Holz ist nicht gleich Holz. Zwar nehmen wir es oft als etwas Beständiges, Einheitliches wahr, das sich al­lenfalls von Baumart zu Baumart leicht unterscheidet. Aber Holz ist ein sehr lebendiges Material, in dem sich der Charakter von Baumart und Standort widerspie­gelt. Und Holz ist auch nicht immer braun. Gelbe, rote, blaue, schwarze oder grüne Färbungen sind we­niger selten als vielleicht erwartet. Bisweilen fluores­ziert Holz in der Nacht sogar grün. Dahinter verbirgt sich eine ganze Welt von Organismen.

Verfärbungen können auf verschiedene Arten entste­hen. Wichtig sind vor allem Pilze, Bakte­rien und Algen, die das Holz besiedeln. Diese können selbst pigmentiert sein oder Stoffe ausscheiden, die gefärbt sind. Doch es gibt auch andere Ursachen. Wird der Baum verwundet, reagiert er teilweise mit der Bildung von phenolischen Stoffen, die das Holz verfär­ben. Eindringender Sauerstoff kann durch Oxidation zu Verfärbungen führen. Und auch biochemische Re­aktionen durch holzeigene Enzyme sowie chemische Reaktionen mit aufgenommenen Stoffen wie Zink oder Eisen können die Ursache einer Verfärbung sein.

Holzverfärbung beeinträchtigt mechanische Eigenschaften nicht zwingend

Als Bläue wird eine bläuliche, radial gestreifte Holz­verfärbung des Splintholzes bezeichnet, die durch verschiedene Gruppen von Pilzen (meist Ascomyce­ten aus den Gattungen Ceratocystis, Ophiostoma und Ceratocystiopsis) verursacht wird (Abb. 1). Ein in der Schweiz häufiger Bläuepilz an Föhrenästen ist Diplodia sapinea. Sein Wachstum wird durch Ha­gelschäden gefördert.

Das Myzel dieser Pilze enthält braune Farbpigmen­te (Melanin). Die blaue Farbe des Holzes entsteht als optischer Effekt der Lichtbrechung. Man spricht auch von einer primären Bläue. Sie kann ober­flächlich sein oder tief in das Holz hineinreichen. Eine Holzfäule wird nicht ausgelöst, die mechanischen Eigenschaften des Holzes bleiben erhalten. Entsteht die Verfärbung auf der Oberfläche von Schnittholz, spricht man von einer se­kundären Bläue. Entsteht sie, nachdem getrocknetes Holz erneut Feuchtigkeit aufnimmt, spricht man von einer tertiären Bläue.

Die weit gefasste Gruppe der Schimmelpilze enthält diverse weitere Arten, die Holz verfärben. Die Pilze wachsen meist oberflächlich. Im Gegensatz zu den klassischen Bläuepilzen, wird dann von einer Vergrau­ung gesprochen. Pilze, die gefärbte asexuelle Sporen produ­zieren, wie es bei Schimmelpilzen oft der Fall ist, können eine Holzverfärbung erzeugen.

Eine weitere Gruppe von Pilzen, die Verfärbungen ver­ursachen können, sind pigmentierte Hefen. Daneben gibt es die Rotstreifigkeit, ein spezifisch europäisches Phänomen an Föhre, Fichte und Tanne. Verursacher sind verschiedene Porlinge, unter anderem Stereum sanguinolentum und Trichaptum abietinum. Im Holz zeichnen sich als Folge rötliche Streifen ab.

Auf dem Holzmarkt sind die Verfärbungen unbeliebt, weil sie den Verkaufswert senken.

Zwei Drittel aller Föhren verfärbt

Das Holz von Föhren ist relativ häufig verfärbt. Um mehr über die verursachenden Pilze zu erfahren, hat Waldschutz Schweiz 2021 im Rahmen der Gebietsüberwachung zum Kiefern­holznematoden Bursaphelenchus xylophilus 78 absterbende oder frisch abgestorbene Föhren aus der ganzen Schweiz unter­sucht (Abb. 2–4). Dabei sind zahlreiche Holzverfärbungen beobach­tet worden.

Von 78 Bäumen wiesen 55 eine Holzverfärbung im Splint auf (Tab. 1). Aus 54 Bäumen konnten die Wissenschaftler mit einem Nährmedium Pilze isolieren. Dabei zeigte sich: Aus verfärbtem Splintholz wuchsen fünfmal so häu­fig Pilze wie aus unverfärbtem.

Tab. 1 - Übersicht analysierter Bäume und Proben

 mit Verfärbungohne VerfärbungTotal
Anzahl untersuchte Bäume552378
Anzahl Bäume, aus denen Pilze isoliert werden konnten431154
Anzahl isolierter Pilze15531186

 

Diese Pilze wur­den dann entsprechend ihrem Aussehen gruppiert (mor­phologische Gruppen). Pro Gruppe wurde ein Pilz genetisch analysiert, sodass im Nachhinein die ganze Gruppe einer Pilzkategorie zugeordnet wer­den konnte (Abb. 5).

Am häufigsten waren Pilze aus der Kategorie der Schimmelpilze (Gattungen Penicillium, Trichoder­ma, Mucor und Alternaria). Sie machten rund 31 % aller Isolate aus verfärbtem, bzw. 41 % aller Isolate aus nicht verfärbtem Holz aus. Am zweithäufigsten waren bekannte Bläuepilze. Sie wurden nur aus verfärbtem Holz isoliert (23 %) und enthielten Ceratocystis-, Ophiostoma- und Gros­mannia-Arten. Hefen wurden ebenfalls häufig ge­funden. Sie waren in nicht verfärbtem Holz etwas häufiger (29 % gegenüber 16 % in verfärbtem Holz).

Pilze, die nicht für die Verfärbung verantwortlich waren (Kategorie Andere Pilze), wurden in verfärb­tem und unverfärbtem Holz gleich häufig gefunden (10 %). Darunter waren solche, die wahrscheinlich zum Absterben des betroffenen Baumes beigetra­gen oder dieses gar verursacht haben (Heterobasi­dion annosum, Armillaria ostoyae, Fusarium-Arten).

Andere Pilze, die in irgendeiner Form pigmentiert waren, traten fast gleichhäufig auf (8 % aller Isolate aus verfärbtem, bzw. 6 % aller Isolate aus nicht ver­färbtem Holz). Gefunden wurden bei den pigmen­tierten Pilzen unter anderem Phialocephala-, Phia­lophora- und Microsphaeropsis-Arten.

Pilze, die mit Käfern assoziiert sind, waren in verfärbtem Holz häufiger (7 %) als in unverfärbtem (3 %). Käfer (v. a. Borkenkäfer) tragen massgebend zur Verbreitung von Pilzen bei, gerade auch von Bläuepilzen. Schwarz färbende Pilze traten nur in verfärbtem Holz auf (5 %). Hingegen waren Pilze, die eine Rot­färbung auslösen in nicht verfärbtem Holz häufiger (10 %, gegenüber 1 % in verfärbtem Holz).

Diese Resultate zeigen, wie viele Pil­ze eine Holzverfärbung auslösen können. Mit blos­sem Auge ist oft nicht unterscheidbar, ob es sich um eine klassische Bläue oder eine Vergrauung handelt. Rückschlüsse auf die Verursacher sind ohne moleku­lare Analysen meist unmöglich. Noch fehlt viel Wissen über die Rolle der einzelnen Pilze, die in Verfärbungen vorkommen.

 

(TR)