Ich leite unseren Forstbetrieb in Oberfranken in der siebten Generation und mein forstliches Wissen stammt weniger aus Büchern, Vorlesungen oder Seminaren, sondern aus der Praxis. Meine Familie lebt seit 1820 in Heinersreuth im Frankenwald und bewirtschaftet den Heinersreuther Wald von Anbeginn an nach den Grundsätzen der naturgemäßen Waldwirtschaft. Nachhaltigkeit spielte und spielt die wichtigste Rolle. Wir nutzen unseren Wald auch unter dem Gedanken des Klimaschutzes.
Naturgemäße Waldwirtschaft von Anbeginn
Die Douglasie erlangte bereits um 1880 Beachtung und nimmt heute einen deutlichen Stellenwert ein. Ich selbst halte die Douglasie nicht für eine fremdländische Baumart. Dabei meine ich, dass man als Förster nicht in Zyklen von 25 bis 100 oder 1.000 Jahren denken darf. Die Douglasie kam vor der letzten Eiszeit nennenswert in unseren Breitengraden vor und wurde erst durch die Eiszeit aus Mitteleuropa verdrängt. In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts versuchten Umwelt- und Naturschutzbehörden, der Douglasie die Daseinsberechtigung in unserer Gegend abzusprechen. Ich halte dies für fraglich und spreche derartigen Tendenzen den wahren Blick für die Natur ab, wenn man sieht, in wie vielen Punkten die Douglasie bei uns anderen Nadelbaumarten überlegen ist. Sie fruktifiziert in unserem Betrieb etwa ab dem Alter 30 bis 40, daher nimmt die Naturverjüngung mit dem Einwachsen großer Douglasienflächen in die dritte Altersklasse deutlich zu. Das verbreitete Vorkommen der Douglasie in Mischbeständen unterstützt die Naturverjüngung, denn die kleinen, leichten Samen verbreiten sich schnell über weite Entfernungen. Darüber hinaus hat die Douglasie keinen Käferbefall, verjüngt sich flächig auf fast allen Standorten und war bisher mit ihrem Herzwurzelwerk bei allen Stürmen stabil.
Die immer größer werdenden Naturverjüngungsflächen wirken sich auch auf die beiden Hauptprobleme der Holzqualität aus, nämlich die Starkastigkeit und die Neigung zu sehr breiten Jahresringen. Wir beobachten in den Naturverjüngungsflächen auf Grund höherer Ausgangsstammzahlen sowohl feinringige, vor allem aber auch feinastige Douglasienstämme. Dabei muss auf jeden Fall die Feinastigkeit bei den in den Naturverjüngungen stehenden Stämmen erhalten bleiben, damit die Qualität steigt.
Start im Jahre 1883
Mein Urgroßvater studierte Forstwissenschaften in Tharandt und pflanzte die Douglasie erstmalig 1883 in Heinersreuth. Außerdem legte er eine zwei Hektar umfassende Kultur mit Douglasien, Scheinzypressen, Lebensbäumen, Küstentanne und einigen anderen an. Diese existiert noch heute und es ist äußerst interessant zu beobachten, wie unterschiedlich diese Baumarten auf ein und demselben Standort wachsen. Dabei war schon bald die allen anderen Baumarten überlegene Wuchskraft der Douglasie zu erkennen.
Der von meinem Urgroßvater aufgezeichneten Waldgeschichte unseres Betriebes ist zu entnehmen, dass unsere Douglasie aus dem Westen Nordamerikas stammt. Sowohl die Küstenrasse viridis als auch die in caesia und glauca unterteilte Inlandrasse wurden gepflanzt. Viridis stellt die wohl wichtigste Form in unserem jetzigen Vorkommen dar. Dazu zählen sowohl breitkronige, sperrig-astige als auch spitze, schlanke, fichtenartige Formen. Die ersten Douglasien wurden in Trupps und Gruppen in einem Verband von vier mal vier Metern mit jeweils einer Fichte dazwischen eingebracht. Lange Zeit beschäftigte man sich nicht mit der Astung. Nachweislich wurde erstmals 1929 geastet, allerdings nur "trocken".
Professionell geastet wurde erst in den Nachkriegsjahren 1948 und 1949. Aufschreibungen zufolge wurden damals aus den stärkeren Ästen sogar zwei Mark pro Raummeter erlöst. Gearbeitet wurde bis weit in den Grünastbereich hinein und damit wurde eine Astungshöhe von bis zu 18 Metern erreicht. Die damalige Richtlinie lautete: Zwei Drittel der Gesamtlänge asten und ein Drittel grüne Krone belassen. Diese Maßnahmen veränderten die Bestandesbilder beträchtlich. Viel mehr Licht fiel ein, Naturverjüngung kam häufig und zahlreich an.
Bereits im Jahr 1929 wurden Wildlinge aus Naturverjüngung gewonnen und bestandsweise gepflanzt. Die Bestandsgrößen beliefen sich damals auf vier bis sechs Hektar. Beigemischt waren Buche, Tanne und Fichte. In diesen Abteilungen ist die Fichte inzwischen vollkommen verschwunden, die Douglasie dominiert. Auf größeren Sturmwurf- und Käferflächen pflanzen wir heute maximal 2.500 Douglasien pro Hektar.
Gefährdungen
Frost, Dürre und Schneebruch setzten der Douglasie anfangs zu. Auch der Borkenkäfer, der im Jahr 1928 einen circa zwanzigjährigen Douglasienbestand befiel, schien anfangs eine Gefahr, stellte sich dann allerdings als wenig schädlich heraus. Die "Schweizer Schütte der Grünen Douglasie" trat lediglich Anfang der fünfziger Jahre auf, die Douglasie zeigte sich aber resistent. Zur selben Zeit rief die Weiße Wolllaus ebenfalls nur geringe Schäden hervor.
Grünäste, Wildlinge, Zapfen
Bis 1932 gewannen wir hauptsächlich Grünäste und Wildlinge von der Douglasie. Ab 1938 spielte dann die Zapfenernte eine bedeutendere Rolle. Eigenes Personal erntete und klengte die Zapfen. Die Samen wurden dann in eigenen Pflanzgärten ausgesät, die Pflanzen verschult und verkauft.
Der Grünastgewinnung kommt auch heute noch eine große Bedeutung zu. Sie dient zum einen im Bestand der Auflichtung und zum anderen der Läuterung. Große Nachfrage besteht aus Gärtnereien und Kranzbindereien. Zur Zeit erzielen wir 50 Cent pro Kilogramm.
Bei den Zapfen ist die Herkunft der Heinersreuther Douglasie besonders gefragt, wohl auch weil sie zur "richtigen" Rasse gehört. Außerdem befindet sie sich in einem vorbildlichen Pflegezustand. Die Zapfen werden in jedem Jahr, auch bei minimaler Fruktifikation, geerntet. Wir gewannen beispielsweise im Jahr 2006 zehn Tonnen Douglasienzapfen.
Der Preis für die in Selbstwerbung geernteten Zapfen beträgt zur Zeit 1,50 Euro/kg. Mit einer namhaften Firma habe ich einen Lohnanzuchtvertrag abgeschlossen und vermarkte daraus jährlich eine große Menge verschulter Douglasienpflanzen. Die Nachfrage nach diesen Pflanzen ist bereits heute so groß, dass ich sie in den kommenden Jahren nicht voll befriedigen kann.
Vermarktung des Stammholzes
Abb. 3: Douglasienstamm (Foto: M. Streckfuß)
Der Verkauf des Stammholzes lief bis 1993 relativ zäh. Der Sägeindustrie war bisher die Verwendung der Douglasie nicht bekannt. Bis Ende der achtziger Jahre waren deshalb die Douglasien aus unserem Betrieb schlecht zu vermarkten. Sie wurde in normalen Fichtenlosen zwar mitgenommen, aber mit Abschlägen bezahlt.
Als Japan auf den mitteleuropäischen Markt drängte, begann ich 1993 zusammen mit einem Freund, die Douglasie dorthin zu exportieren. Wir brachten im März 1993 zwei Container Douglasie auf den Weg. Das Ergebnis war exzellent und so schickten wir bis Weihnachten des gleichen Jahres ein ganzes Schiff mit 30.000 Festmetern Douglasie nach.
Die Geschäfte mit Japan liefen sehr gut und so exportierten wir in den folgenden zehn Jahren bis zu 120.000 Festmeter Douglasien-Stammholz, vornehmlich Qualitäten A und AB. Mit der immer noch anhaltenden Dollarschwäche sind wir jedoch zur Zeit für den japanischen Markt zu teuer und unsere momentane Fernostexport-Tätigkeit hat sich auf ein Minimum reduziert.
Auf Grund unserer doch sehr großen Exportmenge begann auch die deutsche Sägeindustrie auf diese Holzart aufmerksam zu werden, weshalb die Nachfrage stieg. Von diesem Zeitpunkt an belieferten wir auch die inländische Säge- und Holzbauindustrie.
Zum Forstbetrieb das Sägewerk
Im Jahr 1993 gründete ich ein kleines Sägewerk, um vor allem nach den verheerenden Auswirkungen von Wiebke und Vivian eigene Hölzer veredeln zu können. Wir sägen im Jahr circa 1.200 Festmeter Stammholz auf unserer Säge, der Douglasienanteil dabei beträgt circa 80 Prozent.
Im Hinblick auf die spätere Holzverwendung und -qualität muss man schon beim Anbau und der Bestandespflege die richtigen Maßnahmen ergreifen, wie z.B. rechtzeitige Durchforstungen oder Astungen. Dabei wird deutlich, dass für die veredelte Douglasie, sei es nun Schreinerware, Bauholz – insbesondere für den Außenbereich – oder Sichtschalung, ein deutlich höherer Preis als für Fichte erzielt werden kann. Zur Zeit liegen unsere Preise für Douglasien-Bauholz bei 360,- und Schreinerware bei 450,- Euro pro Kubikmeter, für Sichtschalung bei neun Euro pro Quadratmeter.
Seit Anfang der neunziger Jahre wurden in unserem Forstbetrieb in Hieben anfallende Douglasien immer in eigene Lose sortiert, da sich seit dieser Zeit ein stetiger, alle Qualitäten nachfragender Kundenkreis aufbaute. Das Exportgeschäft dehnte sich auf den europäischen Markt aus. Vor allem Dänemark zeigt sich als konstanter und sehr interessierter Marktpartner.
Überzeugender Baum für die Zukunft
Aus meiner Sicht bringt die Douglasie gegenüber allen anderen Baumarten nur Vorteile mit sich. Ihr hoher Harzgehalt schützt sie weitgehend vor Käferbefall. Ihre Herzwurzel verschafft ihr verglichen mit der Fichte, eine beträchtliche Standfestigkeit. Wir stellten gegenüber den anderen Nadelbaumarten seltener Stammbrüche fest. Nicht zuletzt wächst sie fast doppelt so schnell wie Fichte oder Tanne.
Darüber hinaus stellen wir eine steigende Nachfrage nach Douglasienbrennholz fest. Der Brennwert übertrifft wegen des hohen Harzgehalts den der Fichte. Auch Douglasien-Hackschnitzel erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Zur Zeit nimmt die Douglasie in unserem Betrieb einen Anteil von circa 15 Prozent der Holzbodenfläche, 25 Prozent des Holzeinschlages und 28 Prozent der Einnahmen aus dem Holzverkauf ein. Damit gewinnt sie erheblich an Bedeutung. Mein Ziel ist es, in den nächsten Jahren den Anteil auf 20 Prozent der Holzbodenfläche zu steigern.
Baron Ludwig Freiherr von Lerchenfeld ist der Schlossherr von Schloss Heinersreuth und damit auch Leiter der Freiherr von Lerchenfeld'schen Forstverwaltung.