Verbreitung
Ihre Verbreitung betrifft den gesamten eurasischen Raum und reicht vom Polarkreis im Norden bis in den Süden der Türkei sowie von Westdeutschland bis weit in den Osten nach Asien hinein. Darüber hinaus gibt es isolierte Vorkommen in Schottland und den Pyrenäen. Waldkiefern bevorzugen kontinentales Klima, daher verläuft ihre natürliche westliche Verbreitungsgrenze quer durch Deutschland. Verbreitungsschwerpunkte sind hier die sandigen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns, die nordwestdeutschen Geestgebiete, der Oberrheingraben zwischen Karlsruhe und Mainz/Frankfurt sowie das bayerische Alpenvorland. Die Höhenobergrenze ihres Vorkommens liegt in den Alpen zwischen 1700 und 2000 m.
Kennzeichen, morphologische Merkmale
Waldkiefern gehören zu den 2-nadeligen Kiefern. Die Nadelpaare sitzen 3 bis 4 Jahre am Zweig und erreichen ein Länge von 2,5 bis 7 cm. Die Färbung schwankt von gelbgrün bis blaugrün und ist standortsabhängig. Kiefern werden bis zu 35 m, auf guten Standorten gelegentlich sogar bis zu 40 m hoch. Die Rinde hat eine charakteristisch rötlich-braune Rinde, die, im Sonnenlicht reflektierend, auch als Spiegelrinde bezeichnet wird. Kiefern können ein Alter von 800 bis 1000 Jahren erreichen.
Blüte
Waldkiefern sind einhäusig, d.h. weibliche und männliche Blüten kommen am Baum gemeinsam vor. Die männlichen Blüten sind gelb, die weiblichen rötlich, dabei aber unscheinbar und nur bei genauem Hinsehen als Blüten erkennbar. Die Blütezeit ist im Mai/Juni, die Samenreife findet in den Zapfen im September/Oktober des folgenden Jahres statt.
Krone
Die Kronen ausgewachsener Waldkiefern sind oft asymmetrisch und unregelmäßig ausgeprägt, im Gipfelbereich schirmförmig und haben ein südländisches Aussehen.
Wurzelsystem
Auch das Wurzelsystem ist sehr variationsreich. Auf tiefgründigen lockeren Böden bilden sie Pfahlwurzeln aus, ein kompaktes Herzwurzelsystem auf schweren, lehmigen Böden und ein weitverzweigtes, flachstreifendes Wurzelsystem auf flachgründigen bzw. felsigen Böden.
Habitus
Die Stammform der Kiefer kann sehr unterschiedlich ausfallen und ist stark herkunftsabhängig. So gibt es in Hochlagen des Nordschwarzwaldes Provenienzen von ausgesprochener Geradschaftigkeit, die sog. "Schwarzwälder Höhenkiefer". Im südwest-deutschen Raum kommen hingegen verstärkt Typen mit krummen Schaftformen und geringer Höhe vor. Es gibt zudem zahlreiche Varietäten, die nur in bestimmten Regionen vorkommen und dort angepasst sind, z.B. die Schottische Waldkiefer (Scots-Pine, var. Scotica), die Lapplandkiefer, (var. Laponica) oder die Engadiner Waldkiefer (var. engadinsis) (HECKER 1985).
Bedeutung
Abb. 2: Kiefernsamenplantage im Liliental (Kaiserstuhl).
Die Kiefer ist eine gefragte Wirtschaftsbaumart. Ihr Anteil an der Waldfläche Deutschlands beträgt ca. 24 %, was etwa 2,5 Mio. ha an Kiefernbeständen entspricht (BMVEL, 2004). Damit ist sie die zweithäufigste Baumart nach der Fichte. Nach der letzten Eiszeit nahm die Kiefer zusammen mit der Birke weite Teile Mitteleuropas ein. Die offene Landschaft und die Rohböden boten ihr als Pionierpflanze ideale Bedingungen. Sie schuf so vor ca. 8000 Jahren die Grundlage für die Ausbreitung weiterer Laubbäume. Da die Kiefer jedoch eine typische Lichtbaumart ist, konnte sie mit den konkurrenzstärkeren Laubbaumarten, wie der Buche, nicht mithalten und wurde weitgehend auf nährstoffarme, sehr trockene oder moorige Standorte zurückgedrängt. Optimale Wuchsbedingungen findet sie jedoch auf lehmigen Sanden oder sandigen Lehmen.
Im ausgehenden Mittelalter begann man, die Kiefer großflächig künstlich einzubringen. Vor allem devastierte Böden konnten aufgrund der Anspruchslosigkeit der Kiefer gegenüber Wasser- und Nährstoffhaushalt bepflanzt werden. Die meisten der heutigen Kiefernflächen entsprechen nicht den natürlichen Waldgesellschaften, sondern sind aus Pflanzung hervorgegangen. Informationen über das dabei verwendete Vermehrungsgut liegen nur in Einzelfällen vor. Durch ihre große Toleranz gegenüber Trockenheit und hohe Temperaturen, ist eine zunehmende Bedeutung der Kiefer angesichts des fortschreitenden Klimawandels wahrscheinlich. Es gibt in Baden-Württemberg derzeit 372 zugelassene Kiefernerntebestände und 2 Samenplantagen, die die Versorgung des Landes mit Saatgut sichern.
Holz
Das sehr harzreiche Holz hat ein warme, gelbliche bis schwach rötliche Färbung. Es ist ein gutes und gefragtes Konstruktionsholz im Innen- und Außenbau (Fenster, Türen, Dielen, Möbelbau). Kiefernholz verformt sich wenig und hat eine gute Dauerhaftigkeit. Es ist jedoch relativ weich. Seit einigen Jahren nimmt auch das Interesse an industrieller Nutzung für die Zellstoff-, Spanplattenindustrie sowie Energieholzwirtschaft stetig zu.
Historische und andere Nutzungen
Abb. 3: Harzgewinnung.
In der Vergangenheit verwendete man die sog. Kienspäne aus dem harzreichen Holz der Kiefer als Lichtquelle. Der Ruß, der beim Verbrennen von Kiefernholz entstand, wurde zur Herstellung von Farben, Tusche, Druckerschwärze und Schuhcreme genutzt. Eine besondere Bedeutung erlangte die Kiefer bei der Gewinnung von Baumharz:
Dafür wurde am unteren Stammteil die Rinde entfernt und der Stamm fischgrätartig eingeritzt. Das austretende Harz wurde in Gefäßen aufgefangen und diente u. a. als Grundstoff für Lacke, Leime, pharmazeutische und kosmetische Artikel. Vor allem in Ostdeutschland findet man heute noch Bestände, die Spuren dieser ehemaligen Nutzungsform zeigen. Darüber hinaus wurden Holzteer bzw. Pech sowie Terpentinöl aus Kiefernholz hergestellt. In der Heilkunde werden Extrakte aus Kiefernnadeln traditionell bei Erkältungskrankheiten und der Behandlung von Muskelschmerzen eingesetzt. Auch in Saunaaufgüssen, Bade- oder Massageöle sind die ätherischen Öle der Kiefer enthalten.
Gefährdungen und Krankheiten
Abb. 4: Junge Kiefern.
Die Waldkiefer kann von einer Vielzahl unterschiedlicher Schädlinge befallen werden, die besonders in künstlich begründeten Reinbeständen und auf ungeeigneten Standorten erhebliche wirtschaftliche Einbußen hervorrufen können. Insekten, wie z. B. die Raupen von Kiefern-Spinner, Kiefern-Spanner, Nonne und Forleule verursachen durch Nadelfraß massive Schäden bis hin zum Absterben des Baumes. Jungbestände und Kulturen können durch den Fraß von Großem und Kleinem Waldgärtner (Triebe) sowie vom Großen Braunen Rüsselkäfer (Rinde) stark geschädigt werden. Der Larvenfraß der Kiefernbuschhornblattwespe führt zu Zuwachsverlusten und schwächt den Baum gegenüber Sekundärschädlingen. Unter den Pilzen bewirkt der Erreger der Kiefernschütte starken Nadelverlust vor allem bei Kiefern-Reinkulturen in windstillen, feuchten Lagen. Wurzel- und Stammfäulen werden u. a. durch Kiefern-Baumschwamm, -Feuerschwamm, -Wurzelschwamm, Hallimasch und Krause Glucke hervorgerufen.
Erreger des sog. Kienzopfes ist der Kiefernrindenblasenrost, der zu Verharzung, Deformation und später zum Absterben der Kronen führt. Kieferndrehrost verursacht eine Verkrümmung von Trieben. Darüber hinaus kann die Kiefernmistel, eine Unterart der Mistel, welche ausschließlich Kiefern parasitiert, Schäden bewirken. Ihre Senker verursachen Löcher im Holz sowie Verkienung. Starker Befall kann das Absterben von einzelnen Ästen aber auch ganzer Bäume bewirken.
Feuerökologie
Leichte Waldbrände und Bodenfeuer haben in den Kiefernwäldern Nordeuropas eine wichtige ökologische Bedeutung. Durch das kühle Klima werden Pflanzenreste, wie Nadelstreu, nur schwach zersetzt. Die Kiefern entziehen dem Boden mehr Nährstoffe als durch Zersetzung zugeführt wird.
Daher würden die Standorte zunehmend verarmen, wenn nicht gelegentliche Bodenbrände, meist durch Blitzschlag ausgelöst, die Zersetzung beschleunigen und Boden und Bewuchs mit Asche düngen würden. Ausgewachsene Kiefern haben daher im unteren Stammbereich eine hohe Resistenz gegenüber Bränden entwickelt.