Namensgebung
Der Gattungsname "Pinus" leitet sich ab von Pinum und bedeutet einen spitzen Gegenstand. Bei der Föhre sind damit die spitzen Nadeln gemeint. Für die Föhre sind viele unterschiedliche Namen bekannt: Föhre, Kiefer, Dähle, Forch, Forche, Forle oder Kienbaum. Pech- oder Kienbaum deuten beispielsweise auf die frühere Verwendung dieser Baumart hin, und diverse Orts- oder Regionalnamen wie "Forch", "Kiefersfelden", "Pinevillage" oder "Pine Island" lassen auf frühere Föhrenwälder schliessen.
Habitus
Die Waldföhre (Abb. 1) ist in ihrer Wuchsform sehr variabel. Sie ist eine Pionierbaumart und passt sich ihren standörtlichen Gegebenheiten an. In tiefer gelegenen, schneearmen Lagen ist sie häufig eher breitkronig, krummschaftig und grobastig. Auf höher gelegenen und schneereichen Standorten wächst sie eher schmalkronig, geradeschaftig und feinastig. Die Waldkiefer kann bis zu 35 m hoch werden und ein Alter von über 500 Jahren erreichen.
Nadeln, Zapfen und Rinde
Die mehrjährigen, paarweise angeordneten Nadeln sind 4 bis 8 cm lang und leicht gedreht. Die etwa 8 cm langen und 3 bis 4 cm breiten, kurz gestielten und dunkelbraunen Zapfen geben die 3 bis 5 mm kleinen Samenkörner im März/April frei, allerdings erst zwei Jahre nach der Blüte. Eine 100jährige Föhre produziert jährlich etwa 1600 Zapfen à rund 800 Samen (rechne!).
Die in der Jugend glatte und graugelbliche Rinde oder Borke ändert sich im unteren Stammbereich mit zunehmendem Alter in eine braunrote, tiefrissige und mit groben Schuppen versehene Rinde (Abb. 2). Im oberen Stamm ändert sie sich zu einer glatten, leuchtend rotgelblichen bis fuchsrot blättrigen Rinde.
Abb. 2 - Mit zunehmendem Alter zeigt die Föhre eine braunrote, mit groben Schuppen versehene Rinde. Foto: Thomas Reich (WSL)
Verwendung
Die Hauptverwendung des im Vergleich zur Fichte und Tanne dichteren, etwas härteren und mit ausgeprägten Jahrringstrukturen versehenen Föhrenholzes liegt in der Fabrikation von Tür- und Fensterrahmen, Möbel, Fussböden sowie für den Schiffsbau.
Kienbaum und Pechbaum erinnern uns an vergangene Verwendungsformen der Waldföhre. Das Holz wurde zu etwa 3 mm dicken und 4 bis 10 cm langen Streifen geschnitten und als Kienspan entweder zum Erhellen der Wohnstuben oder als Anfeuerholz verwendet (Abb. 3).
Die Pech- oder Harzgewinnung gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Stämme vieler Föhren etwa ein Jahrzehnt vor dessen Fällung nach Entfernen der Rinde an einer Seite fischgrätartig angeritzt. Das dann im Frühjahr ausfliessende Harz wurde in Töpfen aufgefangen. Ein guter Pechbaum lieferte pro Jahr etwa 1 bis 3 kg Harz, welches u. a. zum Abdichten, beispielsweise von Holzbooten, verwendet wurde.
Abb. 3 - Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten Kienholz-Verkäufer von Haus zu Haus. Foto: Koni Häne
Die Feinde der Föhre
Die Föhre ist von verschiedenen Seiten her bedroht. Ihr leicht brennbares, harzreiches Holz in Kombination mit der häufig trockenen Nadelstreudecke auf dem Boden bilden eine grosse Gefahr für Waldbrände.
Oft können zudem für unser Auge kaum sichtbare Insekten und Pilze verheerende Schäden an dieser Baumart anrichten. Nicht nur der Grosse braune Rüsselkäfer und der zur Familie der Borkenkäfer gehörende Waldgärtner, der sich im Holz gütlich tut, sondern auch der Raupenfrass der Schmetterlinge Nonne, Forleule, Kieferspinner- und -spanner sowie der Larvenfrass der Kiefernbuschhorn-Blattwespe schädigen oft ganze Föhrenbestände.
Die Pilzarten Kiefern-Baumschwamm, Kiefern-Braunporling, Wurzelschwamm und speziell der Hallimasch sind für Holz- oder Wurzelfäulen an dieser Baumart verantwortlich.
Kunst, Kultur und Poesie
Verschiedene bekannte Maler haben die Föhre oder Föhrenwälder auf die Leinwand gebannt. Eines der bekanntesten Gemälde "Die Kiefern bei Sonnenschein" von J.J. Schischkin befindet sich heute in der Tretjakov-Staatsgalerie in Moskau.
Eines der wertvollsten, durch die Natur gestalteten Kunstwerke ist Bernstein, das Gold des Nordens. Dabei handelt es sich um erhärtetes Föhrenharz, das vor rund 50 Millionen Jahren aus den Bäumen ausgelaufen ist. Beeindruckend sind dabei vor allem Einschlüsse von Insekten und Pflanzenresten. Diese sogenannten Inklusen sind natürlich genau so alt wie der Bernstein.
Als Bonsai sind Waldföhren auch kulturell verankert (Abb. 4). Aus Sämlingen oder aus kleinen, unter widerlichsten Bedingungen gewachsenen Bäumen (sogenannten "Grotzli") wurden und werden mit viel Geduld und Geschick knorrige Miniaturen herangezogen.
Abb. 4 - Die Föhre eignet sich bestens als Bonsai. Foto: Koni Häne
Am Waldessaume träumt die Föhre,
am Himmel weisse Wölkchen nur.
Es ist so still, dass ich sie höre,
die tiefe Stille der Natur.Rings Sonnenschein auf Wies’ und Wegen,
die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach.
Und doch, es klingt als ström’ eine Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.
Theodor Fontane (1819-1898)
Quelle: Kuratorium Baum des Jahres
(TR)