Für Vorwälder zur Energie- oder Industrieholzproduktion bieten sich eine Reihe von Baumarten an. Dazu gehören neben Birke, Erle und Aspe auch Balsam- und Schwarzpappeln. Hinsichtlich deren Wuchspotenzials auf suboptimalen Pappelstandorten bestehen noch etliche Wissenslücken.

Weitere Artikel zum Projekt auf waldwissen.net:
- Vorwald – Biomasse für Energie und Industrie
- Vorwälder fördern die Bodenfruchtbarkeit
- Energie-Vorwälder: Kooperative Geschäftsmodelle
- Ernte von Energieholz aus Vorwäldern

In der Praxis werden Schwarzerlen, Birken, Aspen, aber auch Salweiden und Vogelbeeren als Vorwaldbaumarten verwendet, häufig aus Naturverjüngung. Der Anbau von Schwarz- und Balsampappeln, die auch als Vorwaldbaumart eingesetzt werden können, wurde zwar Ende der 60er Jahre getestet, ein planmäßiger Anbau geschieht aber nur bei idealen Bedingungen zumeist in Auebereichen. Wichtige Gründe gegen eine weitere Verbreitung gepflanzter Vorwaldbestände aus Pappeln sind neben der Vermarktung des Holzes vor allem Unsicherheiten bezüglich des Wuchspotenzials auf suboptimalen Standorten, also typischen Waldstandorten. Dabei hatten Länder wie Baden-Württemberg bis Anfang der 70er Jahre eine lange Tradition im Pappelversuchswesen. Die damaligen Pappelexperten erbrachten von diesen Flächen bereits aufschlussreiche Ergebnisse, welche die Autoren hinsichtlich einer Vorwaldnutzung nun neu aufgearbeitet haben.

Pappelwachstum auf verschiedenen Standorten

Die herausragende Eigenschaft der Pappeln als Vorwaldbaumart ist ohne Zweifel ihre Raschwüchsigkeit. In wenigen Jahren, auf besseren Standorten bereits nach 4–5 Jahren, entsteht eine Überschirmung, die Frostschäden am Unterstand verhindern und konkurrierende Bodenvegetation zurückdrängen kann. Und natürlich ist ihre Biomasse als Brennstoff aber auch als Industrieholz interessant. Vornutzungen sind zu einem so frühen Zeitpunkt möglich, wie bei fast keiner anderen Baumart in Deutschland. Pappeln haben ein breites Standortspektrum. Grundwassernahe Standorte mit ausreichender Basenversorgung werden einvernehmlich als optimale Standorte für den Anbau von Schwarz- und Balsampappeln angesehen. Für den Anbau als Vorwald kommen allerdings zumeist Standorte in Frage, welche diese Bedingungen nicht erfüllen. Bei einer Verwendung als nutzbare Vorwaldbaumart sind die ersten 20 Wuchsjahre von besonderem Interesse. Die Analyse der Wuchsergebnisse zeigen für Alter 20 erwartungsgemäß, dass Pappeln bei Grundwassereinfluss und auf Auestandorten am besten wuchsen. Es wurden Mittelhöhen von 25 m im Alter 20 erreicht. Keine großen Unterschiede gab es beim Wachstum auf Ton- und Lehmböden, bei Anwesenheit von Hang- und Stauwasser bzw. Böden ohne Hang-, Stau oder Grundwasser sowie bei unterschiedlicher Höhenlage, Temperatur und Niederschlagsmenge (Tab. 1).

Tab. 1: Mittlere Baumhöhen (h) nach 20 Jahren der besten Pappelsorten aufgeschlüsselt nach verschiedenen Standortsfaktoren (Anzahl Versuchsflächen: 43)

Wuchshöhen

Balsampappeln und Balsampappelhybriden gelten als deutlich standortstoleranter als Schwarzpappeln und deren Hybriden. Die Untersuchungen zeigten, dass je nach Bodenwassereinfluss die mittleren Wuchshöhen im Alter 20 bei den Balsampappeln zwischen 20,5–24,5 m bzw. bei den Schwarzpappeln zwischen 17–22,5 m lagen (Abb. 2). Die erfolgreichsten Sorten erreichten bei Grundwassereinfluss eine Höhe von fast 30 m. War statt Grundwasser Hangwasser vorhanden, zeigten sich die dort angebauten Balsampappeln den Schwarzpappeln im Wachstum deutlich überlegen. Bei Stauwassereinfluss wurde das schlechteste Höhenwachstum erzielt, bei nur geringen Unterschieden zwischen den Sektionen. Allerdings variierten hier die Wuchshöhen der Schwarzpappeln deutlich stärker. Umgekehrt war die Situation auf Standorten, die weder Grund-, Stau oder Hangwasser aufwiesen. Im Mittel waren aber auch hier die Balsampappeln den Schwarzpappeln überlegen.

Pflanzverbände

Schwarz- und Balsampappeln als Vorwald wurden schon mit verschiedenen unterständigen Baumarten erfolgreich kombiniert. Aussichtsreich sind insbesondere Mischungen mit schattentoleranten Baumarten. Zum Beispiel hat sich die Kombination Weißtanne mit Pappeln bewährt und aus früheren Versuchsanbauten haben sich beeindruckende Bestände entwickelt (Abb. 3). Um Industrieholzdimensionen zu erreichen, können bei Unterbau von Schattbaumarten die Pappeln flächig z. B. im 3 x 3 m oder 4 x 4 m Verband gepflanzt werden. Erntetechnische Aspekte bestimmen dann das konkrete Pflanzdesign, um Schäden am Nachfolgebestand zu minimieren. Bei Halbschatten- und Lichtbaumarten muss man weitere Verbände oder Reihenanordnungen wählen.

Der Anbau von Pappeln als Vorwald bietet viele Optionen. Sind die Standorte nicht zu ertragsschwach, was im Fall von Balsam- und Schwarzpappeln zu basenarm und zu trocken bedeutet, sind auf vielen Standorten im Südwesten Deutschlands mit Pappeln befriedigende Wuchsleistungen in kurzer Zeit möglich.