Insekten
Alle paar Jahre werden verschiedene blattfressende Schmetterlingsraupen auffällig, wenn sie für Kahlfraß oder zumindest starken Blattverlust in Eichenwäldern sorgen. Hier sind vor allem die früh im Jahr fressenden Frostspanner- und Wicklerarten sowie die etwas später auftretenden Eichenprozessionsspinner und Schwammspinner zu nennen.
Einmaliger Kahlfraß ist für die Eiche nicht bedrohlich, schon im Sommer stehen die Bäume üblicherweise wieder im Laub. Erst mehrmaliger, aufeinanderfolgender Kahlfraß oder das Zusammenwirken mit anderen Schadfaktoren kann Eichen zum Absterben bringen. Die genannten Arten machen natürlicherweise starke Populationsschwankungen durch, Massenvermehrungen brechen abrupt durch innerartliche Konkurrenz und durch die Wirkung natürlicher Feinde wieder zusammen.
Bekämpfungsmaßnahmen werden in Österreich üblicherweise keine durchgeführt. Auf Basis des Bakteriums Bacillus thuringiensis stehen biologische Insektizide zur Verfügung, deren Wirkung auf Schmetterlingsraupen beschränkt ist.
Sorgen bereitet die in Ausbreitung befindliche, aus Nordamerika stammende, invasive Eichennetzwanze, die seit 2019 auch in Österreich nachgewiesen ist. In den Eichenwäldern Kroatiens und Ungarns sorgt die Netzwanze jedes Jahr für starke Vergilbung und Austrocknung der Blätter im Hochsommer. Auch mehrjähriger Befall erwies sich noch nicht als tödlich, allerdings ist von einer Schwächung der Bäume auszugehen, auch eine Verringerung der Eichelmast ist wahrscheinlich.
Zu befürchten sind starke Auswirkungen auf das Eichenwald-Ökosystem, da die jährliche Blattschädigung durch die Netzwanze einer ganzen Reihe spezialisierter Arten die Nahrungsgrundlage entzieht. Die Ausbreitung erfolgt rasant entlang wichtiger Verkehrswege, und derzeit stehen keine effektiven Gegenmaßnahmen zur Verfügung.
Rindenbrütende Käferarten wie der Zweipunktige Eichenprachtkäfer oder der Eichensplintkäfer treten typischer Weise nach Vorschädigung der Eichen in Erscheinung. Ganz im Gegensatz zur Fichte muss man bei der Eiche keine Käferkalamitäten mit großer Eigendynamik fürchten, dennoch kann es in Gemeinschaft mit anderen Schadfaktoren zu erheblicher Mortalität kommen. Der Eichenprachtkäfer könnte im Zusammenhang mit dem Akuten Eichensterben (siehe unten) zukünftig eine besondere Bedeutung erlangen. Aber die Eiche ist auch Wirtsbaum für Flaggschiffarten des Naturschutzes, wie den streng geschützten Heldbock.
Pathogene
Drei ursprünglich aus Asien stammende Mehltau-Arten (Erysiphe) können die Verjüngung von Eichen empfindlich beeinträchtigen, stellen jedoch für Altbäume keine lebensbedrohende Gefahr dar, solange diese nicht durch Trockenheit oder Schadinsekten geschwächt sind.
Hallimasch-Arten (Armillaria) haben als Wurzelschadfaktoren im vergangenen Jahrzehnt stark an Bedeutung gewonnen. Vor diesen fakultativen Pathogenen, die vor allem durch Wassermangel geschwächte Wurzelsysteme zur Gänze zerstören können, sind auch Eichen nicht verschont.
Der Spindelige Rübling (Gymnopus fusipes) parasitiert ebenfalls Starkwurzeln von Eichen, insbesondere Roteichen. Bestände auf kalkhältigen, schotterigen Böden sind nach trockenen Sommern besonders gefährdet. Bis zum Erscheinen der charakteristischen Pilzfruchtkörper an der Stammbasis vergehen gewöhnlich mehrere Jahre, während derer das Wurzelsystem zur Gänze zerstört wird.
Abbildung 3: Bei starkem Befall durch die Eichennetzwanze kommt es im Laufe des Sommers zu sehr starker Vergilbung bis zur Vertrocknung des Laubes. Foto: © BFW
Akutes Eichensterben (AOD) ist ein Krankheitsphänomen, dem gegenwärtig in England Eichen zum Opfer fallen. Typisch sind absterbende Kronen und Saftfluss am Stamm, der mit Stammläsionen und Fraßgängen des Prachtkäfers Agrilus biguttatus verbunden ist. Als Erreger des Absterbens treten verschiedene Bakterienarten auf, die kürzlich auch in Österreich nachgewiesen wurden.
Bretziella fagacearum (= Ceratocystis fagacearum) löst bei verschiedenen Eichenarten eine Welkekrankheit mit obligatem Absterben des Baumes aus. Der in Nordamerika beheimatete Erreger wird vor allem durch den Holzhandel verbreitet, daneben können die Sporen auch mit Windströmen in neue Gebiete gelangen. Die äußerst aggressive Art hat Europa noch nicht erreicht und hat daher hohen Quarantänestatus.
Seit etwa 40 Jahren sind die Eichen in Zentraleuropa vom Eichensterben betroffen, einem immer wieder aufflackernden Komplex von Krankheitssymptomen als Folge der Interaktion abiotischer – hier erwiesen sich insbesondere Störungen der Wasserversorgung als bedeutend – und unterschiedlicher biotischer Faktoren. Letztere werden meist zu Schlüsselfaktoren für das Überleben oder das Absterben betroffener Individuen.
So können wiederholte Kahlfraßereignisse im Verein mit Wurzelpathogenen Eichenwälder substantiell bedrohen. Unter den Wurzelzerstörern nehmen Phytophthora-Arten einen hohen Rang ein. Diese Arten benötigen als obligate Pathogene keine Vorschwächungen der Bäume, sondern befallen die Wurzelsysteme, indem sie mit infiziertem Pflanzgut oder durch Oberflächenwasser (Überschwemmungen durch verseuchte Flüsse und Bäche) in den Bestand gelangen. Die bei Eichen aggressivste Art ist Phytophthora cinnamomi, die aus ihrem Verbreitungsgebiet im Mittelmeergebiet nach Zentraleuropa auf dem Vormarsch ist und sich in milden Wintern auch in unseren Breiten dauerhaft etablieren kann.
Die lange Liste potentieller Schaderreger an den Eichen soll nicht entmutigen, diese im Klimawandel extrem wichtigen Baumarten zu forcieren. Auch die sich derzeit neu ausbreitenden Krankheiten und Schädlinge stellen aus heutiger Sicht keine existenzielle Bedrohung der Eichenarten dar. Es ist allerdings wichtig, deren Gesundheit zu beobachten, um im Falle negativer Entwicklungen gegensteuern zu können, und Einschleppungen neuer Schadorganismen zu vermeiden.
Weitere Literatur:
Waldschutz-Merkblätter des BFW: PDF-Download.