Die Esche ist (noch) die zweithäufigste Laubbaumart Österreichs: Von der Ebene bis in hochmontane Bergwälder, von der feuchten Weiden-Au bis zum trockenen Schwarzkiefernwald kommt sie nahezu überall vor. Allerdings tritt sie meist nur eingesprengt auf, was ihre Wahrnehmung in der Forst­wirt­schaft reduziert. 

Wirtschaftlich bedeutend ist die Esche besonders in Hartholz-Auwäldern, wo sie wegen ihrer Raschwüchsigkeit und damit Zähigkeit auch beste Holzquali­täten mit geringem Kernanteil erzeugt. Und genau hier liegt der Schwerpunkt der Forstverwaltung Grafenegg.

Eschentriebsterben in Österreich

2005 gab es erste Nachweise. 2010 erreichte die Krankheit Osttirol und damit bundesweite Verbreitung. Tatsächlich begann die Ausbreitung wohl schon einige Jahre zuvor, geringe Kronenschäden wurden mangels Erfahrung nicht mit dem Triebsterben in Verbindung gebracht.

Innerhalb weniger Jahre war die Krankheit unübersehbar. Vor allem wenig vitale Bäume und Jungpflanzen fielen ihr zum Opfer. Die Naturverjüngung verschwand, eine angesichts der zuvor stets reichlichen, oft sogar gefürchteten Ansamung ("Vereschung") unerwartete, aber erklärbare Entwicklung.

Beim Sämling führt die Ringelung des Stämmchens durch den Pilz zum Ab­sterben. Ältere Bäume erleiden nur eine Kronenverlichtung und können diese sogar über einige Zeit durch das Aus­treiben schlafender Knospen aus­gleichen. Nasse Jahre, feuchte Standorte, geringe Vitalität, geringe Pflanzengröße und hohe Eschenanteile fördern die Krankheit. Bäume auf trockenen Kalkstandorten, einzeln stehende oder eingesprengte Eschen, ältere, vitale Bäume überleben länger.

Betriebliche Ausgangssituation

Die Esche ist die häufigste Baumart der Forstverwaltung Grafenegg in Niederösterreich (Abbildung 1), nicht zuletzt wegen Ulmen­welke und Eichensterben; beide Gattungen waren früher häufiger als Esche. Die letzte Inventur ergab einen Eschenvorrat von knapp 200.000 fm und einen jährlichen Zuwachs von über 6.000 fm. Das Eschentriebsterben trifft uns also massiv.

Entwicklung der Krankheit

Zunehmende Kronenschäden waren im Sommer 2014 Anlass für eine Stich­proben-Inventur von rund 6.000 Eschen­kronen. Das Ergebnis schien erfreulich. Rund zwei Drittel der Eschen wiesen nur geringe Blattverluste auf (Abbildung 2).

Die Betrachtung der Mortalität lieferte jedoch ein anderes Bild (Ab­bildung 2 und 3). Jährliche Absterbe­raten von 1 bis 7 %, deutlich höher bei jüngeren Bäumen, ließen mittelfristig eine dramatische Entwicklung be­fürchten. Die bereits einige Jahre zuvor begonnene rasche Aufarbeitung ge­schädigter Eschen wurde daher intensiv weitergeführt. Diese frühe und konsequente Aufarbeitung dürfte die Er­klärung für die vergleichsweise geringen Anteile stark verlichteter Kronen bei der Schadensinventur sein.

Um 2014 erlangte ein weiteres Symptom der Krankheit sprunghaft Bedeutung, das anfangs gar nicht mit dem Triebsterben in Verbindung gebracht wurde: Nekrosen an Wurzelanläufen, verbunden mit Hallimasch-Befall und dem raschen Absterben der Fein­wurzeln. Immer häufiger fielen und fallen auch heute scheinbar gesunde oder gering geschädigte Bäume ohne Sturmeinwirkung um. Das Erkennen und Einschätzen dieses Absterbens "von unten" ist nach wie vor äußerst schwierig bis unmöglich.

Jahrringverläufe legen Zuwachsrückgänge seit gut zehn Jahren nahe. Die Inventur­ergebnisse belegen das nicht bzw. wird die Wirkung des Triebsterbens durch andere Faktoren überlagert (wuchsfördernde Bestandesauflichtung?).

Bisherige Maßnahmen

Mit dem Anstieg der Schäden lag es nahe, in bereits früher betroffenen Ländern Informationen einzuholen. Eine 2009 erfolgte Studienreise in das Baltikum und nach Polen erbrachte aber wenig Klarheit. Die Einschätzung der Forstkollegen war ebenso unterschiedlich wie ihr Wissensstand. Während die Leiterin der lettischen Staatsforstgärten die Eschennachzucht eingestellt hatte und davon ausging, dass die Generation ihrer Kinder keine Eschen mehr kennen würde, sprachen Kollegen in Nordost­polen von kalten Wintern und dass es das "immer schon gegeben hätte".

Aus ökonomischer Sicht war abzu­klären, ob mit dem Pilzbefall eine Holzentwertung einhergeht. Untersuchungen durch Dr. Thomas Cech, BFW, in unseren Auen zeigten, dass das Holz befallener älterer Bäume nicht beeinträchtigt wird, was uns für den Umgang mit der Krankheit ein größeres Zeitfenster öffnete. Von Wasserreisern können jedoch Verfärbungen ins Stammholz vordringen. Unsere großkronigen, gut gepflegten Au-Eschen sind davon wenig bedroht, bei stärkerer Verlichtung werden sie ohne­hin gefällt.

Die nächste Herausforderung war die Abschätzung der drohenden Kalamitätsholzmengen, wozu 2014 die beschriebene Schadensinventur durchgeführt wurde. Sie ließ für die Folgejahre einen ökonomisch verheerenden Ausfall junger Z-Bäume, aber insgesamt einen bewältigbaren Holzanfall erwarten.

Für die Schadholzmengen gilt das nach wie vor. Allerdings haben die zuletzt zunehmenden Wurzelschäden die Sicherheitssituation im Wald stark verschärft, sowohl für dort Arbeitende als auch für Besucher. Großflächige be­hördliche Waldsperren werden unumgänglich sein.

Unsere Eschen-Kalamitätsnutzungen nehmen seit knapp zehn Jahren zu (Abbildung 4). Ein Rückgang ist nicht absehbar. Die Stabilisierung auf hohem Niveau könnte heuer eingesetzt haben. Auch ein weiterer Anstieg ist aber nicht auszuschließen.

Weitere Bewirtschaftung

In der harten Au sind mehrere Vorgangsweisen denkbar:

  1. Ersatz ausfallender Eschen durch Eschennaturverjüngung oder -pflanzung: Eschennaturverjüngung gibt es kaum mehr, resistente Eschen­pflanzen sind am Markt nicht er­hältlich. Bis zur Etablierung widerstandsfähiger Klongemische oder Samen­plantagen (Projekt "Esche in Not" des BFW) scheidet diese Variante daher aus.
  2. Waldbaulicher Investitionsstopp, Übergang zum Niederwald: Der Übergang zu Niederwald und Brennholzerzeugung erscheint sowohl volks- wie auch betriebswirtschaftlich haarsträubend: Auwälder sind die produktivsten Waldstandorte des Landes. Edellaubhölzer wie Esche, Stieleiche oder Schwarznuss können nirgendwo sonst in dieser Qualität und Quantität erzeugt werden. Der waldbauliche Rückzug ginge mit einem raschen Vermögensabbau Hand in Hand.
  3. Ersatz von Esche durch andere Hartholzarten: Ein Ersatz durch andere Hartholzarten ist aus mehreren Gründen problematisch. Deren lange Umtriebszeiten ähnlich der Esche, also 70 - 90 Jahre, führen zu unausge­glichenem Altersklassenverhältnis und jahrzehntelangen Perioden minimaler Erträge bei zugleich hohen Kosten. Die prägenden Baumarten der harten Au – Feldulme, Stieleiche und Esche – sind zudem alle von Krankheiten bedroht. Bei anderen Arten fehlen ausreichende Er­fahrungen und Märkte.
  4. Ersatz durch Weichholzarten oder standortsbezogen Weich- und Hartholzarten: Mit dem Ersatz ausfallender Eschen durch raschwüchsige Baumarten, vor allem Edelpappeln, können zukünftige Ertragslücken zumindest reduziert werden. Dem sind aber standörtliche Grenzen gesetzt. Edelpappeln sind lediglich bis in die frische harte Au gut angepasst. Mit sinkender Überflutungsgefahr stehen auf höheren Standorten jedoch zunehmend mehr Hartholzarten zur Verfügung. Eine Mischung von Weich- und Hartholzarten senkt zugleich ökologische Risiken und Marktabhängigkeiten. Wir setzen auf Schwarznuss, Spitz- und Bergahorn, Platane, Wildobst oder Gleditschie, trotz bedenklichen Gesundheitszustands auf Stieleiche und im Falle alternativloser Naturverjüngungen auch auf Robinie und Götterbaum. Von den Weichholzarten verwenden wir Edelpappeln und Winterlinde. Unter den Nadelbäumen könnte Thuje versucht werden. Die von Naturschutzseite empfohlene Silberpappel ist dagegen holztechnologisch wertlos. Sie neigt zu Ringschäle, rötlicher Färbung und strengem Geruch; das schließt die Verwendung in der Obstkistenerzeugung, einem klassischen Markt für Pappelholz, ebenso aus wie jede andere höherwertige Verwendung.

Zu bedauern ist in diesem Zusammenhang, dass die staatliche Pappel- und Baumweidenforschung in Österreich seit Jahren eingespart wurde, sehr zum Nachteil nachhaltiger Auwaldnutzung.

Schutzgut Harte Au – ein Abgesang auf "91F0"

Alle größeren Auwälder sind als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen. Das mengen­mäßig wesentlichste Vor­kommen der Eschenarten liegt im Schutzgut Ulmenion minoris oder harte Au, in Naturschutz-Neusprech "91F0". Nach dem aktuellen Schutzgüterkatalog wird 91F0 von folgenden Faktoren bedroht:

  • Eingriffe in den Wasserhaushalt
  • Rodung
  • Neopyhten
  • Umwandlung auf Edelpappel
  • intensive jagdliche Nutzung.

    Unzweifelhaft haben alle diese Faktoren Auswirkungen. Irritierend ist aber, dass Ulmenwelke, Eichen- und Eschentriebsterben nicht einmal erwähnt werden. Amtlicher Naturschutz definiert und katalogisiert unveränderliche Schutzgüter. Während menschliche (umkehrbare) Eingriffe mit Akribie wahrgenommen und ihre Wirkungen zu Recht aufgezeigt werden, werden natürliche (nicht umkehrbare) ignoriert. Ein Blick auf die nacheiszeitliche Entwicklung unserer Wälder oder den Klimawandel zeigt, wie einäugig und realitätsfern solch statische Konzepte und Bedrohungsszenarien sind.Die natürliche Entwicklung im unter den Glassturz gestellten Schutzgut hält sich nicht an Naturschutzdogmen: ALLE als "obligat" ausgewiesenen Baumarten der frischen bis trockenen harten Au sind durch Krankheiten bedroht, naturnahe Bestände lösen sich auf. Götterbaum, Eschenahorn und Robinie wandern ein. Ungerührt geht aber der amtliche Naturschutz davon aus, dass das Natura 2000-Schutzgut „Ulmenion minoris“, also wörtlich "Feldulmenwald" erhalten und gefördert werden muss. Es ist hoch an der Zeit, sich vom Schutzgut 91F0 auch offiziell zu verabschieden. Es existiert nicht mehr.

Ausblick, offene Probleme

Junge Eschen sterben zuerst. Wir machen zurzeit die frustrierende Er­fahrung, dass die hohen Investitionen der letzten Jahrzehnte zur Schaffung wertholztauglicher, eschenreicher Edellaubholzwälder sich in Luft auflösen, weil vor allem Eschen im Stangenholz­alter absterben, bei denen alle Ausgaben bereits getätigt wurden, aber noch keine Erträge zu realisieren sind.

Ein Überleben der Esche setzt die Erhaltung gesunder, resistenter Einzelbäume voraus. Dem widerspricht die weit verbreitete Vorgangsweise, Eschen "abzuräumen", etwa weil angesichts ihrer geringen Dichte dann auch im Kleinwald vermarktbare Mengen an­fallen. Dem widersprechen auch zu­nehmende behördliche Aufforderungen, Eschen aus Sicherheitsgründen zu be­seitigen.

Abrupt frei gestellte Eschen neigen zu Sonnenbrand. Wiederholte Einzelstammentnahmen sind teurer und arbeits­intensiver, verbessern aber die Zukunftsaussichten der Esche. Nicht übersehen werden darf jedoch, dass fast alle möglichen Alternativen zur Esche Lichtbaumarten sind und selbst bei angepasstem Wildstand unter Schirm nur schwer verjüngt werden können.

Das Abräumen von Eschen fördert auch einen Preisverfall, der angesichts guter Mengennachfrage und guter Holzqualität der erkrankten Eschen vermeidbar ist. Die letzten 15 Jahre haben Mode bedingt ohnehin bereits einen fast fünfzigprozentigen Preisrückgang gebracht.

Die Verwendung wenig bekannter Baumarten als Eschenersatz erhöht das Betriebsrisiko, weil die längerfristige Entwicklung noch unvorhersehbarer ist als bei bekannten Arten. Mischung bietet den wohl einzigen Ausweg. Auf aus Natur­schutzsicht unerwünschte Arten kann in der harten Au dabei mangels Alternativen nicht verzichtet werden.

Letztlich ist die Zukunft der Auwälder von der Wildbewirtschaftung abhängig. Großflächige Auwälder sind Schalenwild-Paradiese. Den geschilderten hohen waldbaulichen Herausforderungen steht die Versuchung des "schnellen Geldes" durch hohe Wildstände und hohe Jagdpachten gegenüber. Bei flächiger Auf­lösung durch das Eschentriebsterben kann die Erneuerung des Auwalds aber nicht hinter flächigen Wildzäunen er­folgen. Ohne jagdliche Atempause mit abgesenkten Wildbeständen haben Hartholz-Auwälder zurzeit düstere Zukunftsaussichten.

Autor

  • FM DI Herbert Tiefenbacher
  • Forstverwaltung Grafenegg