Lichte Wälder beherbergen eine grosse Zahl holzbewohnender Käfer. Diese Insektengruppe übernimmt im Ökosystem wichtige Funktionen: Holzbewohnende Käfer tragen einen wesentlichen Teil zum Holzabbau bei, schaffen durch ihre Frasstätigkeit neue Nistmöglichkeiten für verschiedene Vogelarten und bilden für Vögel, Fledermäuse und Eidechsen einen wichtigen Nahrungsbestandteil.

Was sind holzbewohnende Käfer?

Zu den holzbewohnenden (= xylobionten) Käfern zählt man alle Käfer, die in einer ihrer Lebensphasen auf Holzsubstrat angewiesen sind. Dazu gehören die Borkenkäfer, die das Holz direkt zersetzen, genauso wie der Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius, Abb. 1), der sich von den Borkenkäfern ernährt, sowie auch diejenigen Arten, die holzzersetzende Pilze fressen.

In Mitteleuropa wurden bis heute ca. 8’000 Käferarten nachgewiesen, darunter 1’340 xylobionte Arten. In der Schweiz sind ca. 6’400 Käferarten bekannt, wovon rund ein Fünftel auf und im Holz lebt. Die Hälfte der xylobionten Käfer steht auf der Roten Liste Deutschlands. Auch in der Schweiz ist eine Rote Liste der xylobionten Käfer in Bearbeitung. Dass so viele holzbewohnende Käfer als gefährdet gelten, deutet darauf hin, dass die benötigten Strukturen und Lebensräume stark gefährdet sind.

Totholz - eine Mangelware

Totholz ist ein wichtiges Strukturelement in unseren Wäldern. Es dient vielen Organismen als Nahrungsressource. Ab einem Totholzanteil von 30 m3/ha geht man davon aus, dass der grösste Teil der im Gebiet möglichen xylobionten Arten mit einer stabilen Population vorkommen kann. In den Wäldern des Mittellandes wurden im letzten Landesforstinventar durchschnittlich aber nur gerade 4.9 m3/ha Totholz gemessen.

Nicht nur die Menge an Totholz spielt für die Biodiversität eine Rolle, sondern auch der Standort des toten Holzes und dessen Zersetzungsgrad. Zudem kommt es darauf an, ob ein toter Baum steht oder ob das Holz bereits am Boden liegt. Eine abgestorbene Buche bietet in den ersten beiden Jahren für den Schrot-Zangenbock (Rhagium mordax, Abb. 2) ideale Entwicklungsbedingungen. Dieselbe Buche ist für den Balkenschröter (Dorcus parallelopipedus, Abb. 3) erst Jahre später eine optimal nutzbare Ressource, wenn der Zersetzungsprozess bereits fortgeschritten ist.

Je nach Baumart schwankt die Artenzahl der xylobionten Käfer. Die Eiche gilt als die "artenreichste" Baumart. Sie beherbergt ungefähr 650 holzbewohnende Käferarten, während es auf der Buche "nur" 240 und auf der Fichte gerade noch 60 verschiedene Käfer sind.

Käfer lieben's hell

Ein reiches Totholzangebot genügt aber nicht, um eine vielfältige Käferfauna zu erreichen. Licht und Besonnung spielen im ganzen System eine genau so wichtige Rolle. Eine Untersuchung im Arlesheimer Wald (nahe Basel) zeigte, dass ausreichend Totholz oder Blüten noch nicht zu einer Erhöhung der Käfervielfalt führt. Waren jedoch Totholz und Blüten miteinander kombiniert, so verdoppelte sich die Anzahl Arten der Roten Liste.

Die Erklärung dafür ist einfach: viele Bock- und Prachtkäfer fressen sich als Larve durch Totholz. Nach der Entwicklung zum adulten Käfer stehen oft Blütenpollen und Nektar zu oberst auf der Speisekarte. Viele Käfer bevorzugen auch ganz bestimmte Blütenfarben. Der Prachtkäfer Anthaxia salicis liebt zum Beispiel gelbe Hahnenfussblüten.

Xylobionte Käfer fördern

Um für die holzbewohnenden Käfer optimale Lebensräume zu schaffen, empfehlen die Expterten:

  • Totholzanteil in Form von Wurzelstöcken, Astmaterial, liegenden und stehenden Stammstücken erhöhen. Eine Menge von mindestens 30 m3/ha Totholz ist erstrebenswert.
  • Stehendes Totholz erhalten und eventuell durch Ringeln von Bäumen vermehrt fördern.
  • Liegendes Totholz wenn immer möglich an besonnten oder halbschattigen Stellen (Waldlichtungen, Waldränder) deponieren/lagern. Ist das Holz zu Stapeln aufgeschichtet, sollten diese nicht mit Plastikplanen abgedeckt werden, die das Holz gegen oben ganz einschliessen, denn soolche Abdeckungen werden zu Käferfallen. Wellblech oder Bretter sind vorzuziehen.
  • Alle drei bis fünf Jahre "neues" Totholz zuführen, damit verschiedene Zersetzungsgrade vorhanden sind.
  • Bestandesauflichtungen: Dadurch wird das Blütenangebot in der Krautschicht erhöht. Diese Blütenvielfalt lässt sich durch periodisches Schneiden des aufkommenden Jungwuchses erhalten.
  • Schaffung artenreicher Wald- und Wegränder. Das Blütenangebot sollte über eine möglichst lange Zeitdauer erhalten werden. Dazu tragen Kräuter und Sträucher bei.

(TR)