1 Allgemeines

Name (wiss.): Thuja plicata Donn ex D. Don.

(deutsch): Riesenlebensbaum

Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)

Natürliches Verbreitungsgebiet: westliches Nordamerika (40° bis 55° nördl. Breite) in Höhenlagen von 0 bis 2.290 m ü. NN mit ozeanischem Klima (kühle Sommer, milde Winter) und jährlichen Niederschlagssummen von 500 bis 5.550 mm.

Vorkommen und Anbaugebiete in Mitteleuropa: In den meisten Ländern Mitteleuropas (z. B. Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Polen, Deutschland) wurde T. plicata in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführt, zunächst nur als Garten- und Parkbaum. Forstliche Anbauten gibt es in Deutschland seit etwa 1890.

Praxisbeispiele:

Arboretum Burgholz, Nordrhein-Westfalen (bis 55-jährige Rein- und Mischbestände);

Bad Freienwalde, Brandenburg (bis ca. 120-jähriger Rein- und Mischbestand mit Buche und Kiefer);

Hann. Münden, Niedersachsen (64-jähriger Reinbestand) u.v.m.

2 Ökologie

2.1 Standortansprüche

- Nährstoff- und Wasserbedarf: Eine gute Wasserversorgung (über 600 mm Niederschlag/Jahr) und hohe Luftfeuchtigkeit ist für das Wachstum von T. plicata wichtiger als die Nährstoffversorgung. Trockene und sehr nasse (staunasse) Standorte sind nicht für den Anbau geeignet.

- Wärmebedarf: Wintermildes ozeanisches Klima ist ideal, Spätfrost- und Nassschneelagen sind ungeeignet.

- Ausschlussgründe: Staunasse Böden (Windwurfgefahr) und sehr kalte Standorte (Frostschäden aufgrund von dünner Rinde).

2.2 Standortpfleglichkeit

Die Nadelstreu ist gut zersetzbar und Boden verbessernd, besonders in Mischung mit Laubbaumarten.

2.3 Wachstum

Der Riesenlebensbaum kann ein Alter von über 1.000 Jahren, Höhen von über 70 m und einen Brusthöhendurchmesser (BHD) von fast 6 m erreichen.

- Wuchsverhalten: T. plicata ist bekannt für einen langanhaltend hohen Volumenzuwachs. Der Höhenzuwachs bleibt auf vergleichbaren, gut wasserversorgten Standorten meistens etwas hinter der Douglasie zurück, auf schlecht wasserversorgten deutlich. Die Gesamtwuchsleistung ist aufgrund langanhaltend hoher Wachstumsraten, hoher Schattentoleranz und dadurch potenziell hoher Grundflächenhaltung sehr hoch.

- Schattentoleranz: Die Schattentoleranz ist sehr hoch, über 200-jährige unterständige Bäume hatten teilweise einen BHD von nur 7 cm. Die Schattentoleranz wird offenbar durch Wurzelverwachsungen mit Nachbarbäumen erhöht.

- Konkurrenzverhalte: Große T.-plicata-Reinbestände sind im ursprünglichen Verbreitungsgebiet selten, dichte Horste mit ausschließlich dieser Baumart kommen aber vor. Anbauerfahrungen in Deutschland bestätigen die gute Mischbarkeit des Riesenlebensbaums, bei gleichzeitigem Einbringen einzelner Begleitbaumarten (z. B. Buche, Fichte, Esche Lärche) können diese jedoch auf sehr guten Standorten von T. plicata überwachsen werden.

- Wurzelsystem: Der Riesenlebensbaum bildet ein flaches, dichtes und fein verzweigtes Wurzelsystem ohne Pfahlwurzeln aus. Auf staunassen Standorten erhöht dies die Windwurfgefahr. Die o. g. Wurzelverwachsungen sind typisch für die Baumart.

2.4 Verjüngung

- Ausbreitungsbiologie (generativ, vegetativ): Die Samen werden durch Wind verbreitet. Vegetative Vermehrung findet nicht statt. Die Samen keimen kaum auf offenem Mineralboden, eher auf feuchtem Moos, in der Nadelstreu oder auf Totholz.

- Fruktifikation: Die Zapfenbildung beginnt im Alter von 15 Jahren, Vollmasten gibt es etwa alle 3 bis 5 Jahre. Der Riesenlebensbaum ist einhäusig, männliche und weibliche Blüten werden jedoch an getrennten Blütenständen gebildet. Bei nur wenigen vorkommenden Bäumen ist der Hohlkornanteil oft sehr hoch.

- Hybridisierung: Natürliche Hybridisierungen sind nicht bekannt.

- Invasivität: Bislang wird der Riesenlebensbaum in Deutschland nicht auf Listen invasiver Pflanzenarten geführt. Unter günstigen Bedingungen kann sich die schattentolerante Art aber auch außerhalb der Mutterbestände etablieren. Unerwünschte Naturverjüngung kann jedoch einfach mechanisch (Freischneider, Motorsäge) beseitigt werden.

2.5 Waldschutz (Risiken)

- abiotische Risiken: Aufgrund der dünnen Borke besteht generell ein Risiko von Schäden durch Früh- und Spätfröste, Sonnenbrand (im Dickungsalter) sowie Waldbrände (Aufplatzen der Rinde mit sekundären Folgeschäden durch Pilze und Spinnmilben). Bei unterständigen Bäumen und nicht ausreichend durchforsteten Beständen kommt es häufig zu Kronenbrüchen durch Schneedruck. Junge Kulturen aus Kaskadenherkünften können durch starke Fröste auf Freiflächen total ausfallen. Sommertrockenheit oder Frosttrocknis können ebenfalls zu großen Ausfällen führen. Ältere Bäume sind nicht trockenstresstoleranter als Fichten, allerdings auch nicht empfindlicher gegenüber Frostschäden.

- biotische Risiken: Sämlinge (besonders Inlandsherkünfte) können von Pilzen (Keimlings- und Wurzelbrandpilzen) befallen und dezimiert werden. Junge Bäume werden häufig von Rehböcken und Rothirschen gefegt und geschlagen, Verbiss kann trotz ätherischer Inhaltsstoffe ebenfalls zu Schäden führen. Nach Rindenschädigungen kann auch an älteren Bäumen Pilz- und Spinnmilbenbefall (s.o.) auftreten. Rotfäule und Hallimasch treten besonders bei älteren Exemplaren auf, der Befall beschränkt sich aber meist auf wenige Meter über dem Erdboden. Insgesamt ist die Baumart jedoch besonders in Mischbeständen relativ wenig anfällig gegenüber biotischen und abiotischen Risiken.

3 Bedeutung für die Artenvielfalt / Biodiversität

- Auswirkungen auf Ökosysteme (Beispiele): Bislang sind keine Beispiele negativer Auswirkungen des Riesenlebensbaums auf Standorteigenschaften, Tier- oder Pflanzenarten bekannt.

Praxisbeispiel:

Im Arboretum Burgholz in Nordrhein-Westfalen tritt in einigen Beständen zwar Naturverjüngung von T. plicata auf, nie jedoch so dominant, dass derzeit eine Verdrängung einheimischer Arten zu befürchten ist.

- Dauerhaftigkeit der Auswirkungen: Die ausschließlich generative Vermehrung der Art schränkt eine mögliche Persistenz nach Beseitigung der Mutterbäume stark ein.

- Ökologische Integration: Eine ökologische Integration in natürliche oder naturnahe Waldökosysteme ist in Mischung mit weiteren Baumarten gut möglich.

4 Wuchsleistung

4.1 Zuwachs

(Siehe auch unter 2.3 "Wachstum")

Im Höhenzuwachs liegt T. plicata in der Regel zwischen Fichte und Douglasie (jeweils 1. Ertragsklasse), im Durchmesserzuwachs darüber! In Verbindung mit einer hohen Stammzahlhaltung ergibt sich eine potenziell deutliche höhere Grundfläche in T.-plicata-Beständen.

4.2 Gesamtwuchsleistung

In älteren Beständen (über 100 Jahre alt) sind Gesamtwuchsleistungen von weit über 2.000 Vorratsfestmeter/ha möglich.

5 Qualität

5.1 Formigkeit

Die bekannte Abholzigkeit der Stämme steigt mit dem Alter an, kann jedoch durch eine geeignete waldbauliche Pflege (nicht zu starkes Freistellen) eingeschränkt werden.

5.2 Astreinigung

Die natürliche Astreinigung erfolgt sehr verzögert, Sekundärastbildung kommt bei starker Freistellung häufig vor.

5.3 Sortimente

Die Aushaltung des Holzes richtet sich in erster Linie nach dem vorgesehenen Verwendungszweck. Da bislang noch kein großer Markt für Thuja-Holz in Deutschland existiert, gibt es keine einheitlichen Sortimente. Für die Verwendung im Außenbereich (s. unter 7 "Holzverwendung") sind kürzere Abschnitte in der Regel ausreichend.

5.4 Herkunftsabhängigkeiten

Inlandsherkünfte sollen weniger frostanfällig sein, dafür aber eher anfällig für Pilzerkrankungen. Provenienzversuche und genaue Herkunftsempfehlungen gibt es in Deutschland bislang noch nicht. Es gibt allerdings deutliche Hinweise darauf, dass sich einzelne Provenienzen sehr stark in ihren Wuchsleistungen und qualitativen Merkmalen unterscheiden.

5.5 Saat- und Pflanzgutversorgung

Aufgrund fehlender Kontrolle ist es derzeit ratsam, entweder gesichertes Pflanzgut von bekannten wüchsigen Beständen oder Saatgut von diesen direkt zu erwerben und über Lohnanzucht geeignetes Pflanzenmaterial zu erhalten. Ungesicherte Baumschulware kann auch nach anderen als forstlichen Ansprüchen (z. B. als Garten-, Friedhofs- und Landschaftsgehölze, Heckenpflanzen) gezüchtet bzw. selektiert sein.

6 Waldbauliche Behandlung

6.1 Bestandesbegründung

Obwohl T. plicata höchste Zuwächse auf Freiflächen erzielt, ist eine Kulturbegründung aufgrund der o. g. Anfälligkeit gegenüber Frösten und Mäuseschäden eher unter Schirm mit 2.000 bis 3.000 Pflanzen pro ha zu empfehlen. Nach Möglichkeit sind luftfeuchte Lagen (Nordhänge oder Tallagen ohne Staunässe) zu wählen. Wurzelnackte Pflanzen sollten dabei nicht älter als drei Jahre sein, die Wurzeln dürfen vor und während der Pflanzung niemals antrocknen. Naturverjüngung älterer Bestände ist ebenfalls möglich.

6.2 Mischungsformen

Mischungen mit heimischen und anderen fremdländischen Baumarten (z. B. Tsuga heterophylla, Sequoiadendron giganteum, Abies procera, Sequoia sempervirens, jeweils in geringeren Anteilen) sind vorteilhaft und sollten die Regel sein. Trupp- bis gruppenweise Mischungen werden empfohlen.

6.3 Pflege- und Nutzungskonzepte

Zur Bestandes- und Einzelbaumstabilisierung sowie zur Förderung der Wuchsleistung sind frühzeitige und häufige Pflegemaßnahmen notwendig. Nach einer Negativauslese (v. a. Zwiesel) erfolgt eine mäßige Hochdurchforstung. Durch die häufige Freistellung der Z-Bäume sollen diese möglichst früh (bis etwa Alter 80 Jahre) hiebsreif sein, um Probleme mit Stammfäule, zunehmender Abholzigkeit, Spannrückigkeit und Drehwuchs zu vermeiden.

7 Holzverwendung

7.1 Holzeigenschaften

Das Holz des Riesenlebensbaums hat schlechtere mechanische Eigenschaften (Druck-, Zug- und Biegefestigkeit, Elastizitätsmodul) als andere Nadelhölzer (z.B. Fichte und Douglasie), aber eine ausgesprochen hohe natürliche Dauerhaftigkeit im Außenbereich. In Verbindung mit der geringen Darrdichte (0,34 g/cm³) bietet sich die Verwendung des leichten Holzes für Holzschindeln, Zaunpfähle und -latten, Holzbrücken, Hochsitze und Gartenmöbel an.

7.2 Wertholztauglichkeit

Nicht gegeben.

7.3 Verwendungsbereiche in der Holzindustrie

Chemisch: Energieholz, „Duftholz“ (ätherische Öle), Grillholz;

mechanisch: alle möglichen Verwendungen im Außenbereich.

7.4 Vermarktung

Erfahrungen aus Europa fehlen noch.

8 Nebennutzungen

Das Holz hält Motten fern, die ätherischen Öle der Nadeln werden zu Kosmetikartikeln, Schuhpflegemitteln und Insektiziden verarbeitet, Zuchtformen werden im Garten- und Landschaftsbau verwendet.

Zusammenfassende Beurteilung der Anbauwürdigkeit

9 Literatur

  • Landesbetrieb Wald und Holz NRW (Hg., 2009): Burgholz – Geschichte und Perspektiven eines Versuchsreviers im Zeichen des Klimawandels. Münster.
  • Panka, S. (2014): Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata Donn ex D. Don) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzten Baumart in Brandenburg. Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 55: 77-87.
  • Schlüter, R. (2014): Dickenzuwachs der exotischen Thuja plicata und der einheimischen Picea abies in Abhängigkeit von Klima und Witterung in Süddeutschland. Masterarbeit an der Universität Bayreuth, Ökologisch-Botanischer Garten.
  • Schnipkoweit, M. (2014): Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata) in Deutschland. Unveröff. Masterarbeit an der Georg-August-Universität Göttingen, Fak. F. Forstwissenschaften und Waldökologie.
  • Schütt, P. (2001): Thuja plicata. In: Roloff, A., Weisgerber, H., Lang, U.M., Stimm, B. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse. Wiley-VCH, Weinheim. 25. Erg.Lfg. 9/01, 1-8.