Der Bergahorn trägt als wichtige und forstlich interessante Mischbaumart zur biologischen Vielfalt unserer Wälder bei und sollte künftig beim Aufbau naturnaher Wälder weiter berücksichtigt werden. Damit gerät auch seine auf ihn angewiesene oder mit ihm assoziierte Lebewelt ins Blickfeld des Interesses. Im Folgenden werden einige Tiere, Pilze und Epiphyten vorgestellt, die auf die Gattung Acer spezialisiert sind bzw. in den letzten Jahren häufiger an Bergahorn beobachtet wurden.
Tiere – Wirbeltiere, Insekten und Bodenorganismen am Bergahorn
Die verschiedenen Teile des Bergahorns sind bei vielen Wirbeltieren begehrt:
Früchte: dienen 20 Vogelarten zur Ernährung, z.B. Kleiber, Meisenarten, Kernbeißer, Fichtenkreuzschnabel und Finkenarten; Eichhörnchen
Rinde: wird gelegentlich von Vögeln und Mäusen geritzt, um an den zuckerhaltigen Frühjahrssaft zu gelangen; Schäl- und Fegeschäden in Rotwildgebieten
Blätter: werden von vielen Schalenwildarten (Reh, Rotwild, Mufflon, Gams) aber auch von Baumschläfer und Kaninchen gefressen
Knospen: bei überhöhten Wildbeständen starke Verbissgefährdung; Eichhörnchen
Triebe: werden von Reh, Rotwild, Mufflon, Gams und Elch geäst
Daneben gibt es auch zahlreiche Insektenarten am Bergahorn. Bisweilen entwickeln sich Gallen an den Ahornblättern, die von Gallmilben hervorgerufen werden, z.B. der Gallmilbe Aceria macrorhyncha oder der Filzgallmilbe Eriophyes psilomerus. Auch die Ahornfenstergallmücke (Dasyneura vitrina) und die Ahorngallwespe (Pediaspis aceris) können diese Gallen verursachen. In Jahren mit warmen und trockenen Sommern tritt die Ahornborstenlaus (Periphyllus testudinaceus) in Erscheinung. Die Ahornzierlaus (Drepanosiphum platanoides) findet sich ebenfalls häufig an Bergahorn. Diese Lausarten liefern erhebliche Mengen Honigtau. Dieser Honigtau, das ausgiebige Nektarangebot im Frühjahr und der biologisch hochwertige Pollen des Bergahorns sind für die Honigbienen sehr attraktiv.
Am Bergahorn leben zwar keine einheimischen Tagfalterarten, dafür aber 21 Spannerarten, acht Eulenarten und vier Arten aus der Gruppe der Spinner und Schwärmer. Die Raupen des Blausiebs (Zeuzera pyrina) minimieren in dünnen Stämmchen, Zweigen und Ästen von Bergahornen, aber auch anderen Laubbaumarten. Die Blätter werden von der Raupe der Ahorneule (Acronicta aceris) befressen (Abb. 2), die auch an der Rosskastanie vorkommt. Tritt dagegen die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) sehr stark auf, kann sie auch unterständige Ahorne befallen.
Die am Bergahorn vorkommenden Käferarten, sind meist nicht auf diesen angewiesen. Sie sind ebenfalls an anderen Laubbäumen zu finden. So auch der in Mitteleuropa selten vorkommende Ahornbock (Ropalopus hungaricus). Diese Art entwickelt sich insbesondere in Ahorn, aber auch in Esche, Erle und Pappel. Die Larven leben unter der Rinde von absterbenden oder toten Ästen und in den Stämmen. Für den Alpenbock (Rosalia alpina) spielt in Bayern und Österreich neben der Buche insbesondere der Bergahorn die wichtigste Rolle als Brutbaum. Grünrüsslerarten der Gattung Phyllobius treten häufig an frisch gepflanzten Bergahornen auf. Sie verursachen starken Blattfraß, der auch zum Ausfall von Pflanzen führen kann.
Die Rüsselkäfer der Gattung Bradybatus entwickeln sich in den Früchten verschiedener Ahornarten. Davon treten drei Arten in Deutschland auf. Der Bergahorn-Fruchtstecher (Bradybatus fallax) entwickelt sich am Bergahorn, eventuell auch am Spitzahorn (Acer platanoides). Der Zweibindige-Ahornstecher (Bradybatus kellneri) lebt auf verschiedenen Ahornarten, wurde aber auch auf blühenden Pfaffenhütchen (Eunonymus europaea) gefunden. Die dritte in Deutschland nachgewiesene Art ist der Feldahorn-Fruchtstecher (Bradybatus creutzeri), der nur in warmen Gebieten Deutschlands, z.B. Hessen und Sachsen, vorkommt. Dessen Larven entwickeln sich in den Früchten des Feldahorns (Acer campestre).
Einbohrstellen an den Astnarben und Verzweigungsstellen junger Bergahorne weisen auf den Ungleichen Holzbohrer (Xyleborus dispar) hin. Die befallenen Pflanzen beginnen plötzlich zu welken. Neben Ahorn zählen auch Erle, Birke und Hainbuche zu seinen Wirtspflanzen. Als Schädling mit wirtschaftlicher Bedeutung ist der Ungleiche Holzbohrer bisher allerdings eher an Obstbaumarten in Erscheinung getreten.
Von den Neozoen, den eingeschleppten Tierarten, trat in den letzten Jahren die Wollige Napfschildlaus (Pulvinaria regalis) an der Gattung Acer (Ahorne), aber auch an Aesculus (Rosskastanien) und Tilia (Linden), in Erscheinung. Bei Massenbefall sind die Stämme und Äste flächig besiedelt. Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) befällt eine Reihe von Laubbäumen, insbesondere auch die Ahornarten. Die verwandte Art, der Citrusbockkäfer (Anoplophora chinensis), wurde 2008 in Bayern an einem Japanischen Fächerahorn (Acer palmatum) festgestellt und besitzt ebenfalls ein weites Wirtsspektrum.
Der Bergahorn fördert durch seine gut zersetzliche und calciumreiche Streu bei der Humusbildung eine Vielfalt von Bodenorganismen. Besonders Regenwürmer, Asseln und Schnecken profitieren von dieser gut verwertbaren Laubstreu.
Abb. 2: Die Raupe der Ahorneule (Acronicta aceris) befrisst die Blätter des Ahorns (Foto: W. Schön).
Pilze – an Blatt, Trieb, Rinde und im Holz des Bergahorns
Der Bergahorn, und darüber hinaus die gesamte Gattung Acer, gilt als besonders "pilzfreundlich". Die Blattpilze verursachen zwar spektakuläre Symptome, aber keine ernsthaften Baumschäden. Dagegen können Stamm- und Wurzelfäulepilze die Gesundheit und Standfestigkeit des Bergahorns beeinträchtigen.
Eine der bekanntesten Krankheitserscheinungen, die von den Schlauchpilzen Rhytisma acerinum und Rhytisma punctatum verursacht wird, ist die Teerfleckenkrankheit (Abb. 3). Auf den Blättern entstehen schwarze, kreisrunde Blattflecken, die oft einen hellen, gelblichen Rand aufweisen. Der Erreger der Ahornblattbräune (Abb. 4), Pleuroceras pseudoplatani, führt zu auffälligen, bräunlichen Blattflecken. Als Folge des Befalls treten partielle Vergilbungen und Deformationen bei den betroffenen Blättern auf. Auch die Petrakia-Blattbräune kommt seit wenigen Jahren in Deutschland vor. Der Schlauchpilz Petrakia echinata verursacht sehr große, häufig ineinander fließende, braune Flecken, in denen oftmals konzentrische Linien auftreten. Bei starkem Befall erscheinen die Bäume in der Krone mitunter stark geschädigt. Der imperfekte Pilz Clistulariella depraedans verursacht helle Blattflecken am Bergahorn, die als Weißfleckigkeit bezeichnete Krankheit. Sie tritt bevorzugt an den Blättern niedrig hängender Zweige von jüngeren Bäumen auf. Bei starkem Befall werden die noch grünen Blätter vorzeitig abgeworfen.
Neben anderen Baumarten wird schwerpunktmäßig der Bergahorn von der Rotpustelkrankheit, die Nectria cinnabarina verursacht, befallen. Der Befall geht häufig mit anhaltendem Trockenstress der Bäume einher und ist an kränkelnden Trieben und Welkeerscheinungen sowie unterschiedlich weit ausgedehnten Rindennekrosen zu erkennen. Während der Winter- und Frühlingsmonate erscheinen stecknadelkopfgroße, blass rötlich bis zinnoberrot gefärbte Fruchtlager des Pilzes (Abb. 5). Im Holz wird oft eine grünlich-bläuliche Verfärbung beobachtet.
Die Verticillium-Welke (Erreger: Verticillium dahliae, Verticillium alboatrum) verläuft bei Jungpflanzen meist tödlich, bei älteren Bäumen aber eher chronisch. Die Erkrankung der Leitungsbahnen hat plötzliches Welken von Blättern und Trieben von Kronenteilen oder der ganzen Krone zur Folge. Charakteristisch sind ebenfalls Stammschäden in Form auffälliger Rindenrisse und bläulich-grüne Holzverfärbungen. Die Rußrindenkrankheit wird von dem imperfekten Pilz Cryptostroma corticale verursacht. Krankheitssymptome sind Welke, Blattverluste, Absterbeerscheinungen in der Krone sowie Kambiumnekrosen, längliche Rindenrisse und Schleimfluss am Stamm. Die Sporen des Pilzes können beim Menschen gesundheitliche Schäden bewirken.
Ein Pilz der ursprünglich aus Amerika stammt wurde 2005 erstmals in Europa nachgewiesen. Eutypella parasitica beschränkt sich gegenwärtig noch auf die Länder Slowenien, Kroatien und Österreich. Er verursacht ein bis zwei Zentimeter große Rindenläsionen, die sich später ausweiten. Die Überwallungsversuche des Baumes lassen im Verlauf mehrerer Jahre typische Krebswucherungen entstehen. Ein langjähriger Befall kann zu Instabilität und erhöhter Bruchgefahr führen.
Die an Bergahorn vorkommenden Holzfäuleerreger treten häufig erst nach einer Vorschädigung auf. Es handelt sich dabei um verschiedene Wundparasiten, die grundsätzlich ein weites Wirtspektrum besitzen und meist eine Weißfäule hervorrufen. Dazu zählen beispielsweise Hallimasch-Arten (Armillaria spp.), der Sparrige Schüppling (Pholiota squarrosa), der nach jahrelangem Holzabbau die Wurfgefahr extrem erhöhen kann, und der Schuppige Porling (Polyporus squamosus), der meist über Astwunden am Stamm eintritt und eine zu erhöhter Bruchgefahr führende Weißfäule erregt.
In der gegenwärtigen Situation gilt der Bergahorn noch als eine wenig gefährdete Baumart. In den letzten Jahren tauchen allerdings verstärkt neue Krankheiten auf (z.B. Rußrindenkrankheit), während gleichzeitig bekannte Erreger zunehmend Schäden verursachen (z.B. Verticillium-Welke).
Abb. 3: Die kreisrunden, schwarzen Flecken der Teerfleckenkrankheit (Rhyitsma acerinum).
Abb. 4: Die Ahornblattbräune (Pleuroceras pseudoplatani) führt zu auffälligen bräunlichen Blattflecken.
Abb. 5: Die Fruchtlager des Erregers der Rotpustelkrankheit (Nectria cinnabarina) erscheinen während der Winter- und Frühlingsmonate.
Epiphyten – Moose und Flechten am Bergahorn
Flechten und Moose zählen zu den Epiphyten, sind aber grundverschiedene Organismen. Flechten setzen sich aus einer Symbiose von Algen und Pilzen zusammen, wobei die Algen Nährstoffe produzieren und die Pilze den Algen einen gewissen Schutz bieten. Moose sind dagegen autotrophe, assimilierende Organismen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie sich über Sporen und vegetative Teile des Pflanzenkörpers verbreiten.
Die einzelnen Arten bevorzugen ein bestimmtes Substrat hinsichtlich der Oberfläche (z.B. glatt oder rau) und vor allem der chemischen Beschaffenheit der Rinde. Flechten reagieren oft sehr spezifisch auf den Nährstoff- und Säuregehalt der Rinde. Es gibt "saure" (Nadelbäume) und "weniger saure" (viele Laubbäume) Rinden. Für Moose ist primär die mechanische Beschaffenheit der Oberfläche ausschlaggebend. Moose nehmen die Nährstoffe mit dem Niederschlagswasser auf, Flechten beziehen sie auch direkt aus dem Substrat. Hinzu kommen gasförmige und in Wasser gelöste Einträge aus der Atmosphäre. Da es unter den Epiphyten zahlreiche toxiphobe Arten gibt, die unter negativen Umwelteinflüssen leiden und dann häufig auch absterben, sind sie ein Indiz für die Luftgüte. Daneben sind andere Standortsfaktoren ausschlaggebend, z.B. die Belichtungsstärke oder die Luftfeuchtigkeit. Ahorne der Bergwälder bieten stenöken Arten (mit enger ökologischer Amplitude), Alleebäume euryöken Arten (mit weiter ökologischer Amplitude) eine Bleibe.
Der Bergahorn als Alleebaum steht meist lichtoffen und ist wechselnden klimatischen Verhältnissen ausgesetzt. Unter günstigen Verhältnissen sind Mittelstamm und stärkere Äste dicht von Epiphyten bewachsen, vor allem von dem Eichhörnchenschwanz-Weißzahnmoos (Leucodon sciuroides). In den Mittelgebirgen wird der Moosbewuchs an Alleebäumen spärlicher. Dagegen treten vermehrt saure Rinden besiedelnde Flechten auf, z.B. das Baummoos (Pseudevernia furfuracea) oder der Gewöhnliche Baumbart (Usnea filipendula) (Abb. 6). An schattigeren Stämmen gedeihen Moose der soziologischen Ordnung Dicranetalia.
An Bergahorn und anderen Bäumen des Bergwaldes finden sich unter anderem die epiphytischen Pflanzengesellschaften Antitrichietum curtipendulae Waldheim 1944, die überwiegend von Moosen beherrscht wird, und die von Flechten dominierte Gesellschaft Lobarietum pulmonariae Ochsner 1928, bei der vor allem die rieseigen Lappen der Lungenflechte (Lobaria pulmonaria) ins Auge fallen (Abb. 7).
Die Zusammensetzung der Pflanzen ist immer nur eine Momentaufnahme. Diese ändern sich über längere Zeiträume. Pioniere besiedeln das Substrat, werden von sekundären Zuständen abgelöst und enden in Dauer- oder Schlussgesellschaften. In letzteren kommt die Dynamik der Besiedlung zum Stillstand, wenn nicht massive Einwirkungen den Standort beeinflussen. Die Rinde junger Bergahorne ist anfangs relativ glatt und wird mit zunehmendem Alter zu einer rissigen, schuppig abblätternden Borke. Entsprechend siedeln an den jungen Bäumen ganz andere Flechten und Moose als an den rauborkigen Altbäumen.
Die naturnahen Bergwälder des Alpenraumes stellen für zahlreiche gefährdete Arten Zufluchtsorte dar. In den Mittelgebirgen gibt es sie nur noch an wenigen Stellen. Entsprechend spärlich ist dort der Moos- und Flechtenbewuchs entwickelt. Die Epiphyten sind ausgesprochen toxiphob und leiden dementsprechend unter Abgasen von Industrie und Verkehr. Waldbauliche Maßnahmen können sich ebenfalls nachteilig auswirken.
Literatur
Artikel aus der LWF Wissen 62:
- Schmidt, O. (2009): Der Bergahorn als Lebensraum für Tiere, PDF (310 KB)
- Wulf, A.; Leonhard, S.; Schumacher, J. (2009): Pilzkrankheiten am Bergahorn, PDF (440 KB)
- Hertel, E. (2009): Epiphyten am Bergahorn, PDF (429 KB)
Das komplette LWF Wissen 62 "Beiträge zum Bergahorn" ist ebenfalls als PDF (5,3 MB) kostenlos erhältlich.