Wird die Vogelkirsche wirtschaftlich genutzt, sollte sie auf besten Standorten gebracht werden. Möglich ist die Pflege der Naturverjüngung aus Vogelsaat oder Wurzelbrut. Meist wird die Kirsche jedoch gepflanzt, wobei der Herkunft eine besondere Bedeutung zukommt.

Herkunftswahl

Die Erbanlage hat einen großen Einfluss auf die Schaft- und Kronenform der Kirsche. So werden Merkmale wie Geradschaftigkeit, Grobastigkeit, Zwieselbildung und Gummifluss wesentlich durch die genetischen Anlagen mitbestimmt. Bis zur Aufnahme in das Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) im Jahre 2003 war Kirschensaatgut frei und ohne Herkunftsnachweis handelbar. Entsprechend hoch war der Anteil von Kirschen, die ihren Ursprung von Süßkirschen aus dem Obstbau hatten. Dort fällt das Saatgut als Abfallprodukt an. Die daraus gezogenen Kirschen haben jedoch überwiegend untaugliche Schaftformen, da Süßkirschen auf Fruchtgröße und Geschmack selektiert werden.

Um für den Kirschenanbau geeignetes Saatgut zur Verfügung zu stellen, hat die FVA bereits in den 1960er Jahren mit dem Aufbau einer Kirschen-Samenplantage begonnen, die seit den 1980er Jahren unter dem Namen "Waldkirsche Liliental" vermarktet wird. Die aus Saatgut dieser Plantage nachgezogenen Kirschenpflanzen überzeugen überwiegend durch ihre Geradschaftigkeit und Wüchsigkeit und werden deutschlandweit nachgefragt. Im Genpool sind Mutterbäume mit hervorragenden phänotypischen Eigenschaften aus dem gesamten Herkunftsgebiet der Kirsche enthalten.

Um die Eignung dieses Saatgutes zu testen, wurden seit 1990 Vergleichs- und Nachkommenschaftsprüfungen angelegt.

Nach drei erfolgten Bonituren im 5-Jahres-Rhythmus zeigt sich auf Flächen in Pforzheim, Stockach und Walldürn ein eindeutiges Ergebnis: Die Herkunft Liliental hebt sich nach Auswertung der Daten gegenüber den Herkünften Schönberg und Oberkirch auf allen drei Flächen positiv ab. Besonders in Stockach ist sie mit 12,8 m im Durchschnitt am höchsten gewachsen, außerdem liegt sie auf dieser Fläche auch mit einem durchschnittlichen BHD von 12,7 cm weit vorn. Auch überzeugt diese Herkunft durch die geringe Zahl von Ausfällen.

Waldbauliche Behandlung

Die waldbauliche Planung umfasst 80 bis 90 Jahre, da das Risiko einer Stammfäule im höheren Alter stark zunimmt. Hiebsreif kann die Kirsche bei entsprechender Pflege auf besten Standorten schon ab einem Alter von 50 Jahren sein; sie hat dann einen BHD von 60 bis 70 cm. Wertvolles Kirschenholz kann sowohl in der Mischung mit anderen Laubbäumen als auch in Plantagen erzielt werden.

Um hochwertiges Holz zu erzielen, muss die Kirsche besonders in der Jugend intensiv gepflegt werden. Um einen astfreien Stamm zu erhalten, sind arbeitsintensive und regelmäßige Astungen erforderlich. Unterbleibt die Astung, ist mit einer deutlichen Entwertung der Holzqualität zu rechnen.

Es wird empfohlen, bereits im ersten oder zweiten Jahr nach der Pflanzung, ab ca. 2 m Schaftlänge, mit der Grünastung zu beginnen. Diese sollte im Frühling oder Sommer in den Phasen starken Wachstums in vollem Saft geschehen, da dann die beste Wundheilung stattfindet. An älteren Bäumen sollten die Äste nicht mehr als 4 cm Durchmesser haben, damit eine vollständige Überwallung der Wundfläche möglich ist. In den Jahren der Astungsphase sollte etwa bis auf zwei Drittel des Stammes geastet werden und entsprechend ein Drittel grüne Krone verbleiben, damit der Baum ausreichend assimilieren kann.

In einer zweiten Phase der Erziehung sollte die Erhöhung des Durchmesserwachstums durch Kronenpflege im Mittelpunkt stehen. Erste Durchforstungseingriffe können bereits ab einem Alter von 15 Jahren durchgeführt werden. Ein freier Kronenraum ist während der gesamten Entwicklung wichtig, da die Kronen ab einem Alter von ca. 40 Jahren nur noch wenig plastisch sind. Die Kirsche benötigt eine dynamische Pflege mit kurzen Rotationszeiten und häufigen Eingriffen, um erfolgreich Wertholz zu produzieren.