Österreich ist ein von den Ostalpen dominiertes Land, das zwei Drittel des Gebirgszuges einnimmt. Daher kommt dem Wald, speziell dem Schutzwald, eine besondere Bedeutung zu. Viele Gefahren, die von den Steillagen der Alpen ausgehen, sind für den Schutzwald und seine "Akteure" eine besondere Herausforderung. Die Schutzwälder lichten sich auf und tendieren zur Einschichtigkeit und nur etwa die Hälfte des Schutzwaldes wurde als stabil beurteilt.

Häuser werden in gefährdete Gebiete gebaut, immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit im Wald und der Tourismus erschließt neue Gebiete. Deshalb benötigen wir einen Schutzwald, der gut bewirtschaftet wird und seine schützende Funktion gut erfüllen kann.

Schutzwald im Überblick

Die Österreichische Waldinventur versteht unter Schutzwald den Standortschutzwald, dessen Bestockung den eigenen Standort vor Erosion und Wind schützt. 21 % der österreichischen Waldfläche wurde als Schutzwald ausgeschieden. Etwa zwei Drittel des Schutzwaldes stehen außer Ertrag, davon sind 60 % begehbar. Die größten Anteile befinden sich in den Bundesländern Tirol und Steiermark. Mehr als die Hälfte des Schutzwaldes gehören Kleinwaldbesitzern und der Österreichischen Bundesforste AG.

Tabelle 1: Schutzwald im Überblick (Quelle: Österreichische Waldinventur 2007/09)
BetriebsartFläche (in 1000 ha)Prozent
Wirtschaftswald306776,9
Schutzwald im Ertrag3318,3
Schutzwald außer Ertrag50012,5
Ausschlagwald932,3
Summe3991100

Nicht nur die Gesamtwaldfläche hat in Österreich zugenommen, sondern auch die des Schutzwaldes. Das ist hauptsächlich auf die nicht mehr bewirtschafteten Weideflächen im Waldgrenzbereich zurückzuführen.

Der Schutzwald außer Ertrag stockt hauptsächlich zwischen 1600 und 2000 m Seehöhe, der Schutzwald im Ertrag zwischen 1300 – 1800 m. Der Wirtschaftswald hat im Vergleich dazu seine Verbreitung zwischen 400 und 1000 m (Abbildung 1).

Ein wesentliches Kriterium für den Schutzwald ist neben der Seehöhe die Steilheit des Geländes. Fast zwei Drittel des Schutzwaldes befinden sich in sehr steilen Hängen.

Erstmals wurde der Vorrat im Schutzwald außer Ertrag nicht okular geschätzt, sondern mit einer speziellen Methode gemessen. Es stocken danach etwa 187 m³/ha, das sind in Summe etwa 2,8 % des Gesamtvorrates oder 32 Mio. m³. Bei reinen Latschenflächen liegt der Hektarvorrat bei rund 20 m³. Diese Berechnung wurde im Wesentlichen für die Kyoto-Berichterstattung gemacht und soll nicht als Potenzial für künftige Nutzungen angesehen werden.

Wie stabil ist der Schutzwald?

Freiflächen sagen einiges über die Stabilität und Struktur des Schutzwaldes aus: Aus Freiflächen können leichter Lawinen abgehen, es fließt mehr Regen oberflächlich ab. Ein Fünftel der Freiflächen kommt im Schutzwald vor. Nahezu drei Viertel der Freiflächen sind größer als 1000 m². Die Freiflächen haben zum Großteil natürliche Ursachen wie Windwurf oder Lawinenereignisse.

Ein wichtiger Faktor ist der Nachwuchs des Waldes, die Naturverjüngung. Hier sind zwei Drittel aller Bestände verjüngungsnotwendig. Davon ist aber nur rund ein Viertel mit einer ausreichenden Verjüngung ausgestattet. Hauptverantwortlich dafür sind nach wie vor Waldweide und Wildverbiss.

Die Entwicklungsphasen geben einen Aufschluss über die Stabilität der Bestände. Es dominiert im Schutzwald die Terminalphase mit den nachfolgenden Zerfallsphasen mit nahezu 40%. Diesen Trend zeigen auch die Wuchsklassen, wo es neben den steigenden Lückenanteilen auch zu einer Verschiebung Richtung starker Dimensionen gekommen ist. Der Schutzwald ist überaltert: Ein Viertel der Schutzwälder ist älter als 140 Jahre.

Festgestellt wird auch die mechanische Stabilität gegenüber Sturm, Schnee, Waldbrand und Immissionen. Nur etwa die Hälfte des Schutzwaldes wurde von der Waldinventur als stabil beurteilt.

Naturverjüngung fehlt

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Reproduktion des Waldes. Hier sind, abgesehen von den gesicherten Jungwuchsbeständen, alle anderen Bestände verjüngungsnotwendig (67 %). Davon sind aber nur 23 % mit einer ausreichenden Verjüngung ausgestattet. Hauptverantwortlich dafür sind nach wie vor Waldweide und Wildverbiss.

Das stehende Totholz nimmt weiter zu und weist derzeit im Schutzwald im Ertrag einen Hektarwert von 11,7 Vfm auf. Erstmals wurde auch im Schutzwald außer Ertrag über eine Modellrechnung das stehende Totholz mit 7,5 Vfm/ha berechnet. Das stellt im Verhältnis zum Vorrat/ha etwa 4% dar, im Wirtschaftswald ist der Totholzanteil nur 2 % vom Hektarvorrat.

Waldgesellschaften im Schutzwald

Die Rahmenbedingungen wie Wuchsgebiet, Seehöhe, Klima, Wasserhaushalt oder Exposition lassen unterschiedliche Waldgesellschaften entstehen. Diese werden als potenziell natürliche Waldgesellschaften (PNWG) bezeichnet und wären ohne menschlichen Einfluss entstanden. Der subalpine Fichtenwald würde im Schutzwald am häufigsten vorkommen, gefolgt vom Fichten-Tannen-Buchenwald.

Die Verteilung der aktuellen Waldgesellschaften sieht aber anders aus: Fichtenwälder dominieren noch den Schutzwald (Abbildung 2), ein positiver Wandel zeichnet sich ab: Der Anteil von Fichte und Waldkiefer nimmt ab, Buche und andere Laubbäume verdrängen die Nadelhölzer. Und die Schutzwälder werden naturnäher.