Der Japankäfer (Popillia japonica) aus der Familie der Scarabaeidae (Blatt­horn­käfer) stammt ursprünglich aus Asien (Japan, Nord-China, Ferner Osten Russ­land). Er wurde Anfang des 20. Jahr­hunderts nach Nordamerika verschleppt und richtet dort beträchtliche Schäden an (jährlich mehrere 100 Millionen US-Dollar). In Europa entdeckte man den Käfer erstmals in den 1970er-Jahren auf den Azoren, auf dem Festland erstmals 2014 in Italien in der Nähe von Mailand, wohin er vermutlich mit dem Flug­zeug gelangte und sich von dort weiter ausbreiten konnte.

Die Ausbreitung des Japankäfers erfolgt hauptsächlich durch Verschleppung mittels Verkehrsmitteln und Warentransport, manchmal auch durch Inspektions­flüge einzelner Tiere. Daneben kommt es auch zu Massen­flügen. 

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Adulte Käfer sind 8–12 mm lang und 5–7 mm breit. Sie ähneln in ihrem Aussehen den einheimischen Gartenlaufkäfern. Im Unterschied zu ihnen besitzt der Japankäfer aber fünf weisse Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei weisse Büschel auf dem letzten Abdominalsegment sowie ein auffällig grün-metallisch schimmerndes Halsschild (Abb. 3). Die Flügeldecken sind braun und bedecken das Abdomen nicht vollständig.

Es besteht die Möglichkeit, dass der Japankäfer mit einheimischen Käfern verwechselt wird – am häufigsten mit dem Juni- oder Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola). Dieser besitzt aber keine weissen Haarbüschel.

Eine Besonderheit der Japankäfer ist ihr arttypisches Alarmverhalten bei Annäherung eines Feindes: Sie verharren starr mit abgespreizten Hinterbeinen.

Biologie

Der Japankäfer benötigt für die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Käfer in der Regel ein Jahr. Nur in kühleren Regionen können es auch zwei Jahre sein. In der Schweiz geht man von einer Entwicklungszeit von einem Jahr aus.

Die etwa 1,5 mm grossen Eier sind durchsichtig bis cremeweiss und werden, meist in Gruppen von 2–4 Eiern, bis zu 10 cm tief im Boden abgelegt.

Aus den im feuchten Boden abgelegten Eiern schlüpfen nach zwei Wochen die Junglarven. Sie sind zunächst wenig mobil und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Spätherbst ziehen sich die Engerlinge im dritten Larvenstadium zum Überwintern in tiefere Boden­schich­ten (25–30 cm tief und frostfrei) zurück. Sobald im Frühjahr die Bodentemperatur über 10°C steigt, wandern die Larven wieder in die oberen Bodenschichten (2,5–10 cm) zurück und beginnen erneut mit dem Wurzelfrass.

Die cremefarbenen Larven des Japankäfers sind Engerlinge mit typisch C-förmiger Gestalt (Abb. 7), Brustbeinpaaren sowie einer dunklen Kopfkapsel mit kräftigen Mundwerkzeugen besitzen. Die V-förmig angeordneten Borsten auf dem hintersten Abdominalsegment (Abb. 8) unterscheiden sie sich deutlich von anderen Engerlingen. 

Die drei Larvenstadien:

L1weiss, 1,5 mm lang, Brustbeine 
L21,9 mm breite und 2,2 mm lange Kopfkapsel 
L33,1 mm breite und 2,1 mm lange Kopfkapsel 

Nach vier bis sechs Wochen verpuppen sich die Larven.  Die zunächst helle Puppe (14 mm lang und 7 mm breit, Abb. 9) verdunkelt sich während der Metamorphose zum Käfer. Zwischen Mai und Juni schlüpfen die adulten Tiere. Sie beginnen sofort mit der Paarung. Adulte Tiere leben ca. 30 bis 45 Tage.

Die Hauptflugzeit der Japankäfer liegt zwischen Ende Mai und (Ende) August. Die Weibchen legen zwischen 40 und 60 Eier. Dabei kommt es zu wiederholten Paarungen mit anschliessender Eiablage. Der perfekte Boden zur Eiablage weist dabei eine mittlere bis hohe Bodenfeuchtigkeit auf. 

Die natürliche Ausbreitung der flugfähigen Käfer liegt zwischen drei und 24 km pro Jahr, wobei der tägliche Radius bei etwa 500 m liegt. Angelockt werden die Tiere dabei u.a. von Pflanzen­ausscheidungen.

Wirtspflanzen und Schäden

Mit über 300 bekannten Wirtspflanzen hat der Japankäfer das Potenzial, ein breites Spektrum von Pflanzen und Lebensräumen zu bedrohen. Adulte Käfer sind auf diversen Waldbäumen, Garten- oder landwirtschaftlichen Kulturpflanzen anzutreffen und ernähren sich dort von Blättern, Blüten und Früchten. Dazu gehören: Ahorn, Erle, Kastanie, Birke, Hasel, Buche, Eiche, Platane, Pappel, Weide, Linde, Ulme, Lärche und bei den Kulturpflanzen v.a. Apfel, Steinobst, Kaki, Weinreben, Mais, Soja, Erdbeeren, Heidel-, Blau-, Brom- und Him- und Erdbeeren, Glyzinie, Hibiskus, Spargel, Rhabarber oder Rosen.

Frühsommerschäden an Bäumen wie Erle und Haselnuss im findet man direkt nach dem Schlupf der Käfer, bevor diese dann in die Weinberge zum Fressen an Blättern oder zur Paarung begeben.

Im Herbst findet man die Käfer häufig auf Gewöhnlichem Blutweiderich (Lytrium silicaria) oder Rotklee (Trifolium pratense) – Pflanzen mit weinroten Blüten. Benachbarter Klee mit weissen Blüten beispielsweise wird von den Käfern nicht angeflogen. Diese Pflanzen befinden sich im feuchteren Bereich neben den Rebflächen und im Übergangsbereich zu Wald oder Baumreihen.

Die Larven bevorzugen hauptsächlich die Wurzeln von Gräsern in feuchten Wiesen oder Rasenflächen. Man findet sie aber auch an Wurzeln von Kulturpflanzen. In Italien wurden beispielsweise Schäden an Sämlingen von Himbeeren, Mais, Raps und Reis beobachtet.

Sowohl Larven/Engerlinge als auch Käfer verursachen Schäden an zahlreichen Pflanzenarten. Für die Käfer ist das bereits sehr gut dokumentiert. Sie schädigen oberirdisch Blätter (Skelettierfrass) und Früchte (diverse Beerensträucher, Pflaumen, Nektarinen, Aprikosen, Äpfel, Kaki) ihrer Wirtspflanzen, wo sie oft in Massen angetroffen werden.

Die bevorzugten Larvenpflanzen sind schwieriger zu ermitteln, da man die Tiere beim Fressen nicht sehen kann. Schäden an Pflanzen entstehen durch Engerlinge im Boden an den Pflanzenwurzeln. Diese ernähren sich v.a. von Graswurzeln, aber auch von denjenigen von Mais, Soja, Tomaten oder Erdbeeren. Der Wurzelfrass der Larven führt zu einer Unterversorgung und später zu einen Wasser- und Nährstoffunterbruch. Die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen nimmt ab. Dies führt zu geringeren Ernten bis hin zu Ernteausfällen oder dem Absterben der Pflanzen. Der Wurzelfrass auf feuchten Wiesen oder gewässerten Rasenflächen (Golfplätze, Fussballfelder, Park- oder Rasenflächen in Gärten oder auf Galopprennbahnstrecken wie zuletzt in San Siro Mailand) führt zu braunen, ausgetrockneten Stellen.

Nach regnerischen Sommern steigt Populationsdichte der Käfer im Folgejahr, während sehr trockene Jahre zu einem deutlichen Rückgang der Käferzahlen führen.

Adulte Japankäfer versammeln sich häufig gesellig in grossen Gruppen auf den Futterpflanzen und fressen diese von oben nach unten ab. Auffällig ist, dass es an einzelnen Pflanzen zu einem vollständigen Kahlfrass kommt, während benachbarte Pflanzen verschont bleiben. Die Frassschäden treten oberirdisch an Blättern, Früchten und Blüten auf. An Blütenblättern und Früchten findet man unregelmässige Frassspuren.

Beispiele von Frassschäden an diversen Pflanzenarten

Japankäfer an Rosen© KPSD TI

Frassschäden an Rosen (KPSD TI)

Japankäfer an Rosen© Cristina Marazzi (KPSD TI)

Japankäfer an den Blütenblättern von Rosen (C. Marazzi - KPSD TI)

Japankäfer auf einer Himbeerpflanze

Japankäfer an Früchten einer Himbeere (C. Marazzi - KPSD TI)

Frass an Maispflanze© Cristina Marazzi (KPSD TI)

Die Käfer sind oft sehr zahlreich an Futterpflanzen - wie hier an eienr Maispflanze - anzutreffen (C. Marazzi - KPSD TI)

Geschädigte Rasenfläche durch Larvenfrass© forestry images

Geschädigte Rasenfläche durch Larvenfrass an den Graswurzeln (forestry images)

Verschleppungswege

Die Verschleppung der Käfer über größere Distanzen aus Befallsgebieten erfolgt hauptsächlich durch Verkehrsmittel (Züge, Postautos, LKW's, Warentransporte (z.B. Rollrasen, Erdtransporte, Pflanzen, Obstlieferungen, Grünabfall) sowie durch Berufspendler oder Touristen, die Käfer unbewusst als «Blinde Passagiere» mitführen. Dies kann in/an Autos oder Reisebussen, an Kleidung, Campinggepäck, Rucksäcken, Fototaschen oder bei Pflanzenimporten – zum Beispiel Rosen aus Befallsgebieten – geschehen. Jeder, der sich in Befallsgebieten aufhält, kann unbewusst zur Verbreitung beitragen, was unbedingt verhindert werden muss.

In der Schweiz wurden schon Japankäfer in Fruchtlieferungen (Beeren, Tafeltrauben) aus dem Ausland entdeckt. Die Käfer können durch den Transport von Früchten schnell in neue, bisher befallsfreie Gebiete verschleppt werden. Insbesondere Beerenfrüchte, die während der Reproduktionszeit der Käfer geerntet und verschickt werden, können zur Einschleppung beitragen. Die Tafeltrauben-Saison ist eher zum Ende der Entwicklungszeit der Käfer, sodass der Schaden durch freigesetzte Tiere von den internationalen Experten eher als geringer beurteilt wird.

Vorbeugung und Bekämpfung

Wenn grosse, bewässerte Flächen vorhanden sind, insbesondere Dauer­bewässerungs­flächen, findet man dort unzählige Larven. In nicht bewässerten Kulturen finden sich dagegen nur wenige Larven, da die Entwicklungsbedingungen dort für sie nicht ideal sind. Die Weibchen des Japankäfers suchen sich zum Ablegen ihrer Eier Brutplätze aus, die sich durch einen hohen Grad an Bodenfeuchte auszeichnen, damit die Eier und Larven dort gut Startbedingungen vorfinden.

Automatische Bewässerungen von Rasen in Stadien, Freibädern, Gärten, auf Fussballfeldern oder Rasenflächen in Parkanlagen oder auf Campingplätzen stellen deshalb ein grosses Problem dar, da sich dort die Käfer bestens und unbemerkt entwickeln können. Auffällig werden sie erst dann, wenn Rasenflächen durch den Frass an den Wurzeln absterben oder die Käfer die umliegenden Pflanzen befallen.

In der Hauptflugzeit des Japankäfers sollte auf die Bewässerung von Fußballplätzen, Golfplätzen, Rasenflächen in Parks und Privatgärten verzichtet werden. Insbesondere in Befallsgebieten ist auf eine Bewässerung von Rasenflächen unbedingt zu verzichten, da hier perfekte Bedingungen für die Käferlarven geschaffen werden.

In der Schweiz sind derzeit keine speziellen Insektizide für die Bekämpfung zugelassen, wie es beispielsweise in den USA gegen Larven und Käfer der Fall ist. Erfolgversprechend erscheinen biologische Bekämpfungsmittel: parasitische Nematoden, entomopathogene Pilze oder Bakterien, die die Larven des Japankäfers im Boden bekämpfen.

Vögel, Laufkäfer, Spitzmäuse und Maulwürfe sind natürliche Gegenspieler, die auch hierzulande mithelfen, die invasiven Schädlinge in Schach zu halten. Ausrotten können sie die Käfer allerdings nicht.

In gefährdeten Gebieten können Fallen mit Pheromonen (Sexual- und Pflanzen­lock­stoffe) platziert werden. Zudem sollte man Wirtspflanzen oder den Boden visuell überwachen. Verdächtige An­zei­chen oder Käfer sind dem kantonalen Pflanzenschutzdienst umge­hend zu melden. Stellt dieser einen Befall fest, werden ein Befalls­gebiet und eine Puffer­zone ausgewiesen. Isolierte Populationen kann der Pflanzen­schutz­dienst mit Massen­fängen mittels Lock­stoff­fallen kontrollieren. Bei gross­flächigem Befall wie im Tessin sind die zu ergreifenden Mass­nahmen in einer All­ge­mein­verfügung geregelt. Ei­gen­mäch­ti­ge Massen­fänge, zum Beispiel von Garten­besitzen, sollten unbedingt unterbleiben!

Da die Käfer gut erkennbar sind, hilft am Beginn eines Befalls mechanisches Absammeln der Tiere. Am erfolgreichsten ist man frühmorgens oder spät am Abend.

Auch eine höhere Rasenschnitthöhe kann der Ausbreitung kann der Ausbreitung und Vermehrung der Käfer entgegenwirken. Im Frühherbst kann durch mechanische Bodenbearbeitung die Überlebenschance der bodennah fressenden Larven massiv herabgesetzt werden – das gilt auch für die Gärten!

Erdtransporte bilden eine grosse Gefahr, da im Boden befindliche Larven auf diesem Weg verschleppt werden. Gleiches gilt für Rollrasen. Auch in Grünabfall können Käfer verschleppt werden.

Öffentlichkeitsarbeit ist besonders wichtig, um darüber zu informieren, was unbedingt vermieden werden muss, damit sich diese invasive Art möglichst nicht weiter ausbreitet.

Wie man verhindern kann, diesen Schädling versehentlich einzuschleppen, wo es Unterstützung gibt und wo man Funde des Japankäfers meldet: