Der Rothirsch (Cervus elaphus) breitet sich im Schweizer Mittelland aus. Die aus den Alpen zugewanderten Tiere zeigen eine ganz besondere Vorliebe für die Rinde von Eiben (Taxus baccata).
Nachdem schon im Tössstockgebiet (vgl. Abb. 1) in den vergangenen Jahren die Eiben in grossem Umfang geschält worden waren, stellte man dasselbe nun auch im Gebiet Albis fest, einem Hügelzug, der für sein Eibenvorkommen international bekannt ist.
In den Wäldern zwischen Langnau am Albis und der Albispasshöhe wurde im Sommer 2017 Schälschäden an den Eiben festgestellt. Zum Teil war die Schälung stammumfassend. Einzelne Bäume sind bereits an den Folgen dieser Verletzungen abgestorben (Abb. 2). Auffallend war auch, dass in vielen Fällen die Stammanläufe bis unmittelbar über dem Erdboden entrindet waren (Abb. 3).
Automatische "Wildkameras", die extra zur Dokumentation dieser Schälungen installiert wurden, brachten Erkenntnisse über Art und Anzahl der Tiere sowie den Zeitpunkt und den Ablauf der Stammschälungen. Bis zu vier männliche Hirsche (Zehn- und Zwölfender) konnten mit den Wildkameras erfasst werden (Abb. 4). Diese schälten die Eiben in den wärmsten Monaten, im Juli und August, einmal um 10 Uhr morgens und einmal am späteren Nachmittag um 16 Uhr (Videos).
Die Schälungen unterscheiden sich damit in Zeitpunkt, Baumart und den betroffenen Stammpartien grundlegend von den aus den traditionellen Rotwildgebieten der Ostschweiz bekannten Schälschäden. Diese ereignen sich hauptsächlich im Spätwinter, vor allem an Eschen und Fichten. Der Stammfuss ist in diesen Fällen nur ausnahmsweise betroffen, etwa wenn Fichten schon verborkt sind oder der Stamm mit Schälschutznetzen oder chemischen Mitteln gegen das Schälen geschützt ist.
Bedeutung
Die Eibe ist im Gebiet Albis stark vertreten. Die ganze Region ist ein international bekanntes Eibenvorkommen und die Baumart ist Gegenstand eines Eibenförderungsprojektes des Kantons Zürich. Nachdem bereits die Eibenverjüngung aufgrund des Verbisses durch Rehe nur mit technischen Schutzmassnahmen aufwachsen kann, ist die Erhaltung des etablierten Bestandes umso wichtiger und sein Ausfall wiegt entsprechend schwerer.
(TR)