In den letzten Jahren war "der Borkenkäfer" oft in aller Munde. Vielen ist dabei allerdings nicht bewusst, dass es viele verschiedene Borkenkäferarten gibt und nicht nur den allseits bekannten Buchdrucker. Weltweit sind es über 6000 Arten, in der Schweiz etwa 120. Üblicherweise werden Borkenkäfer zudem vor allem als "Schädlinge" wahrgenommen, die bei Massenvermehrungen Waldleistungen wie Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren oder Erholung massiv beeinträchtigen. Dabei erfüllen die Arten wichtige Funktionen im Ökosystem, die oft gar nicht wahrgenommen werden.

Die meisten Borkenkäferarten entwickeln sich in Ästen, Zweigen oder Stämmen oder unter der Rinde oder im Holz von toten, geschwächten, absterbenden oder umgestürzten Nadel- und Laubbäumen. Die Käferfrassgänge machen das Holz für den Abbau durch Pilze und Mikroorganismen zugänglich und das Recycling von Rinde und Holz kann beginnen. Borkenkäfer sind somit auch ein Glied im Nährstoffkreislauf des Waldes. Ausserdem sind sie Teil der Wald-Nahrungsketten z.B. als Nahrung von anderen Käfern oder Spechten.

Im Normalfall werden Borkenkäferpopulationen durch räuberische und parasitische Insekten, Pilze, Milben, Bakterien, Fadenwürmer oder Spechte reguliert. Nur bei besonderen Ereignissen wie Windbruch oder langanhaltender Trockenheit sind die Bedingungen für die Käfer so optimal, dass die natürlichen Feinde Massenvermehrungen dieser Käferarten nicht mehr verhindern können. Sie sind jedoch in späteren Jahren am Niedergang der oft riesigen Populationen massgeblich beteiligt.

Holz- und Rindenbrüter

Die meisten Borkenkäferarten leben im Rindenbast von Bäumen und sind somit Rindenbrüter. Es gibt aber auch Holzbrüter, die sich im Holz entwickeln. Diese Arten sind sowohl in Laub- als auch in Nadelholz anzutreffen. Viele Borkenkäferarten sind polyphag.

Die Holzbrüter besiedeln abgestorbene Bäume und werden auch Ambrosiakäfer genannt, da die Weibchen bei der Anlage der Brutsysteme im Holz gezielt sogenannte Ambrosiapilze einbringen. Diese wachsen danach in den Gängen und dienen den sich entwickelnden Larven als Nahrung. Die Larvengänge der Holzbrüter sind deshalb, im Gegensatz zu den längeren bei den Rindenbrütern, nur kurze Stollen oder Hohlräume, in denen die Larven und später die Jungkäfer die stets nachwachsenden Pilzrasen "abweiden". Obwohl diese Nutzholzborkenkäfer keine lebenden Bäume befallen, können sie an gelagertem, bereits entrindetem Stammholz schädlich werden, indem sie das Holz durch ihre Gänge oberflächlich (zumeist Splintholz) entwerten. Das Holz wird so mechanisch geschädigt und wirtschaftlich entwertet.

Bei den Rindenbrütern entwickelt sich der Grossteil der Arten in abgestorbenen Ästen und Bäumen. Einige wenige Arten können, bei geschwächten Wirtsbäumen oder genügend hohen Käferdichten, auch lebende Bäume befallen und dort ihre Bruten anlegen. All diese "aggressiven" Arten sind Besiedler von Nadelbäumen und ziemlich wirtsspezifisch auf eine oder wenige Baumarten. Die anderen Rindenbrütenden Arten sind weniger stark auf bestimmte Baumarten fixiert und besiedeln entweder Nadel- oder Laubholz. Sie sind wichtige Pioniere beim beginnenden Abbau von frischem Totholz.

Durch die Frasstätigkeit der Borkenkäfer entstehen oft charakteristische Brutbilder (= Muster der Mutter- und Larvengänge). Nach dem Einbohren in die Rinde legen die Weibchen bei den meisten Arten sogenannte Muttergänge an, in denen sie ihre Eier ablegen. Die Anzahl Muttergänge entspricht der Anzahl begatteter Weibchen eines Männchens. Die daraus schlüpfenden Junglarven fressen sich seitlich in die Rinde und hinterlassen mit dem Larvenwachstum immer breiter werdende Larvengänge.
Die "aggressiven" Borkenkäferarten lassen sich meist anhand der charakteristischen Brutbilder erkennen. Aber auch die einige der häufigsten Totholzbesiedlern unter den Borkenkäfern besitzen ebenfalls typische Brutbilder.

Ausgehend von der Baumart sollen im Folgenden einige wichtige und häufige rindenbrütende und holzbrütende Borkenkäferarten mit Brutbild und den wichtigsten Informationen vorgestellt werden.

Rindenbrüter an Nadelholz

Fichte:

Buchdrucker (Ips typographus) 

Brutbild:

  • 2-3 längs verlaufende Muttergänge, davon bis zu 60 quer abzweigende Larvengänge pro Muttergang

Biologie:

  • Käfer 4-5,5 mm lang; dunkelbraun
  • Wirtsbäume: Fichte; Lärche, Föhre
  • Flugzeit: April/Mai und Juli/August
  • Generationen: bei günstigen Witterungsbedingungen 2 Generationen; manchmal auch 3
  • Wirtsbäume: v.a. Fichte, gelegentlich auch an anderen Nadelhölzern wie Föhrenarten.
  • Überwinterung: meist unter der Rinde oder in der Bodenstreu

Bedeutung:

  • normalerweise nur an toten/geschwächten Bäumen, aber
  • befällt bei Massenvermehrung auch vitale Bäume
  • verbreitet Bläuepilze
  • Massenvermehrungen meist durch Sturm oder Trockenheit ausgelöst

Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) 

Brutbild:

  • 3-6-sternförmig angeordnete Muttergänge, davon zweigen die Larvengänge ab

Biologie:

  • Käfer 1,5-3 mm lang; glänzend kupferfarben
  • Flugzeit: April und Juli/August
  • Generationen: 2-3 pro Jahr
  • Überwinterung: unter Rinde (alle Stadien) oder in der Streu (Käfer)
  • Wirtsbäume: Fichte, selten auch an anderen Nadelhölzern wie Tanne, Douglasie oder Weymouthskiefer, anzutreffen

Bedeutung:

  • besiedelt vorwiegend dünne Rinde toter Äste und Wipfelstücke
  • kann auch lebende Bäume im Dickungs- und Stangenholzalter befallen
  • am Boden liegender Schlagabraum und Aushiebsmaterial von Pflegeeingriffen in schwächeren Beständen können zur Massenvermehrung beitragen

Doppeläugiger Fichtenbastkäfer  (Polygraphus poligraphus)

Brutbild:  

  • Gänge in verschiedenen Ebenen, sternförmig; 3-7 Muttergänge waagerecht

Biologie:

  • Käfer: 2-3 mm lang
  • Flugzeit: April/Mai und Juli
  • Generationen: meist 2 pro Jahr, daneben auch Geschwisterbruten
  • Überwinterung: in der Rinde am unteren Stammteil, in abgefallenen Rindenstücken am Stammfuss
  • Wirtsbäume: v.a. Fichte, aber auch Douglasie, seltener Föhre, Tanne oder Lärche

Bedeutung:

  • In dünnrindigen Stammabschnitten, entweder an jungen Nadelhölzern bis Stangenholzalter, im Wipfelbereich oder an Ästen von älteren Nadelbäumen
  • Durch Befall können jüngere Bäume absterben
  • In der Schweiz der häufigste Borkenkäfer auf Douglasie
Weisstanne

Krummzähniger Tannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens) 

Brutbild:

  • doppelarmige Muttergänge in quer zur Stammachse stehender H-Form (Doppelkammer), dichte, in Längsrichtung verlaufende Larvengänge; Puppenwiegen im Splintholz
  • Bei Trockenheit längere Gänge
  • Mutter- und Larvengänge überwiegend in der Rinde

Biologie:

  • Käfer: 2,5 – 3,2 mm; braunschwarz
  • Flugzeit: März/April und Juli
  • Generationen: bei warmer Witterung 2 Generationen
  • Überwinterung: in der Rinde und im Splintholz
  • Wirtsbäume: neben Tanne auch Fichte, Lärche, Föhre, Douglasie, libanon-Zeder oder Weymouthskiefer

Bedeutung:

  • Meist in kränkelnden, entwurzelten, beschädigten oder absterbenden Bäumen
  • Trockenstress fördert die Käferbesiedlung

 

Kleiner Tannenborkenkäfer  (Cryphalus piceae)

Befalls- und Brutbild:

  • strahlenförmig abgehende Larvengänge ausgehend von platzförmigen Muttergängen
  • im inneren der Bastschicht von grünen Ästen, Zweigen und Gipfelteilen lebender Bäume, insbesondere Astunterseite
  • starker Harzfluss im Kronenbereich
  • durch Reifungsfrass der Käfer entstehen krebsartige Wucherungen an Ästen oder Stämmchen junger Bäume

Biologie:

  • Käfer: 1-1,8 mm; schwarz bis dunkelbraun; Flügeldecken lang, dicht behaart, ohne deutliche Punktstreifen
  • Flugzeit: März/April und Juni/Juli
  • Generationen: meist 2 pro Jahr
  • Überwinterung: in Gängen der Rinde von Ästen und Zweigen
  • Wirtsbäume: neben Tanne auch alle anderen Nadelhölzer wie Föhre oder Lärche,

Bedeutung:

  • Stangenholz und Kronenregion
  • zunehmend an Douglasie zu finden
Föhre

Sechszähniger Föhrenborkenkäfer  (Ips acuminatus) 

Befalls- und Brutbild:

  • 2-12 sternförmige Muttergänge tief im Splintholz, häufig mit Bohrmehl verstopft; daher wenig Bohrmehlauswurf
  • Larvengänge auch im Splint, weit auseinanderliegend, kurz, vom Muttergang oft alternierend abzweigend
  • Puppenwiegen im Splint
  • Käfer überträgt Bläuepilz

Biologie:

  • Käfer: 2,2 – 3,5 mm; dunkelbraun
  • Flugzeit: April
  • Generationen: 1 Jahr in Norden, 2 Jahre im Süden
  • Überwinterung: im Frassbild
  • Wirtsbäume: neben Föhre auch andere Nadelhölzer wie Fichte, Tanne oder Lärche

Bedeutung:

  • Brutbilder in der Krone und im Stamm von absterbenden oder kränkelnden Bäumen und Schlagabraum
  • Neigt in trockenen, tiefen Lagen zu Massenvermehrung

Kleiner Waldgärtner  (Tomicus minor)

Befalls- und Brutbild:

  • braune Triebspitzen in der Krone und am Boden (Reifungsfrass)
  • doppelarmiger, querliegender Muttergang mit kurzen Larvengängen
  • Puppenwiegen senkrecht im Splint
  • Jeder Jungkäfer nagt sich ein eigenes Ausflugsloch
  • Reifungsfrass an einjährigen Trieben, was zu starker Kronenverlichtung führen kann

Biologie:

  • Käfer 3-5 mm lang; rötlich braun bis schwarz
  • Flugzeit: April/Mai
  • Generationen: 1 Generation pro Jahr    Befalls- und Brutbild:
  • Reifungsfrass in grünen Trieben der Krone
  • Überwinterung: in der Streu und abgebrochenen Trieben
  • Wirtspflanzen: hauptsächlich Föhre, selten auch an Fichte oder Lärche anzutreffen

Bedeutung:

  • Befällt frisch abgestorbene und leicht geschwächte Bäume, v.a. im Kronenbereich
  • Starker Reifungsfrass an den Triebspitzen kann Bäume schwächen und zu Verlichtung führen; die Käfer höhlen die Triebspitzen aus, welche bei Wind dann abbrechen oder verbraunen

Grosser Waldgärtner (Tomicus piniperda)

Befalls- und Brutbild:

  • Braune Triebspitzen in der Krone und am Boden (Reifungsfrass)
  • längsgerichteter Muttergang mit Harzkrusten am liegenden Stamm mit Anfangskrümmung
  • Lange, unregelmässige Larvengänge
  • Einbohrloch oft mit Harztrichter

Biologie:

  • Käfer 3,5-5 mm lang; braunschwarz bis schwarz
  • Flugzeit: März bis Mai
  • Generationen: 1 Generation pro Jahr
  • Reifungsfrass in grünen Trieben der Krone
  • Überwinterung: meist eingebohrt am Stammfuss, selten in der Bodenstreu
  • Wirtspflanzen: Föhre, selten an anderen Nadelhölzern wie Fichte, Lärche anzutreffen

Bedeutung:

  • Befällt frisch abgestorbene und stark geschwächte Bäume
  • Starker Reifungsfrass an den Triebspitzen kann Bäume schwächen und verlichten; die Käfer höhlen die Triebspitzen aus, welche bei Wind dann abbrechen oder verbraunen

 

Zwölfzähniger Föhrenborkenkäfer  (Ips sexdentatus) 

Befalls- und Brutbild:

  • Längsgezogener 2-5-armiger Sternengang bis 100 cm lang
  • Muttergang ist ein Gabelgang
  • Larvengänge bis 9 cm lang und gehen rechtwinklig vom Muttergang ab
  • viel ausgeworfenes Bohrmehl
  • in dickborkigen Stammteilen vorgeschädigter Bäume oder frischgeschlagenen Stämmen
  • Übertragung von Bläuepilzen

Biologie:

  • Käfer 5,5 – 8 mm lang; hell- bis dunkelbraun; mit beiderseits sechs schwarzen Absturzzähnen
  • Flugzeit: April/ Mai und Juni/August
  • Generationen: 1-2 Generationen pro Jahr
  • Überwinterung: in Kronenästen und im Brutbild
  • Wirtspflanzen: selten an anderen Nadelhölzern wie Fichte, Tanne oder Lärche zu finden

Bedeutung:

  • In dicker Rinde abgestorbener, absterbender oder geschwächter Bäume
  • Aber auch Befall an dünnem Stangenholz beobachtet
  • Sekundärbefall; aber das Auftreten nimmt offenbar zu
  • Sind erhöhte Populationsdichten aufgrund von befallenen Holzpoltern o.ä. vorhanden, kann die Art auch Stehendbefall verursachen

 

Arve

Kleiner Arvenborkenkäfer (Pityogenes conjunctus) 

Befalls- und Brutbild:

  • 3-5-armiger Sterngang; oft geschwungene Muttergänge; bis 11 cm lang
  • Lange und kurze, geschlängelte und bogige Larvengänge
  • unregelmässig sternförmige Brutbilder zwischen Rinde und Splint an Zweigen und Ästen und dünnen Stämmen

Biologie:

  • Käfer 2 bis 3 mm lang; braunschwarz bis rostbraun mit gelblichen Beinen und Fühlern
  • Flugzeit: bis in den Sommer   
  • Generationen: 1 Generation pro Jahr
  • In dünnen Ästen und Stämmen
  • Überwinterung: als Jungkäfer im Brutbild
  • Wirtspflanzen: auch an Bergföhre und Fichte anzutreffen

Bedeutung:

  • meist Einzelbaumbefall; mögliche Schäden an Jungpflanzen
  • Reifungs- und Regenerationsfrass unterbricht oft den Saftstrom und befallene Bäume oder Kronenteile sterben ab. Die Nadeln verfärben sich braunrot und die Rinde löst sich.
  • Kommt v.a. in Gebirgslagen oberhalb von 1400 m ü M bis an die Waldgrenze vor

Kleiner Buchdrucker  (Ips amitinus) 

Befalls- und Brutbild:

  • 3-7 Muttergänge entspringen bogenförmig
  • Frassbild ähnlich Buchdrucker
  • Larvengänge entspringen am Muttergang mit grösserem Abstand als beim Buchdrucker
  • im mittleren und unteren Stammabschnitt
  • auch im Bereich der Borke

Biologie:

  • Käfer: 3,5-4,8 mm lang; dunkelbraun
  • Flugzeit: Mai bis Juli
  • Generationen: 1-2 Generationen pro Jahr
  • Wirtsbäume: auch in Fichte, Bergkiefer, Zirbelkiefer, Lärche oder Tanne, seltener an anderen Nadelhölzern

Bedeutung:

  • Kommt oft gemeinsam mit Buchdrucker vor
  • Die Art neigt nur bedingt zu Massenvermehrungen
Lärche

Grosser Lärchenborkenkäfer  (Ips cembrae) 

Brutbild:

  • 2-4/5-armige Sternstränge, zahlreiche gerade Larvengänge
  • Muttergänge 5-18 cm lang
  • engestellte 4-8 cm lange Larvengänge, wenig geschlängelt

Biologie:

  • Käfer 4,5-6 cm lang, hell- bis schwarzbraun, gelbbraun behaart, am Absturz jeweils neben der Flügeldeckennaht je eine Haarrreihe
  • Flugzeit: April/Mai und Juli/August
  • Generationen: 1-3 Generationen pro Jahr
  • Überwinterung: im Stamm, Brutbild oder in der Streu
  • Wirtspflanzen: neben Lärche auch an Arve anzutreffen, seltener auch an Tanne, Fichte, Zirbelkiefer oder Douglasie

Bedeutung:

  • In frisch abgestorbenen Bäumen anzutreffen
  • Nach Trockenheit auch in geschwächten Bäumen jeden Alters
  • Massenvermehrung in warmen, trockenen Sommern
  • Oft zusammen mit Kupferstecher (Baumkrone) oder Lärchenbockkäfer (Tetropium gabrieli; unterer Stammbereich)
  • Überträger von Bläuepilzen

 

Rindenbrüter an Laubholz

Buche

Kleiner Buchenborkenkäfer  (Taphrorynchus bicolor) 

Befalls- und Brutbild:

  • Schrotschussartig verteilter Schleimfluss am Buchenstamm; Einbohrstellen ggf. einseitig am Stamm mit wenig Schleimfluss
  • Unregelmässiges, sternähnliches Brutbild mit 3-8 Muttergängen in der Rinde und schlängelnden, sich oft kreuzenden Larvengängen
  • Eier werden in abgestorbenen Ästen und gefällten Stämmen abgelegt

Biologie:

  • Käfer 1,5-2,5 mm lang; Weibchen mit heller Stirnbehaarung
  • Flugzeit: März und Mai/Juni  
  • Generationen: 2 Generationen pro Jahr   
  • Überwinterung: im Brutbild
  • Wirtspflanzen: alle Buchenarten, aber auch an Pappel, Birke, Aspe und Eiche anzutreffen

Bedeutung:

  • Früher: bevorzugt absterbende Äste und gefällte Stämme
  • Neuerdings: auch stehende, lebende Bäume
  • Oft vergesellschaftet mit Agrilus viridis (Buchenprachtkäfer) und Ernopous fagi (Buchenspringrüssler)
Esche

Kleiner bunter Eschenbastkäfer  (Hylesinus varius) 

Befalls- und Brutbild:

  • Brutbild mit zweiarmigem Muttergang unter der Rinde
  • 4 cm lange Larvengänge
  • Ausstoss von hellem Bohrmehlhäufchen
  • Reifungsfrass erfolgt in der grünen Rinde von Ästen oder Stämmchen von jüngeren Bäumen.

Biologie:

  • Käfer:
  • Flugzeit: März bis Mai
  • Generationen: 1 Generation pro Jahr, mit Geschwisterbruten
  • Wirtsbäume: neben Esche auch Ahorn, Hasel, Hagebuche, Nussbaum, Eiche und Birne

Bedeutung:

  • Besiedlung von Eschenholz in hohen Dichten, dabei werden sowohl geschlagene Bäume, gespaltenes Holz oder auch lebende, bereits geschwächte Bäume jeden Alters befallen
  • Wucherung an Esche durch wiederholten Befall

 

Ulme

Grosser Ulmensplintkäfer  (Scolytus scolytus) 

Befalls- und Brutbild:

  • 2-3 cm langer senkrecht nach oben führender Muttergang,
  • davon zweigen seitlich, anfangs rechtwinklig, 10-15 cm lange Larvengänge ab
  • bei dünnrindigen Stämmen sind die Larvengänge und Puppenwiegen auch im Splint sichtbar

Biologie:

  • Käfer: 3-6 mm, rötlichbraun bis schwarz
  • Flugzeit: Mai/Juni und August
  • Generationen: 1 bis 2 Generationen pro Jahr
  • Überwinterung: in der Rinde, im Brutbild; auch Puppen und Larven können überwintern
  • Wirtsbäume: neben Ulmen auch gelegentlich Pappel, Weide, Eiche, Nussbaum

Bedeutung:

  • Sekundärschädling in dickrindigen Stämmen
  • Überträger der Ulmenwelke

Holzbrütende Arten an Nadelholz

Gestreifter/linierter/Gemeiner Nutzholzborkenkäfer (Trypodendron lineatum)

Befalls- und Brutbild:

  • vom Muttergang zweigen beidseitig, rechtwinklig kürzere Larvengänge ab
  • Befall von geschlagenem Holz ist abhängig von dessen Feuchtigkeitsgrad

Biologie:

  • Käfer: 2,8 - 3,8 mm
  • Flugzeit: März bis Juli/mitte August (Frühschwärmer)
  • Generationen: 1 Generation pro Jahr; Geschwisterbruten möglich
  • Überwinterung: in der Bodenstreu
  • Wirtsbäume: u.a. Fichten, Tannen, Kiefern, Lärchen
  • bevorzugt Holz mit Rinde; befällt aber auch entrindete Stämme

Bedeutung:

  • Sekundärschädlinge
  • technischer Schädling v.a. im Splintholz (Bläuepilze)
  • Stehendbefall ist selten und setzt eine erhebliche Vorschädigung des Baumes voraus

Holzbrütende Arten an Laubholz

Gekörnter Nutzholzborkenkäfer (Xyleborus dryographus)

Brutbild:

  • Eingangsröhre mit verzweigten bzw. platzförmigen Brutröhren ins Holz 

Biologie:

  • Käfer: 1,9 - 2,7 mm, rrotbraun
  • Flugzeit: April und Juni
  • Generationen: 2 Generationen pro Jahr
  • Wirtsbäume: u.a. Eichen, Buchen, Ahorne, Kastanien, Ulmen, Linden

Bedeutung:

  • Schäden bisher unbedeutend; ausgetrocknetes und behandeltes Holz wird nicht besiedelt;. technische Schäden in Holz, die aber nur von Bedeutung sind, wenn das Holz lange Zeit unbearbeitet gelagert wird.

Kleiner Holzbohrer (Xyleborus saxeseni)

Brutbild:

  • Eingangsröhre mit verzweigten bzw. platzförmige nBrutröhren ins Holz 

Biologie:

  • Käfer: 1,5 - 2,4 mm, gelbbraun bis dunkelbraun
  • Flugzeit: April und Juni
  • Generationen: 1 bis 2 Generationen pro Jahr
  • Wirtsbäume: v.a. Eichen, Eschen, Kastanien, Ulmen, Birken, Linden, Weiden, Erlen, Pappeln, Walnüsse, Apfel, Birne; gelegentlich auch an Kiefern, Lärchen , Fichten, Tannen oder Zeder anzutreffen
  • bevorzugen geschwächte  und sterbende Stämme oder tote Bäume; ernähren sich von Pilzen und auch von Holz

Bedeutung:

  • Schadwirkung unbedeutend

Invasive Arten an Laub- und Nadelholz

Neben den einheimischen Borkenkäferarten gibt es in der Schweiz aber vermehrt auch gebietsfremde, invasive Arten.

Einige davon sind:

Nordischer Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus), dessen Ausbreitungswege in der Schweiz von Waldschutz Schweiz mit Monitoring überwacht werden.

Herkunft: 

  • Ostasien, Sibirien und Fennoskandinavien

Befalls- und Brutbild

  • 3-7armiger Längssterngang, ähnlich dem des Buchdruckers (s. Waldwissen.net)

Biologie

  • Käfer: 2.8 bis 4.5 mm, dunkelbraun
  • Flugzeit: Mai bis Juli
  • Generationen: bis zu drei Generationen pro Jahr
  • Überwinterung: in der Bodenstreu oder im Phloem
  • Wirtsbäume: Kiefern, Lärchen, Fichte, Tanne

Bedeutung: 

  • gilt momentan als weniger aggressiv als der einheimische Buchdrucker, kann aber durchaus auch eine wirtschaftliche Bedeutung erlangen. Polen und der Slowakei bezeichneten die Art inzwischen als wirtschaftlich relevant. Auch in Tschechien wurden Massenvermehrungen dieser Borkenkäferart in Zusammenhang mit den extremen klimatischen Bedingungen registriert. (Siehe dazu auch EPPO)

Aktuelle Informatiorn auf Waldwissen.net

Schwarzer Nutzholzborkenkäfer (Xylosandrus germanus)

Herkunft:

  • Ostasien

Einschleppung:

  • USA, Europa

Befalls- und Brutbild:

  • bodennah bis in 2 m Höhe am Stamm
  • frisch geschlagenes Holz, Stöcke und gelegentlich absterbende stehende Bäume

Biologie:

  • Käfer: 3,5 mm lang
  • Flugzeit: Mai, Juni/Juli; Spätschwärmer)
  • Wirtsbäume: Laub- und Nadelhölzer (Fichte, Kiefer), Reben

Bedeutung:

  • Sekundärschädling; führt durch Verbläuung zu Wertminderung von eingeschlagenem Nadelholz

Amerikanischer Nutzholzborkenkäfer (Gnathotrichus materiarius; Ambrosiakäfer)

Herkunft:

  • Nordamerika (Osten)

Einschleppung:

  • Europa u.a. via Holztransporte, Windverdriftung

Befalls- und Brutbild:

  • Das Brutbild besteht aus einer radialen Eingangsröhre, einer Reihe von abwechselnd den Jahresringen folgenden Muttergängen, von denen dann die leiterartig angeordneten, kurzen, der Faser folgende Larvenstollen, ähnlich wie bei Xyloterus lineatus Oliv., abzweigen. Die Jungkäfer verlassen die Brutstätte durch das Einbohrloch der Eltern.
  • Die Larvengänge ähneln denen des Gestreiften Nutzholzborkenkäfers (Trypodendron lineatum), sind aber etwas kleiner im Durchmesser (1 mm). Die stärker geschwungenen Muttergänge dringen aber tiefer ins Holz ein (bis zu 15 cm).
  • Ein von den Käfern kultivierter und den Larven als Nahrung dienende Ambrosiapilz bewirkt eine schwarzbraune Holzverfärbungen, die zusammen mit den Frassgängen zu erheblichen Wertminderungen führen kann.

Biologie:

  • Käfer: 3,2 bis 3,5 mm lang; dunkel bis rötlich-braun gefärbt
  • Generationen: 2 pro Jahr möglich
  • Ausbreitung: langsam
  • Wirtsbäume: v.a. Föhre, aber auch Pinus-, Abies-, Larix-, Picea- und Tsuga-Arten; in Europa vor allem an Waldföhre, Fichte, Douglasie, Tanne sowie Europäischer und Japanischer Lärche; Fallenfänge

Bedeutung:

  • Die Art kann technische Schäden verursachen. In Baden-Württemberg (Deutschland) konnten bereits grössere Schäden festgestellt werden. In der Schweiz scheint die Käferart noch keine bedeutende wirtschaftliche Rolle zu spielen.

Auch im Tessin konnten 2022 einige neue, invasive Borken- und Ambrosiaköferarten insbesondere von Laubhölzern gefunden werden: Xylosandrus crassiusculus, Anisandrus maiche, Cychlorhipidion pelliculosum, Cychlorhipidion distinguendum, und Hypothenemus eruditus. Aufgrunddessen werden diese Arten nun auch in anderen Teilen der Schweiz mit einem Monitoring überwacht. Ebenfalls werden die Proben der Schweizweiten Gebietsüberwachung auf diese Schädlinge hin überprüft. 
Über wirtschaftliche Schäden im Wald ist bei diesen Arten bisher allerdings noch nichts bekannt.

Xylosandrus crassiusculus 
(
Asiatischer Nutzholzborkenkäfer; Ambrosiakäfer)

Herkunft:

  • (Ost)-Asien

Eingeschleppung:

  • Europa, USA, Brasilien, Argentinien, Afrika, Oceanien, Israel

Biologie:

  • Käfer: 2-3 mm lang
  • Wirtsplanzen: polyphag an vieln Laubgehölzen (Quercus, Salix, Ulmus, Populus, Fagus), Magnolie, Hibiskus, Obstgehölze, Süsskartoffel; Fallenfänge

  • gestresste und gesunde Bäume, dünne Aste lebender Bäume und frisch gefälltes Holz; plants for planting; Verpackungsholz

Bedeutung:

  • bringt kleine Bäume in Baumschulen und urbanem Gebiet zum Absterben; in natürlicher Umgebung nur trockenes oder Totholz
  • Massenbesiedlung von gelagertem Schnittholz möglich 

Anisandrus maiche (Ambrosiakäfer)

Herkunft:

  • Asien

Eingeschleppung: 

  • Europa, Westrussland, Ukraine

Befallsbild:

  • an gestressten Bäumen

Biologie:

  • Käfer: 1.8 bis 3 mm lang
  • Flugzeit: vermutlich Juni bis August
  • Wirtsplanzen: v.a. zahlreiche Laubgehölze (u.a. Populus, Quercus), gelegentlich auch Nadelholz; Fallenfängen

Bedeutung:

  • derzeit noch keine grössere Schadwirkung bekannt

Weitere Informationen s.  PRA EPPO  

Cychlorhipidion pelliculosum 
(Ambrosiakäfer)

Herkunft: 

  • China, Japan, Korea, Taiwan, Ferner Osten Russlands

Eingeschleppung:

  • USA, Eupoa

Biologie:

  • Käfer: 3 bis 3.4 mm lang
  • Wirtsplanzen: u.a. Eiche, Buche, Ahorn, Birke, in Europa eine Meldung an Pappel bekannt; sonst Fallenfänge

Bedeutung:

  • wirtschaftlich bisher keine Schäden bekannt

    Cychlorhipidion distinguendum (Ambrosiakäfer)

    Herkunft: 

    • Asien (China, Indien, Japan, Nepal, Taiwan, Thailand)

    Eingeschleppung:

    • Europa

    Biologie:

    • Käfer: 2.4 bis 2.8 mm lang
    • Wirtsplanzen: Fagaceen; Fallenfänge

    Bedeutung:

    • wirtschaftlich bisher keine Schäden bekannt

    Hypothenemus eruditus (Borkenkäfer)

    Herkunft:

    • Kosmopolit

    Eingeschleppung:

    • ges. Amerikanischer Kontinent, Europa

    Befallsbild:

    • Einbohren in dünne Äste in Baumkronen

    Biologie:

    • Käfer: Weibchen: 1 bis 1.3 mm lang; flugunfähige Männchen 0.7 mm lang (in den Brutgängen)
    • Wirtsplanzen: sehr polyphag, hunderte Arten von Pflanzen aus subtropisschen und tropischen Regionen; Wälder und urbane Gebiete; u.a. Pappel, Feige; Fallenfänge

    Bedeutung:

    • wirtschaftlich bisher keine Schäden bekannt