Rindenverletzungen an den wichtigsten Wirtschaftsbaumarten sind relativ häufig. Sie entstehen überwiegend als Rückeschäden an Stammfuß; insbesondere bei Buche in größerem Umfang auch als Fällschäden in den höher gelegenen Stammbereichen. Mit zunehmender Größe der Rindenschäden sinkt die Holzqualität nicht nur durch störende Überwallungsstrukturen, sondern auch durch Verfärbungen und Fäulen.

Um die Auswirkungen von Rindenverletzungen zu untersuchen, wie sie bei der Holzernte entstehen, wurden jeweils 40 Fichten, Tannen und Buchen künstlich verletzt, um spezifische Rücke- und Fällschäden (nur an Buche) zu simulieren. Zwei Jahre nachdem die Wunden gesetzt waren, wurden die Holzeigenschaften im Wundbereich hinsichtlich Verfärbungen, Fäulen und weitere holzanatomische Veränderungen untersucht. Ferner wurde das Pilzspektrum einschließlich der Bläue- und Fäulepilze quantitativ erfasst.

Je nach Art sind die Bäume in unterschiedlicher Weise in der Lage, durch physiologische Reaktionen auf die Verwundung Verfärbungen und Fäulen einzudämmen. In der Forstpraxis waren Vorteile der Tanne und Buche gegenüber der Fichte in Bezug auf die Auswirkungen von Rückeschäden bekannt. Andererseits war von Fäulnis nach Fällschäden bei Buche berichtet worden.

Experiment mit Fichte und Tanne

Bei den simulierten Rückeschäden an Fichte kam es gegenüber Tanne zu einer deutlich stärkeren Austrocknung und zu stärkerem Pilzbefall des Holzes. Die mittlere Eindringtiefe der Fäule betrug bei Fichte 2,3 cm, bei Tanne nur 1,3 cm. 20 % der Fichten, jedoch nur 8 % der Tannen hatten bereits Fäulen, die tiefer als 4 cm in das Holz eindrangen (Abb. 1, 2). Bei drei Fichten (8 %), jedoch bei keiner einzigen Tanne, hatten die Verfärbungen bereits eine Längenausdehnung von über 1 m.

Bei systematischen Isolierungsversuchen wurden knapp fünfmal häufiger holzzerstörende Pilze aus Fichte isoliert als aus Tanne. Am häufigsten wurde unter den Holzzerstörern der Blutende Schichtpilz (Stereum sanguinolentum) isoliert, nämlich zehnmal bei Fichte, aber nur einmal bei Tanne. Nur bei Fichte wurde dieser Erreger der Rotstreifigkeit auch dreimal aus BHD-Scheiben isoliert, was die axiale Ausbreitung dieses Pilzes im Stamm zeigt. Wie mikroskopische Untersuchungen zeigen, wird diese schnelle axiale Ausbreitung bei Fichte offensichtlich auch durch die Besiedelung der Harzkanäle begünstigt (Abb. 3). Häufige Holzbesiedler an Fichte waren ferner Neonectria fuckeliana, Phomopsis spp., Leptodontium beauverioides, Ascocoryne cylichnium sowie der Bläuepilz Ophiostoma piceae. Dagegen ist die Tanne offensichtlich in der Lage, durch Einlagerung von phenolischen Verbindungen die Austrocknung des Holzes weitgehend zu verhindern (Abb. 4).

Experiment Buche

Bei Buche kam es bei Fällschäden in den höheren Stammbereichen zu deutlich massiveren Schäden im Holz, während die Rückeschäden am Stammfuß bei dieser Baumart in der Regel nur zu geringen Verfärbungen führen. Die Untersuchung von Stammscheiben aus dem Wundbereich (Abb. 5) zeigte eine mittlere Eindringtiefe von Verfärbungen oder Fäule im Wundbereich bei den Fällschäden von 3,2 cm, bei den Rückeschäden dagegen nur 0,7 cm (Abb. 6).

Im Bereich der Rückeschäden konnte eine oberflächennahe Verthyllung der Gefäße sowie die Einlagerung von phenolischer Substanz in tangentialen Serien von Parenchymzellen festgestellt werden (Abb. 7), was jeweils das Austrocknen erschwert. Grund für die stärkere Austrocknung des Wundbereichs in den oberen Stammbereichen dürfte die dort schlechtere Wasserversorgung sein. Es kann jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die streifenförmige Art des "Fällschadens" ebenfalls eine Rolle spielt.

Der häufigste pilzliche Wundbesiedler war die Kohlbeere (Hypoxylon fragiforme) als mit Abstand wichtigster Holzzerstörer. Außerdem traten Phoma-Arten insgesamt relativ häufig auf; ferner speziell an der Wundoberfläche die als Blattparasit bekannte Apiognomonia errabunda.

Die Überwallung erfolgte hauptsächlich von den seitlichen Wundrändern. Nach zwei Jahren bei Versuchsende war sie bei den Fällschäden durchschnittlich 10 mm, bei den Rückeschäden 15 mm fortgeschritten (Abb. 8).

Schlussfolgerungen

Rindenwunden am Stammfuß von Tanne und Buche werden durch artspezifische physiologische Reaktionen abgeschottet. Es kommt so zu nur geringer Austrocknung und damit auch nur zu geringen Verfärbungen. Auch das Eindringen von holzzerstörenden Pilzen und Fäulen wird somit gehemmt. Fällschäden bei Buche führen jedoch häufiger auch zu intensiveren Holzfäulen.

Die Fichte schottet Rückeschäden weniger effektiv ab, so dass es zur Austrockung und zum Absterben des Splintholzes unterhalb der Rindenwunde kommt. Entsprechend intensiv werden die abgestorbenen Holzbereiche von holzzerstörenden Pilzen besiedelt. Die Harzkanäle der Fichte scheinen die axiale Besiedelung des Holzes sogar zu begünstigen.

Holzerntemaßnahmen müssen daher insbesondere bei Fichte besonders sorgfältig durchgeführt werden, um Rindenschäden und damit verbundene Holzentwertungen zu vermeiden. Auch muss bei Buche ein besonderes Augenmerk auf die Vermeidung von Fällschäden gelenkt werden. Insgesamt gibt das Experiment Auskunft über die spezifische Folgen von Rindenwunden, nicht jedoch über die Folgen von tieferen mechanischen Schäden am Holzkörper selbst, welche zu noch stärkerer Wertminderung führen.