Wachstumskundliche Produktionsziele können entsprechend den individuellen Zielsetzungen eines Forstbetriebs variabel festgelegt werden. Für Bergahorn beschreibt der folgende Beitrag mögliche Produktionsziele und zeigt an Beispielen auf, nach welchen Prinzipien der Wachstumssteuerung diese Ziele erreicht werden können. Dabei werden auch die Konsequenzen für die Entwicklung der Schaftqualität deutlich.

Quantitative Produktionsziele

Bei der Zielbeschreibung zur Wertholzproduktion müssen die rechnerischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Elementen eines Produktionsziels berücksichtigt werden: Zieldurchmesser, Produktionszeit, astfreie Schaftlänge, Z-Baum Anzahl.

Anhand von Wachstumsgesetzmäßigkeiten, die im Rahmen eines europäischen Projektes zur Wachstumssteuerung von Edellaubbäumen erfasst wurden, werden im Folgenden mögliche Produktionsziele für den Bergahorn dargestellt. Dabei wird kein festgelegtes Produktionsziel empfohlen, sondern Entscheidungsträgern entsprechend ihren gesamtbetrieblichen Zielsetzungen flexible Wahlmöglichkeiten eröffnet.

Überprüfung bisheriger Zielsetzungen

Anhand der statistischen Beziehungen zwischen Kronenbreite, Brusthöhen­durchmesser und Baumalter können auch die gegenseitigen Abhängigkeiten der Zielelemente quantitativ dargestellt werden.

Bei schnellem Durchmesserwachstum (z.B. mittlere jährlicher Radialzuwachs von 4 mm) reicht bereits eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Bergahornen (72 Bäume/ ha) für eine Vollbestockung bei einem Zieldurchmesser von 60 cm aus.

Dies stimmt gut mit Untersuchungen zur Kronenexpansion und Dickenwachstum an weitständig erwachsenen Bäumen verschiedener anderer Baumarten überein (z.B. Eiche). Bereits Jobling & Pearce prognostizierten, dass 62 Eichen ausreichen, um bei voller Bestockung einen Zieldurchmesser von 60 cm in 90 Jahren erreichen zu können.

Je nach Baumart zeigen sich jedoch auch Unterschiede: der Bergahorn benötigt im Vergleich zur Esche eine etwas geringere Kronenbreite, um einen gegebenen Zieldurchmesser zu erreichen.

Mit dem Zusammenhang zwischen Kronenbreite und Brusthöhendurchmesser lassen sich betrieblich gewählte Produktionsziele auf quantitative Konsistenz überprüfen. Beispielsweise ist eine Festlegung auf 120 Z-Bäume bei angestrebtem Zieldurchmesser von 60 cm und mittlerem Radialzuwachs von 4 mm wachstumskundlich nicht erreichbar.

Bereits vor Erreichen des Zieldurchmessers wird es zum Kronenkontakt zwischen den Z-Bäumen kommen, der den Radialzuwachs absinken und die Produktionszeit entgegen der Zielsetzung ansteigen lässt.

Zeitpunkt der Z-Baum Auswahl

Die Dynamik der Astreinigung vollzieht sich in Abhängigkeit von der Güte des Standorts, d.h. der Bonität. Anhand des Zusammenhangs zwischen astfreier Schaftlänge, Baumhöhe, Brusthöhendurchmesser und Baumalter lässt sich dies modellhaft nachbilden. Das Produktionsziel kann auf diese Weise um Angaben zur astfreien Schaftlänge ergänzt werden.

Entscheidungshilfen für die Durchforstung

Mit Hilfe der genannten Wachstumsgesetzmäßigkeiten zum Dickenwachstum und Astreinigung ist es möglich, Entscheidungshilfen zur Wachstumssteuerung zu erstellen. Während oftmals mit lediglich qualitativen Hinweisen die Notwendigkeit stärkere Eingriffe gefordert wird, können jetzt quantitative Entscheidungshilfen vorgelegt werden.

Entscheidungshilfe A – Mindestabstandsregel zum Z-Baum

Aus dem Zusammenhang von Kronenbreitenentwicklung und Stammdurchmesserwachstum kann mit der vereinfachenden Unterstellung einer Baumverteilung in einem regelmäßigen Dreiecksverband der Mindestabstand zum Z-Baum hergeleitet werden. Mit zunehmendem Brusthöhen­durchmesser werden größere Abstände notwendig. Bei gleichem Brusthöhen­durchmesser wird für einen höheren mittleren Radialzuwachs ein größerer Abstand zum Z-Baum notwendig. Diese Entscheidungshilfe kann standortsunabhängig verwendet werden.

Entscheidungshilfe B – Anzahl der zu entnehmenden Bedränger pro Z-Baum

Zur Steuerung des Dickenwachstums kann die Anzahl der zu entnehmenden Bedränger pro Z-Baum errechnet werden. Der nicht überschirmte Bereich wird über einen mittleren Überschirmungsgrad von 70 % berücksichtigt.

Entscheidungshilfe C – zweiphasiges Pflegekonzept

In Abhängigkeit vom mittleren Radialzuwachs wird ein angestrebter Ziel­durch­messer oder eine astfreie Schaftlänge in unterschiedlicher Produktionszeit erreicht. Damit ist oftmals im kronennahen Bereich der astfreie Mantel im Stamminneren relativ dünn und erreicht nicht mehr die geforderte Stärke von beidseits 1/3 des Schaftdurchmessers.

Zudem kann das Absterben stärkerer Äste in diesem Schaftbereich mit Verfärbungen oder dem Eindringen von Fäule in den Schaft verbunden sein. Eine Möglichkeit, das Fortschreiten der Astreinigung zu stoppen, ist die Anwendung eines zweiphasigen Pflegekonzeptes.

In der ersten Phase wird bei reduziertem Durchmesserwachstum der Schwerpunkt der Wachstumssteuerung auf die Astreinigung und Sicherung weiterer Qualitätsparameter gelegt.

In der zweiten Phase wird nach der Auswahl der Z-Bäume das Hochrücken der astfreien Schaftlänge gestoppt und das Dickenwachstum durch Freistellung beschleunigt. Sobald die angestrebte astfreie Schaftlänge erreicht ist, findet die Z-Baum Auswahl statt. In der zweiten Phase nähert sich das Dickenwachstum dem standörtlichen Maximum an, wie es bei solitärartig erwachsenen Bäumen beobachtet werden kann.

Folgt die Wachstumssteuerung für Bergahorn dem oben vorgestellten zweiphasigen Pflegekonzept, kann ein Zieldurchmesser von 60 cm in einer Produktionszeit von 61 Jahren erreicht werden. Der Gewinn an astfreiem Mantel gegenüber einer Wachstumssteuerung mit konstantem mittlerem Radialzuwachs über die gesamte Produktionszeit ist offensichtlich.

Folgerungen

Ein Erziehungskonzept mit hohen Radialzuwächsen bedeutet nicht nur eine reduzierte astfreie Schaftlänge, sondern zusätzlich einen größeren Volumenanteil äußerlich astfreien Schaftholzes, jedoch mit einem asthaltigen Kern über 1/3 des Schaftdurchmessers. Es müssen aber auch zeitliche Präferenzen der Wertholzproduktion berücksichtigt werden: der Zieldurchmesser wird in Abhängigkeit vom Radialzuwachs in unterschiedlicher Produktionszeit erreicht.

Beispielsweise bringt ein Ansteigen des durchschnittlichen Radialzuwachses von 3 auf 5 mm eine Reduktion der Produktionszeit um 40 %. Dem Nachteil größerer asthaltiger Kerne bei hohen mittleren Radialzuwächsen kann beispielsweise durch ein zweiphasiges Pflegekonzept oder durch fachgerechte Wertästung begegnet werden.