Die waldbauliche Behandlung der Esche

Aus der ehemals stabilen und relativ betriebssicheren Baumart Esche wurde aufgrund des Triebsterbens eine Risikobaumart. Eine waldbauliche Neubewertung ist nötig, vollständig aufgegeben sollte man die Esche aber nicht.

Die waldbaulich relevanten Eigenschaften der Esche sind ihre Verjüngungsfreudigkeit, ihre je nach Alter unterschiedliche Lichtbedürftigkeit, die relativ gerade monopodiale Wuchsform sowie die Möglichkeit, in relativ kurzen Zeiträumen Wertholz mit großen Durchmessern erzeugen zu können.

Die Esche zählt mit einer Baumhöhe von bis zu 40 Metern zu den höchsten heimischen Laubbäumen. Sie kommt in ganz Europa, außer in Südspanien und Nordskandinavien, vor. Selbst vor Hochlagen schreckt sie nicht zurück, wie vereinzelte Vorkommen in den Alpen bis auf 1.500 Meter zeigen. Nach Buche und Eiche gehört sie derzeit zu den wichtigsten einheimischen Laubnutzhölzern und stellt im Auwald einen nicht wegzudenkenden Wirtschaftsfaktor dar.

Die Zuwachsgrößen der Esche kulminieren in der Stangenholzphase, wo ihre Wuchsüberlegenheit gegenüber den Schattbaumarten nachlässt. Spätestens ab dieser Phase wird die Konkurrenz durch die Buche immer stärker. Lediglich auf Standorten, wo die Esche besonders konkurrenzstark ist – es können sehr feuchte oder sehr trockene sein – kann sie mit der Buche mithalten.

Holzeigenschaften und –verwendung

Das Eschenholz hat ausgezeichnete Festigkeitseigenschaften, ist zäh und elastisch. Es zählt zu unseren schwereren und harten Hölzern. Das Holz ist im Freien wenig dauerhaft, gedämpft gut biegbar sowie gut zu messern und zu schälen. Das Holz ist hell. Es kann zu einer Braunkernbildung kommen, die keinen Einfluss auf die Holzfestigkeit hat.

Analog zur Eiche findet auch bei der Esche die milde (enge gleichmäßige Jahrringe) Verwendung für Furnier-, Möbel- und Fußbodenherstellung und die harte (breite gleichmäßige Jahrringe) Verwendung für mechanisch hoch beanspruchte Teile in Sportgeräten (Barrenholme, Ruder, Sprossenwände) oder Werkzeugstielen. Der Spätholzanteil und damit auch Holzdichte und Festigkeit steigen mit zunehmender Jahrringbreite bis 4 mm stark, bis 6 mm schwach und ab 6 mm kaum an. Für die mechanische Verwendung sollten daher die Jahrringbreiten mindestens 4 mm, im Idealfall 6 mm betragen.

Standortsansprüche

Die Esche stellt relativ hohe Anforderungen an die Nährstoffversorgung des Bodens. Ihr sagen basische, auf Kalk entstandene Böden sehr zu. Das Spektrum reicht von trockenen Humus-Karbonatstandorten bis zu Fluss- oder Bachauen, wo die Nährstoffe durch Überschwemmungen abgelagert werden. Sie ist nicht absolut winterhart und, obwohl sie spät austreibt, sehr spätfrostempfindlich. Durch ihr rasches Jugendhöhenwachstum kann sie der bodennahen Frostzone in wenigen Jahren weitgehend entwachsen. Mischbaumarten können die Spätfrostwirkung mildern und ermöglichen es der Esche, auch etwas höher gelegene, kältere Standorte zu bestocken.

Die Esche im Auwald

In den höher gelegenen Auwaldstufen, wo sich von Natur aus eine Hartholzbestockung (Harte Au) etabliert, spielt die Esche eine wesentliche Rolle. Als leistungs­fähige Edellaubbaumart mit ausreichender Widerstandsfähigkeit gegen zeitweilige Überschwemmungen trägt sie dort entscheidend zur Wertschöpfung bei. Besonders die Standorte der "Frischen Harten Au" mit ihren tafel­artigen Flächen und bereits deutlich gereiftem braunen Oberboden kommen der Esche sehr entgegen. Da die gängige Nutzungsform im Auwald der Kahlhieb ist, erfolgt die Verjüngung der Esche auf den stark zur Verunkrautung neigenden Standorten meist durch Pflanzung.

Verjüngung

Die Schattentoleranz von Eschen im Sämlingsstadium ermöglicht das Ankommen von Naturverjüngung unter Schirm. Für das weitere Gedeihen bedarf es jedoch kräftiger Auflichtungshiebe nach drei bis fünf Jahren ab deren Anflug. Als Minimum können Lochhiebe und femelartige Öffnungen mit 20 – 40 m Durchmesser angenommen werden.

In Buchen- und Eichenwaldgesellschaften, die auf Karbonatstandorten stocken, besteht die Gefahr der sogenannten "Vereschung". Man versteht darunter, dass die Esche mit ihrer großen Verjüngungspotenz dort Pioniercharakter aufweist und in der Naturverjüngung die erwünschten Anteile der Hauptbaumarten verdrängt. Das geschieht vor allem wegen der intensiven Durchwurzelung der oberen Bodenhorizonte durch die bürsten­dick aufkommenden Eschen. Da sich auf solchen Standorten bei der Esche kaum Qualitätsholz erzeugen lässt, sollte ihr Anteil an der Bestockung durch waldbauliche Maßnahmen in Schranken gehalten werden. Das kann vor allem durch die Steuerung des Lichteinfalls erreicht werden, wobei ein ausreichender Altholzschirm das Wachstum der Esche hemmt und die Buche begünstigt.

Aufforstungen können in Form von Reihenverbänden, aber auch als Teil­flächenkultur (Trupp-Pflanzung) er­folgen. Reihenverbände mit 2.000 – 3.000 Pflanzen pro Hektar gewährleisten im Allgemeinen eine zufriedenstellende natürliche Astreinigung. Teilflächen­kulturen haben den Vorteil, dass die Pflanzen konzentriert im Bereich der späteren Z-Baumstandorte gesetzt werden. Auf diese Weise kann man mit geringeren Pflanzenzahlen einen punktuell engeren Verband begründen. Die Pflanzenanzahl pro Trupp sollte je nach geplanter Pflegeintensität (Formschnitt, Astung) zwischen 12 und 20 Stück pro Trupp liegen.

Diese Begründungsvarianten eignen sich vor allem dann, wenn mit keiner oder wenig natürlicher Sukzession gerechnet werden kann. Die Astreinigung muss also überwiegend durch die innerartliche Konkurrenz stattfinden. Kann mit Naturverjüngung, zumindest für erzieherische Zwecke gerechnet werden, sind diese Aufforstungskonzepte entsprechend zu adaptieren. Möglichkeiten sind beispielsweise Reihenweitverbände mit Abständen von 8 – 12 m und Pflanzabständen von 1,5 – 2 m in der Reihe oder Trupppflanzungen mit je fünf Pflanzen pro Trupp.

Zwei-Phasenkonzept zur Wertholzproduktion auch bei Esche

In Phase 1 (Qualifizierung) wird bis zum Erreichen der angestrebten astfreien Schaftlänge (zirka ein Drittel bis optimal ein Viertel der Endbaumhöhe) kaum in die Jungbestände eingegriffen, um die für die Qualität entscheidenden Differenzierungs- und Astreinigungsprozesse nicht zu unterbrechen. Die natürliche Astreinigung durch Konkurrenzeinwirkung sowie die Selbstdifferenzierungsprozesse funktionieren bei der Esche grundsätzlich sehr gut (Abbildung 1).

Die natürliche Astreinigung wird durch den Konkurrenzdruck (Seitendruck) im Kronenraum während des Dickungs- und frühen Stangenholzstadiums erreicht. In dieser Phase wird das Dickenwachstum gebremst und die Ausdehnung des astigen Kerns im Inneren des Stammes verringert (Abbildung 2). Der für die Astreinigung erforderliche Seitendruck kann entweder von der eigenen Art oder durch eine mindestens gleich stark beschattende Art erreicht werden.

In diesem Stadium werden lediglich Maßnahmen zur Mischwuchsregulierung, Protzenaushieb und bei zu geringem Dichtstand Astungsmaßnahmen durchgeführt. Lediglich wenn bei sehr dichten Naturverjüngungen und ungenügender natürlicher Differenzierung mit Stabilitätsproblemen zu rechnen ist, kann in den Bestand im Sinne von vorsichtiger Standraumregulierung eingegriffen werden. Trotz der leichten Begünstigung von vitalen schönen Eschen darf der Astreinigungsprozess jedoch nicht unterbrochen werden. Am Ende der Qualifizierung erfolgt die Auswahl der Z-Bäume.

Astreinheit nützt wenig, wenn der Durchmesser nicht stimmt

In der 2. Phase (Dimensionierung) wird das Ziel, möglichst große Durchmesser in kürzester Zeit zu erreichen, durch starke Durchforstungseingriffe forciert. Sobald die Bäume die angestrebte grün­astfreie Länge erreicht haben, werden rund 60 – 80 geeignete Z-Bäume im Abstand von 11 – 13 m je ha ausgewählt und dauerhaft markiert. Als Reaktion auf das Eschensterben empfiehlt es sich, die Z-Bäume im belaubten Zustand aus­zuwählen und neben qualitativen Parametern auch Vitalitätsmerkmalen entsprechende Beachtung zu schenken.

Die sorgfältig ausgewählten Z-Bäume werden nun stark freigestellt und durch die Möglichkeit zur Kronenexpansion können die Z-Bäume ihr Durchmesserwachstum steigern. Die Durchforstungsintervalle sollten so gewählt werden, dass sich die Kronenbasis durch Ausdunkelung nicht mehr stammaufwärts verschiebt. Da die Eschen zur Bildung eines fakultativen Farbkerns neigen (Eschenbraunkern) und dessen Ausdehnung am Stammquerschnitt neben Standortseinflüssen vor allem altersabhängig ist, sollte eine Produktionszeit von 80 Jahren nicht überschritten werden.

Durch konsequente Durchforstungen lassen sich in diesem Zeitraum Bäume mit Brusthöhendurchmessern von 60 cm und mehr erzielen. Die Chance, wertvolles, kernfreies Holz zu erzielen, ist damit groß. Breite Jahrringe sind aus holztechnologischer Sicht kein Nachteil.

Waldbauliche Neubewertung der Esche scheint angebracht

Aktuell sind die Bestände der Eschen durch das Eschentriebsterben ernsthaft bedroht und eine waldbauliche Neubewertung dieser Baumart scheint daher angebracht. Aus dieser ehemals stabilen und relativ betriebssicheren Baumart wurde eine "Risikobaumart", die aber trotz allem nicht vollständig aufgegeben werden sollte.

Von der Eschenpflanzung kann derzeit nur abgeraten werden, auch die Einbringung als Mischbaumart scheint zurzeit nicht sinnvoll. Naturverjüngung kann angenommen werden, doch sollten größere, reine Eschen-Naturverjüngungskomplexe vermieden bzw. standortsgerechte Mischbaumarten zusätzlich eingebracht werden. Gesunde oder nur schwach be­fallene Eschen sollten möglichst erhalten und im Zuge der Bestandespflege ge­fördert werden, wogegen stark Befallene im Jungwuchs und in der Dickung bevorzugt zu entnehmen sind.

Durch Maßnahmen zur Mischwuchsregulierung werden für den Standort geeignete, der Esche im Wuchs unterlegene Mischbaum­arten frühzeitig gefördert. Bei der Z-Baumauswahl im Zuge der Durchforstungen sollte auf die Vitalität besonders geachtet werden. Bäume mit einem Laubverlust von über 70 % und bereits verwertbaren Stammdurchmessern sollten unbedingt entnommen werden, da man bei rechtzeitiger Nutzung dieser Bäume davon ausgehen kann, dass Verfärbungen oder andere wertmindernde Schäden im Stammholz kaum auftreten. Um etwaige Symptome und die in­dividuelle Vitalität besser beurteilen zu können, sollte die Auszeige aus­schließlich während der Zeitspanne stattfinden, in der sich die Bäume in voller Belaubung befinden.

Der Ulme folgt mit der Esche eine zweite Edellaubbaumart, die nach derzeitigem Wissensstand einem Totalausfall erliegen könnte. Besonders bitter ist die Tatsache, dass es sich bei beiden Arten nicht nur um wirtschaftliche Hauptbaum­arten des Auwaldes handelt, sondern auch um Leitbaumarten der natürlichen Schlusswaldgesellschaften im Bereich der Harten Au. Trotz der teils düsteren Prognosen sollten wir die Esche ge­danklich noch nicht komplett streichen, zumal Ergebnisse des Projektes "Esche in Not" noch ausstehen und abgesicherte alternative Handlungsstrategien noch in der Entwicklung stecken.