Die Douglasie – seit über 100 Jahren im unterfränkischen Spessart
Auf Grund seines Klimas ist der unterfränkische Spessart geradezu prädestiniert für den Anbau der Grünen Douglasie (Pseudotsuga menziesii). Dafür sprechen die seit über hundert Jahren gewonnenen guten Erfahrungen mit geeigneten Herkünften sowie die beachtlichen Dimensionen dieser Bäume. Die gegenwärtige Diskussion über den Klimawandel lässt die Douglasie künftig als drittwichtigste Baumart nach Buche und Eiche erscheinen. Sie lässt sich noch besser als die Fichte in die Wuchsdynamik saurer Buchenwaldgesellschaften integrieren. Allerdings sollte bei der Suche nach forstlichen Anpassungsstrategien an den Klimawandel und nach Vielfalt und Betriebssicherheit nicht vergessen werden, dass die Weißtanne (Abies alba) eine gute und wichtige Alternative zur Douglasie ist.
Das Konzept
Das zwischen Oktober 2002 und Oktober 2004 entwickelte Douglasien-Pflegekonzept verfolgt das Ziel, "Douglasien-Wertholz in starken Dimensionen" zu produzieren. Die Grundsätze dieses Konzeptes lauteten:
- Nachbarn erziehen sich gegenseitig;
- 300 Auslesebäume werden bestimmt;
- Qualität des Einzelbaumes dient als Auswahlkriterium;
- Auslesedurchforstung beginnt nach Erreichen der zweiten Astungsstufe (10 Meter und höher);
- Produktionsziel ist Wertholz;
- im Rahmen der Zielstärkennutzung werden die Bestände langfristig verjüngt.
Aus Erfahrungen lernen...
Viele der heute 25- bis 50-jährigen Douglasienbestände in Unterfranken zeigen, dass der Grundsatz "Erziehung durch den Nachbarn" nur dann zum Erfolg führt, wenn der Nachbar nicht zur Existenzbedrohung wird. Oftmals wurde und wird die Konkurrenzkraft und das rasante Wachstum "vitaler Grobformen" unter- und gleichzeitig die Konkurrenzkraft der "zartastigen Wertholzanwärter" überschätzt. Geastete Douglasien der Kraft’schen Klasse 2 und 3, die vor allem nach dem Kriterium "Zartastigkeit" ausgewählt waren, sind heute hoffnungslos überwachsen. Sie sind im Bestandsgefüge soweit zurückgefallen, dass sie als Z-Bäume nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist sowohl auf die mangelnde Eingriffsstärke zugunsten des Astungsbaumes als auch auf die Auswahl vitalitätsgeminderter Bäume der Klasse 3 als Z-Bäume zurückzuführen.
Kritisch zu beurteilen ist die Auswahl von 300 Astungsbäumen pro Hektar. Daraus erwächst vor allem deswegen ein sehr hohes Investitionsrisiko, weil bis zum Alter 30 kein Eingriff vorgesehen war. Werden bei der Erstdurchforstung im Alter 30 (oder besser im Alter 25) 500 bis 600 Bedränger entnommen, ist dies ein enorm starker, gegebenenfalls sogar riskanter Eingriff. Letztlich meidet die Praxis solche Eingriffsstärken bzw. den extrem hohen Eingriffsturnus. Infolgedessen geht ein erheblicher Teil der 300 Z-Bäume im Laufe der Jahre unter.
Eine Zielgröße, die der Kronenausbaufähigkeit der Douglasie angemessen ist, liegt in einem Regelabstand der Z-Bäume von acht bis zehn Metern. Damit halbiert sich die Zahl der Astungsbäume auf circa 150. Im Stadtwald Freiburg im Breisgau mit seiner langjährigen Douglasientradition und Wertholzproduktion werden aus den genannten Gründen heute nur noch 80 "eindeutig geeignete" Bäume je Hektar geastet.
...und ein neues Konzept entwickeln...
Das Douglasien-Pflegekonzept versucht, an den ursprünglichen Zielen der Douglasienbehandlung anzuknüpfen (Produktionsziel: hochwertiges Schneideholz mit Furnieranteilen in 60 bis 120 Jahren) und gleichzeitig die neueren ertragskundlichen Ergebnisse sowie die waldbaulichen Praxiserfahrungen einzubeziehen. Auf einer Seite wurden alle für die Praxis wichtigen Entscheidungskriterien klar und übersichtlich dargestellt (Tabelle 1, PDF, 100 KB).
... das viel Freiraum bietet
Das Pflegekonzept sollte nicht als statische Richtlinie verstanden werden. Vielmehr ist es im Zuge ständiger waldbaulicher Diskussionen und Erfahrungen kontinuierlich auf den jeweils neuesten Stand zu bringen, jedoch ohne die übergeordneten Ziele stets neu festzulegen.
Das neue Konzept bietet viele Möglichkeiten, die örtlichen Verhältnisse zu berücksichtigen. Im Gegensatz zu anderen Douglasienkonzepten ist die Anzahl von Z 1- bzw. Z 2-Bäumen nicht festgeschrieben. Insgesamt sollen maximal 150 Z-Bäume geastet werden. Dichtstand bis zum Alter 20, drei Hochdurchforstungen in der Jungdurchforstungsphase sowie stete Kronenumlichtung ab dem Alter 40 (Altdurchforstung) steuern die Durchmesser- und Qualitätsentwicklung des Einzelbaumes. Danach geht die (Vorrats-)Pflege fließend und langanhaltend in die langfristige Verjüngung nach Zielstärke (LB) über.
Das neue Pflegekonzept enthält auch Regeln für den "Quereinstieg" in Bestände mit vitalitätsgeminderten Astungsbäumen oder Beständen mit Schälschäden. Auch für diese aus heutiger Sicht "falsch behandelten" Bestände gilt der übergeordnete Grundsatz: Keine reinen Entrümpelungshiebe, sondern positive Auslese vitaler, qualitativ befriedigender Z-Bäume.
Dr. Ludwig Albrecht war Leiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt.