Bestandesgründung langfristig durch unzureichende Wuchsleistungen, unerwünschte Holzqualitäten und hohe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen negativ aus. Zudem mindern sie spätere wirtschaftliche Erfolge.

In ihrer Heimat Nordamerika erstreckt sich das natürliche Verbreitungsgebiet der Douglasie (Pseudotsuga menziesii) im Norden von British Columbia/Can über 4000 km bis nach Mexiko und von Vancouver Island/Can 1500 km bis zum Felsengebirge im Bundesstaat Colorado/USA. Dies erforderte eine gute Anpassungsfähigkeit an verschiedene Klimaverhältnisse und führte zur Ausbildung verschiedener Varietäten. Nordamerikanische Dendrologen unterscheiden zwischen der

  • grünen Küstenform (P. menziesii var. viridis) und
  • blauen Inlandsform (P. menziesii var. glauca).

Schon über 35 Jahre beschäftigen sich Wissenschaftler und Förster des Genetikinstituts damit, Herkünfte aus dem riesigen Verbreitungsareal der Douglasie in ihrer Heimat auf ihre forstliche Verwendung in Österreich zu er­forschen. Dazu wurden über 40 Versuchsflächen mit 177 Herkünften aus Amerika, vorwiegend aus den US-Bundes­staaten Washington und Oregon, sowie aus der kanadischen Provinz British Columbia und Vancouver Island, 14 Herkünften aus Europa (davon fünf Einzelbaumbeerntungen) angebaut und in Feldversuchen auf ihre Anbaueignung geprüft.

Alternative an der Fichtentrockengrenze

Die Douglasie ist eine viel versprechende Alternative zu unserem hei­mischen Baumartenspektrum: vor allem zur Anpflanzung auf Grenzstandorten, in Bereichen unproduktiver Ausschlagswälder sowie für die Bestandesumwandlung sekundärer Kiefern- und Fichtenwälder, soweit sie über gute bodenphysikalische Eigenschaften verfügen (Abbildung rechts: Wuchsüberlegenheit auf sekundären Kieferstandorten).

Klimaextreme, orkanartige Sturmschäden mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h sind in unseren Köpfen seit 2007 (Kyrill) und 2008 (Paula, Emma) präsent. Hier bietet sich die Douglasie mit ihrem ausgeprägten Herzwurzelsystem als Ersatz heimischer Nadelbaum­arten an. Besonders an der Fichtentrockengrenze, an der mit Folgeschäden und Kalamitäten (Käfer, Fichtenblattwespe) stets zu rechnen ist, könnte sie zusammen mit Weißtanne und Lärche zu einer Aufwertung und Stabilisierung sensibler Standorte beitragen.

Ausfälle kennzeichnen die Jugendphase

Im Pflanzgarten und in der Jugendphase hat die Douglasie ihre Probleme, übertaucht sie diese Zeit, stellen sich rasch Erfolge ein. Vor allem Frostschäden können in den ersten Jahren zu massiven Ausfällen führen. Unter­suchungen im Versuchsgarten Mariabrunn zeigten, dass Frühfrost-, Winterfrost- und Frosttrocknisschäden der grünen Küstenform erhebliche Probleme bereiten. Im Gegensatz dazu leiden die früh austreibenden blauen Inlandsherkünfte vermehrt unter Spätfrostschäden (Günzl, 1986).

Konnten durch richtige Herkunfts- und Standortswahl Frostschäden vermieden werden, ist die Kultur lange noch nicht gesichert, denn Hallimasch, Rüssel­käfer und der Faktor Wild können in dieser heiklen Phase gravierende Ausfälle nach sich ziehen. Nachbesserungen sind kostenintensiv und zeitaufwändig.

Gerade Wuchsform – keine Garantie bei der Douglasie

Die Douglasie zeichnet ein enormes Jugendhöhenwachstum und in späterer Folge überlegenes Dickenwachstum aus. Vergleicht man die BHD-Entwicklung mit jener der Fichte, so weisen die wüchsigsten Herkünfte Wuchs­überlegenheiten von über 150 % auf. Mattwüchsige Inlandsherkünfte liegen in der Wuchsleistung im Bereich der Fichte (100-110 % relative Wuchsleistung).

Neben der BHD-Entwickung ist die Qualität des erzeugten Produktes für spätere wirtschaftliche Erfolge maßgeblich verantwortlich. In den vergangenen vier Jahren wurden 7000 Einzelbäume auf ihre Wuchsform hin beurteilt. Ein einfaches Bewertungsschema (gerade, leicht gekrümmt, stark gekrümmt) gewährleistet eine hohe Aussagekraft der Ergebnisse, auch Wuchsanomalien "Sonderformen" (Steilast und Zwiesel) wurden angesprochen.

Die Variation der Herkünfte in den Formeigenschaften kam weniger deutlich zum Vorschein, da die meisten Versuchsflächen schon ein- bis zweimal durchforstet und dabei schlechtwüchsige Stämme bereits entnommen wurden.

Bei den Sonderformen sind jedoch deutliche Unterschiede zu erkennen. Zwieselbildung hat seine Ursache meist in der Schädigung der Terminaltriebknospe und stellt so einen Indikator für Frostempfindlichkeit dar, aber auch Schneebruch kann derartige Abnormitäten auslösen.

Steilastausbildung variiert stark zwischen den Herkünften, man geht davon aus, dass sie genetisch bedingt ist. Beide Sonderformen treten oft in Höhen von fünf bis zehn Metern auf, die Ausformung wird dadurch erschwert, denn das "Gesundschneiden" dieser Stammabschnitte führt unweigerlich zu einer Wertminderung.

Aststärke – kein Indikator für das BHD-Wachstum

Die Douglasie ist ein Totasterhalter – eine Ästung zur Wertholzerzeugung wird bei der Douglasie empfohlen. Dennoch: Die Provenienzen unterscheiden sich gravierend hinsichtlich Aststärke, Astansatz und Astwinkel. Dies konnte bei knapp 4000, mit dem Auge ange­sprochenen Einzelbäumen nachgewiesen werden (Ab­bildung 1).

Dabei wurde der BHD zu den Ast­durchmessern in Relation gesetzt. Als einerseits wüchsig, andererseits dennoch feinastig überzeugen die Her­künfte

  • 403-Darrington,
  • 042-Yacolt und
  • 402-Concrete.

Für Waldbaukonzepte, die darauf hinauslaufen, Douglasie ohne Wertästung zu bewirtschaften, ist die Wahl der geeigneten Herkunft für spätere wirtschaftliche Über­legungen eine wertvolle Hilfestellung.

Aktuelle Herkunftsempfehlungen:"Viridis"-Herkünfte überzeugen

Die aktuellen Herkunftsempfehlungen basieren auf den Daten der letzten fünf Jahre, das Versuchsalter dieser Flächen liegt zwischen 20 und 35 Jahren. Dabei wurden aber auch die Vorerhebungsdaten über den gesamten Beobachtungszeitraum analysiert und berücksichtigt. Die Resultate zeigen deutlich, in Österreich ist ein Erfolg versprechender Douglasienanbau zu erzielen mit Herkünften aus den

  • Westkaskaden Washingtons (SZ 402, 403, 412, 421, 422, 430) und Oregons (SZ 461),
  • sowie mit Herkünfte aus dem klimatischen Einflussbereich des Columbia Rivers östlich des Kaskaden­kammes (SZ 652, 653).
  • Der zugelassene österreichische Saatguterntebestand am "Manhartsberg Dgl2(9.2/sm)" der Forstverwaltung Grafen­egg und die deutsche "Sonderherkunft Süd­baden" können mit der Wuchsleitung der Nord­amerikaner mithalten bzw. übertreffen diese sogar (Abbildung 2).
  • Beerntungen zweier Bestände der ÖBf AG (Kobernaußerwald, Purkersdorf) sind sehr viel versprechend, konkrete Empfehlungen können aber aufgrund kurzer Untersuchungszeiträume noch nicht gegeben werden.

Als wenig geeignet erscheinen die kana­dischen Herkünfte aus dem Binnenland British Columbia (SZ 3040). Die wirtschaftliche Bedeutung der Wahl der Herkunft für spätere Erfolge bestätigen Deckungsbeitragsberechnungen aus Deutschland. Dr. Kleinschmit (KLEINSCHMIT, 2002) evaluierte Herkunftsversuche und kam zu dem Ergebnis, dass durch die Wahl besserer Herkünfte im Produktionszeitraum von 100 Jahren im Vergleich zum Durchschnitt ein rund 13.000 €/ha höherer Deckungsbeitrag (erntekostenfreier Erlös) je Hektar erzielbar ist (schlechtere Herkünfte ca. 13.000 €/ha geringer). Damit ergibt sich zwischen besseren und schlechteren Herkünften ein Unterschied von € 26.000/ha.

Zukunft braucht Herkunft

Die Forstwirtschaft lebt davon, qualitativ hochwertiges Holz in gewünschten Dimensionen zu erzeugen; der Produktionszeitraum, in dem wir dieses Holz auf den Markt bringen, bestimmt maßgeblich den späteren wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes. Dazu kann die Wahl der richtigen Herkunft bei der Bestandesbegründung enorm beitragen (Tabelle "Aktuelle Herkunftsempfehlungen" als Download).

Literaturhinweise

GÜNZL, L. (1986): Anbauerfahrungen aus den österreichischen Douglasien-Provenienzversuchen der letzten 20 Jahre. Allg. Forstztg. 97:32-33.
KLEINSCHMIT, W. (2002): Herkunftsfrage aus der Sicht der Betriebswirtschaft; Jahrestagung des Nordwestdeutschen Forstvereins 2002 in Hann. Münden, Herausgeber NFV, Nienburg, 28-33.