Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus L.) ist Baum des Jahres 2009. Er ist eine wichtige Mischbaumart für den Waldumbau und im Schutzwald der Gebirge. Ihn zeichnen auch vielfältige Verwendungsmöglichkeiten aus.
Holzbeschreibung
Beim Holz des Bergahorns gibt es keinen farblichen Unterschied zwischen Kern- und Splintholz. Allerdings kann er im Alter einen fakultativen, graubraunen bis braunen Farbkern ausbilden. Das Holz ist von gelblichweißer bis fast weißer Farbe, gelegentlich auch mit leicht rötlicher Tönung. Nachteilig ist allerdings, dass das Holz unter Lichteinfluss deutlich zum Vergilben neigt. Neben dem Falschkern stellen auch schwärzliche Streifen und Flecken, die ab und zu vorkommen, entwertende Farbfehler dar. Beim Dämpfen nehmen die Ahornarten eine mehr oder weniger intensive Rotfärbung an.
Die Jahrringe sind durch ein schmales dichteres Spätholzgewebe und ein auffälliges hellfarbiges letztes Spätholzband deutlich voneinander abgesetzt (Abb. 1). Die Gefäße sind zerstreutporig angeordnet und recht fein. Die Holzstrahlen sind ziemlich breit und relativ enggestellt. Sie bilden dabei auffallend gerade, helle Linienzüge. Mit den ebenso hellen Jahrringgrenzlinien formen sie als besonders charakteristisches Merkmal für die Ahornarten saubere, radial ausgerichtete Rechtecke (Abb. 1). Gehobelt zeigt das Holz einen schönen seidenartigen Glanz. Ein spezieller Geruch fehlt.
Eine gesuchte Wuchsbesonderheit ist der sogenannte Riegelahorn. Diese Riegelung wird durch eine besondere Art eines welligen Faserverlaufs verursacht (Abb. 2). Als weitere Besonderheiten im Wuchs treten der begehrte Maserwuchs (Ahornmaser Abb. 3 und Ahorn-Halbmaser = Ahorn Cluster) und die Ahorn-Pyramiden, die sich aus Astgabeln ergeben, auf.
Insgesamt handelt es sich beim Bergahornholz um ein besonders hellfarbiges, feinporiges, homogen strukturiertes, dezent gezeichnetes, zuweilen geriegeltes Laubholz mit deutlichen Jahrringgrenzen, zerstreut angeordneten, feinen Gefäßen und rötlich glänzenden Spiegeln.
Holzeigenschaften
Der Bergahorn liefert ein hartes, mittelschweres Holz mit guten Elastizitäts- und Festigkeitswerten und einer hohen Abriebfestigkeit. Er gehört zu den am geringsten schwindenden einheimischen Laubhölzern. Zudem neigt das Holz wenig zum Arbeiten, nachdem es einmal abgetrocknet ist. Die Trocknung erfordert allerdings eine erhöhte Sorgfalt, da der Ahorn stark zum Reißen und Verwerfen neigt und äußerst farbempfindlich ist. Um eine wertmindernde Färbung zu vermeiden, sind die Winterfällung, ein rascher Einschnitt des Rundholzes und eine schnelle Austrocknung des Schnittholzes zu empfehlen.
Trotz seiner Härte ist das Holz des Bergahorns mit allen Werkzeugen sauber und leicht zu bearbeiten. Es ist gut zu biegen, aber schwer, jedoch gerade zu spalten. Holzverbindungen mit Nägeln und Schrauben sind leicht zu bewerkstelligen und halten gut. Ebenso bereitet das Verkleben keinerlei Probleme.
Die Oberflächen lassen sich leicht polieren, beizen und einfärben. Auch bei einer Behandlung mit Lacken ergeben sich keine Schwierigkeiten. Das nachteilige Vergilben unter Lichteinfluss lässt sich durch UV-beständige Lacke zwar vermindern bzw. verzögern, aber nicht vermeiden. Chemisch ist der Bergahorn nahezu inaktiv.
Als Splintholzbaum ist der Bergahorn nicht witterungsfest, also nur von geringer natürlicher Dauerhaftigkeit gegenüber Pilzen. Auch Holz zerstörende Insekten wie der Gemeine Nagekäfer oder der Gekämmte Nagekäfer haben leichtes Spiel.
Verwendungsbereiche des Holzes
Bergahorn ist ein gesuchtes Holz für den Möbel- und Innenausbau. Außerdem gehört es zu den wichtigsten Hölzern im Musikinstrumentenbau.
Möbel, Furnier: Fronten und Türen von Schränken sowie für Kleinmöbel, wegen des Vergilbens selten naturbelassen sondern bevorzugt pastellfarben eingefärbt, naturbelassen zur Innenauskleidung hochwertiger Möbel
Möbel, massiv: Einrichtung von Küchen, Wirtshaustische, als Zierleisten, eingelassene Adern oder für Einlegearbeiten (Intarsien) von Kunsttischlern
Innenausbau: Wand- und Deckenbekleidung, Vertäfelungen, Türfüllungen, Parkett und Treppenbau
Streich- und Zupfinstrumente: Bodenplatten, Seitenteile, Zargen, Hälse und Stege von Geigen, Bassgeigen, Cellos, Gitarren und Bratschen, ausschließlich aus feinjährigem, absolut fehlerfreiem Holz, aus optischen Gründen auch aus Holz mit besonderen Wuchsformen
Blasinstrumente: Blockflöten, Bassflöten, Fagotte und Kanzellen-Körper von Mundharmonikas
Das Ahornholz besitzt auch die beste Eignung für Drechsler-, Schnitz- und Bildhauerarbeiten. Daher ergibt sich eine breite Produktpalette, unter anderem z.B. aus Haus- und Küchengeräten, Sportgeräten oder Spielwaren (Abb. 4). Mess- und Zeichengeräte oder die Leisten der Schumacher werden heute zwar üblicherweise aus Kunststoff gefertigt, waren in früheren Zeiten aber häufig aus Bergahorn.
Der "süße" Ahorn
Neben dem Holz liefert der Ahorn - vor allem der Zuckerahorn (Acer saccharum) - noch ein anderes Produkt: den süßen Ahornsaft. Schon im Mittelalter war die Technik der Gewinnung von Ahornsäften weit verbreitet. Der Saft diente zur Sirup-Herstellung, als Gärungshilfe zur Mostbereitung oder als Zusatz für weinähnliche Getränke. Heute ist Kanada der Weltmarktführer für Ahornsirup, während bei uns die "Zuckerquellen vor der Haustür" eher in Vergessenheit geraten sind.
Zur Gewinnung bohrt der Zapfer in etwa einem Meter Höhe ein bis zwei Zentimeter breites und etwa fünf bis acht Zentimeter tiefes Loch in den Stamm. Dann wird ein Ausflussrohr gesetzt, das den austretenden Saft in ein Auffanggefäß leitet. Pro Baum ist es möglich drei Löcher gleichzeitig anzuzapfen. Je Baum können jährlich 20 bis 70 Liter Blutungssaft gewonnen werden. Die Weltproduktion liegt bei circa 15.000 Hektolitern im Jahr. Der frische Saft wird mittels Wärmebehandlung unter Wasserentzug oder Gefriertrocknung unmittelbar nach der Gewinnung eingedickt undhaltbar gemacht. Zusätze jeder Art sind nicht erlaubt.
Ideale Sammelzeit sind die Frühjahrsmonate Februar bis April, die Zeit vor dem Aufbrechen der Knospen. Aus dem Frühjahrsblutungssaft entsteht ein heller Ahornsirup, später gewonnene Säfte bilden einen stärkeren Eigengeschmack aus. Ahornsirup gehört zu den gesündesten Süßungsmitteln.
Literatur
Artikel aus der LWF Wissen 62:
- Jeske, H.; Grosser, D. (2009): Das Holz des Bergahorns – Eigenschaften und Verwendung, PDF (538 KB)
- Lagoni, N. (2009): Ahorne (Acer) – die "Zuckerbäume", PDF (219 KB)
- Neuner, G. (2009): Der Bergahorn im Instrumentenbau, PDF (151 KB)
Das komplette LWF Wissen 62 "Beiträge zum Bergahorn" ist ebebfalls als PDF (5,3 MB) kostenlos erhältlich.