Eine Literaturübersicht

Die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) ist eine häufig diskutierte Baumart im Zusammenhang mit möglichen waldbaulichen Anpassungen an den Klimawandel. Naturschutzvertreter befürchteten durch das Einbringen einer florenfremden Baumart negative ökologische Auswirkungen, wie zum Beispiel die unkontrollierte Ausbreitung der Douglasie, Konkurrenz mit und Gefährdung von einheimischen Arten oder das Auftreten von neuen Schädlingen und Pathogenen.

Die Grundlagen für eine naturschutzfachliche Bewertung der Douglasie sind zurzeit aber begrenzt. Die vorliegende Studie hat deshalb das Ziel, das aktuelle Wissen über die Auswirkungen der Douglasie auf die Biodiversität und die Lebensräume im Wald zusammenzufassen und Wissenslücken und Forschungsbedarf aufzuzeigen. Hierfür wurde eine Literaturrecherche nach Publikationen durchgeführt, die sich mit den Auswirkungen der Douglasie auf die Lebensräume in mitteleuropäischen Wäldern befassen.

Nebst wissenschaftlichen Artikeln wurde auch graue Literatur berücksichtigt. Die Veröffentlichungen wurden den Themenbereiche Boden, Flora, Pilze, Fauna, Naturverjüngung sowie naturschutzfachliche Bewertung der Douglasie zugeteilt und anhand der jeweiligen Hauptresultate und Kernaussagen zusammengefasst. Für jeden Themenbereich erläutert eine Synthese die wichtigsten Ergebnisse. Über zwei Drittel der berücksichtigten Publikationen kommen aus Deutschland, die übrigen stammen aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Belgien.

Wichtigste Ergebnisse

Die Bestockung mit Douglasie führt zu einer Versauerung und Nährstoffauswaschung im Oberboden, zudem ist die Humusmächtigkeit in Douglasien-Reinbeständen geringer als in standorttypischen Beständen. Inwieweit sich diese Prozesse von jenen in einheimischen Nadelbaumbeständen unterscheiden bleibt unklar. Die Streu der Douglasie ist im Vergleich mit anderen Nadelbaumarten leichter zersetzbar.

Die Bodenvegetation ist sowohl in Douglasienmisch- als auch Douglasienreinbeständen ähnlich vielfältig wie in Laub- oder Nadelholzbeständen. Das Artenspektrum und die Anteile einzelner Pflanzenarten variieren allerdings stark. Die Douglasie bildet in Mitteleuropa artenreiche Mykorrhizen aus, die jenen der Fichte oder Föhre ähnlich sind. Die Artenvielfalt der gesamten Pilzflora sind in Douglasienbeständen aber tendenziell kleiner als in natürlichen Beständen, und es wurden hier häufiger Generalisten unter den Pilzen nachgewiesen.

Die Abundanz (Individuendichte) und Aktivität von Vogelarten auf Douglasie ist abhängig vom Alter eines Bestandes und von der Jahreszeit. Ältere Douglasienbestände weisen oft eine gleich grosse oder teilweise höhere Abundanz und Artenvielfalt als einheimische Nadelholzbestände auf, während in jüngeren Beständen tendenziell weniger Arten nachgewiesen wurden. Im Winter sind in Douglasienkronen nur wenige Vogelarten zu beobachten.

Die Abundanz und Artenzahl der Arthropodenfauna (Insekten, Tausendfüsser, Spinnen, Milben, u.a.) sind für gewisse Artengruppen auf Douglasie grösser, während andere Artengruppen im Vergleich zu einheimischen Baumarten eher schwach vertreten sind. Arthropoden auf Douglasie sind vor allem im Stammbereich und im Winter schwach vertreten. Insgesamt kommt es in Douglasienbeständen zu einer Verschiebung des Artenspektrums und der Dominanzstruktur der Arthropodenfauna.

Naturverjüngung von Douglasie wurde praktisch in allen Untersuchungsgebieten beobachtet, vor allem auf trockenen, sauren und mageren Standorten. Hier ist Naturverjüngung der Douglasie konkurrenzstark und vermag andere Baumarten zu verdrängen. Die Douglasie fruktifiziert früh, und ihre Samen breiten sich bis zu 200 m weit aus. Für die Keimung sind kleinflächige Störungen des Bodens ideal. Für die Etablierung der Verjüngung ist die Douglasie auf genügend Licht angewiesen.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend kann gezeigt werden, dass die Douglasie einer grossen Anzahl einheimischer, allerdings oft generalistischer Tier-, Pflanzen- und Pilzarten Lebensraum bietet und keinen "ökologischen Totraum" darstellt. Douglasienanbau führt jedoch oft zu Veränderungen in der Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften: Einzelne Arten oder Artengruppen sind in Beständen mit Douglasie stärker oder schwächer vertreten, und die Nahrungsketten dürften kürzer sein. Klare Tendenzen sind jedoch kaum zu erkennen.

Für die Beurteilung der beobachteten Unterschiede ist entscheidend, mit welchen einheimischen Baumarten oder Beständen die Douglasie verglichen wird. Das Referenzsystem ist bei vielen Studien aber unklar. Bei Vergleichen mit Fichtenbeständen wurden nur wenig negative Veränderungen in Douglasienbeständen festgestellt.

In der naturschutzfachlichen Debatte spricht sich kein Autor prinzipiell gegen den Anbau der Douglasie aus. Allerdings herrscht Konsens darüber, dass der verstärkte Anbau der Douglasie nur mit Auflagen naturschutzfachlich vertretbar ist. Dazu gehören der Anbau in Mischung, die Beschränkung auf nährstoffreiche und gut wasserversorgte Böden sowie ein Anbauverzicht in und um Naturvorranggebiete. Die zweite Forderung steht im Widerspruch zu den Wünschen des Waldbaus, welcher in der Douglasie, einer trockenheitsresistenten und schnellwüchsigen Baumart, eine Alternative zur Fichte unter dem Klimawandel sieht.

Es gibt bislang keine konkreten Hinweise darauf, dass der Anbau der Douglasie mit Auflagen nicht mit dem naturnahen Waldbau gemäss heutiger Auslegung vereinbar ist. Da die genauen ökologischen Auswirkungen eines verstärkten Douglasienanbaus nicht abschliessend geklärt sind, besteht weiterhin Forschungsbedarf. Insbesondere das standortabhängige Verjüngungs- und Ausbreitungspotenzial sowie die Auswirkung verschiedener Mischungsgrade auf die Biodiversität oder gefährdete Arten sollten untersucht werden.

(TR)