Abb. 2 - Weiblicher Kopfhornschröter beim Schlüpfen, dessen Panzer noch nicht ganz ausgehärtet ist. Foto: Doris Hölling (WSL)
Abb. 3 - Der räuberisch lebende Goldglänzende Laufkäfer liebt feuchte und kühle Laub- und Mischwälder. Foto: Doris Hölling (WSL)
Im ersten Band der mehrteiligen Reihe über mitteleuropäische Käfer beschreiben drei erfahrenen Spezialisten rund 430 Arten, die man im und am Wald antreffen kann. Die zahlreichen Farbfotos erleichtern die Identifikation der Tiere oder ermöglichen zumindest eine Zuordnung zu den charakteristischen Käfergruppen. Ausserdem zeigen sie auch deren unterschiedliche Lebensräume.
Eingeleitet wird das Buch durch einen "Allgemeinen Teil", der Informationen zu Körperbau, Lebensweise und Entwicklung sowie Besonderheiten der Käfer enthält. Ausserdem wird auf Unterschiede zu anderen Insektenordnungen eingegangen. Daran schliesst sich ein Informationsteil zur "Ökologie der Wälder", "Waldkäfer in ihren Lebensräumen" und "Arten- und Biotopschutz im Wald" an.
Sehr intensiv gehen die Autoren dabei auf Totholzlebensräume sowie deren Bedeutung und Schutz ein, denn aufgrund der Waldbewirtschaftung sind diese vielfach selten geworden. Die unterschiedlichen Totholzstrukturen bieten aber zahlreichen gefährdeten Käferarten Lebensraum.
Diese Darstellung unterscheidet das vorliegende Buch auch deutlich von anderen Werken, in denen diese Käfer oft nur als Schädlinge dargestellt werden. Dass sie ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald sind, wird dabei meist verschwiegen.
In Kürze alles Wichtige zu den ausgewählten Arten und Familien
Abb. 4 - Der männliche Hirschkäfer gehört zu den auffälligsten Käfern in Europa. Die Larvenentwicklung dauert je nach Qualität des Holzes zwischen 3 und 5, manchmal auch 8 Jahre. Foto: Doris Hölling (WSL)
Im "Speziellen Teil" findet der Leser auf ca. 250 Seiten 430 Artportraits mitteleuropäischer Käfer. Diese bestehen jeweils aus einem oder mehren Fotos und einem kurzen, informativen Text zur jeweiligen Art, der Merkmale wie Aussehen, Grösse sowie Angaben zu Vorkommen und Lebensweise beinhaltet. Zusätzlich wird auf ähnliche Arten verwiesen, um Bestimmungsfehler zu minimieren. Die Auswahl der Arten richtet sich - laut Autoren - zum einen nach der Verfügbarkeit der Fotos, zum anderen ist es eine Mischung aus typischen und häufigen sowie seltenen und versteckt lebenden Arten. Die Käferarten werden in familiensystematischer Reihenfolge präsentiert.
Auf den Bildteil folgt noch eine Kurzcharakteristik der abgebildeten 64 Käferfamilien. Benutzerfreundlicher wäre es, wenn diese direkt vor den jeweiligen Artportraits stehen würde. Hier findet der Leser in wenigen Worten alles Wissenswerte zur Artenvielfalt, Lebensweise und speziellen körperlichen Merkmalen der jeweiligen Familien.
Daran schliesst sich ein Glossar an, in dem alle wichtigen Fachausdrücke erklärt sind. Eine kleine Literaturauswahl und das Stichwortverzeichnis runden das Buch ab. Darüber hinaus finden sich im Text immer wieder Tipps zu weiterführender und vertiefender Literatur zu einzelnen angesprochenen Aspekten.
Idealer Exkursionsbegleiter
Die Autoren wünschen sich, dass die Benutzer dieses Käferführers auf ihren Exkursionen oder Waldspaziergängen Lust am Beobachten und Suchen von Käfern bekommen und anhand der Fotos sowie der begleitenden Texte mehr zur faszinierenden Lebensweise der entdeckten Tiere und ihrer Umwelt erfahren können und Freude an der Begegnung mit ihnen empfinden!
Sein handliches, stabiles und wasserabweisendes Outfit und die kurzen, informativen Texte in Kombination mit den zumeist sehr guten Fotos machen diesen aufwändig gestaltete Käferführer zu einem sehr gut geeigneten Exkursionsbegleiter für Biologen, Forstwirte, Naturbegeisterte, ökologische Fachgutachter oder interessierte Laien. Hilfreich sind dabei sicherlich auch die Hinweise auf ähnliche Arten und Information zu Vorkommen und Lebensweise. Das Buch ist auch geeignet für ambitionierte Naturfotografen zur Einordnung ihrer Fotos.
Gut bebildert
Dieser erste Band einer mehrteiligen Reihe bietet dem interessierten Laien einen guten Einstieg - wobei er aber kein Bestimmungsbuch ersetzen kann und will. Für andere ist es eine Sammlung guter Makrofotografien - speziell auch von Käfern, die man nicht allzu oft zu Gesicht bekommt.
Alle Fotos sind farbgetreu, scharf und kontrastreich und zeigen die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind die Käfer sehr gut dargestellt – meist von oben oder leicht seitlich. Ein Foto zeigt z. B. zwei verschiedene Käferarten (S. 85) auf einem Bild, was vielleicht nicht ganz glücklich gewählt ist. Ein anderes lässt den Käfer mehr erahnen als sehen (S. 227 ), was ja vielleicht Absicht ist, um aufzuzeigen, wie schwer manche Arten im Gelände überhaupt zu entdecken sind.
Das Buch ist als Hilfsmittel bei Exkursionen oder zur Orientierung bei den zahlreichen Wald- und Totholzkäfern sehr zu empfehlen, sofern man nicht erwartet, in einem Buch dieser handlichen Grösse alle Käfer dieses Habitats abgebildet zu finden.
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