Als einer der bedeutendsten einheimischen Schadorganismen an der Fichte (Picea abies) ist der Buchdrucker (Ips typographus) schweizweit gut bekannt. Nach Störungen wie Trockenheit, Sturmschäden oder Schneebruch kann es zu Massenvermehrungen dieser Käferart kommen, in dessen Verläufen nicht nur geschwächte, sondern auch vitale Bäume befallen werden können, und dann zumeist absterben.
In der Regel legt der Buchdrucker in der Schweiz - je nach Witterung, Exposition und Höhenlage - ein bis zwei Generationen pro Jahr an. Durch überdurchschnittlich hohe Frühlings- und Sommertemperaturen kann in tieferen Lagen jedoch vermehrt eine dritte Generation, in höheren Lagen eine zweite Generation dazukommen. Während der Buchdrucker von den neuen Klimatrends profitiert, machen sie seiner Wirtsbaumart, der Fichte, zunehmend zu schaffen. Vermehrter Trockenstress wird die Widerstandsfähigkeit der Fichte gegenüber Buchdruckerbefällen in Zukunft weiter senken. Insbesondere bei Fichtenbeständen, die wichtige Schutzfunktionen erfüllen, ist dies problematisch.
Um Käferschäden einzudämmen, müssen Befallsherde rechtzeitig erkannt und befallene Bäume vor dem Ausflug der neuen Käfergeneration aus den Beständen entfernt werden. Als Hilfestellung für die Ermittlung der Flugzeiten stellt die WSL das Modell "Borkenkäfer Simulation Online" (BSO) zur Verfügung (Zugang via: www.borkenkaefer.ch).
Tagesaktuelle Wetterdaten
Das BSO-Modell modelliert auf einem Raster von 2 x 2 km die Entwicklung der lokalen Borkenkäferpopulationen inklusive deren Schwärmflüge anhand der täglich von MeteoSchweiz erhobenen Temperaturdaten. Die Lufttemperaturen werden zur Präzisierung auf Rindentemperaturen umgerechnet.
Die auf borkenkaefer.ch dargestellten Populationsverläufe und Prognosen beruhen auf einer Computersimulation der Populationsentwicklung des Buchdruckers. Diese wird aufgrund aktueller Tagestemperaturen berechnet und auf Karten dargestellt. Bis zum aktuellen Zeitpunkt – also bis zum Tag, an dem Sie die Daten abrufen – basiert die Modellierung auf den gemessenen täglichen Wetterdaten von MeteoSchweiz. Die in die Zukunft prognostizierte Entwicklung bis zum Jahresende simuliert das Modell mit den durchschnittlichen Tagestemperaturwerten der vergangenen zehn Jahre. Auf einem 2 km-Raster wird die Populationsentwicklung und das Ausschwärmen der Käfer schweizweit berechnet und auf einer Karte dargestellt (Abb. 2). Damit lässt sich zum Beispiel abschätzen, auf welcher Höhenlage die Käfer momentan schon fliegen, oder ob sie im Herbst in ihren Brutbäumen überwintern oder die Bäume schon verlassen haben.
Interessant für die Planung phytosanitärer Massnahmen ist die Möglichkeit, Prognosen über die weitere Entwicklung der Käferpopulationen für den Rest des laufenden Jahres anzuzeigen. Diese berechnet das BSO-Modell mittels der durchschnittlichen Temperaturen der letzten 10 Jahre.
Regionale Karten und Diagramme
Da die Käferentwicklung vor allem in höheren Lagen stark von der topographischen Lage beeinflusst wird, simuliert das Modell den Verlauf der Käferpopulationen jeweils für verschiedene Höhenlagen und Expositionen. Für die einzelnen Wirtschaftsregionen der Schweiz berechnet das Modell für Höhenlagen zwischen 400 m und 1500 m und für die Expositionen Nord und Süd detailliertere Informationen (Abb. 3). Dazu werden pro Region für jede Höhenlage und Exposition fünf repräsentative Punkte ausgewählt und deren Tagestemperaturen gemittelt. Das Computermodell berechnet für jede Generation den Beginn des Käferausflugs sowie den Zweitflug dieser Käfer, wenn sie ausfliegen, um eine zweite Brut (Geschwisterbrut) anzulegen. Zusätzlich wird der zeitliche Verlauf der Flugperiode und die Verteilung der Entwicklungsstadien (Eier, Larven, Puppen, Jungkäfer) unter der Rinde angegeben.
Des Weiteren können Sie die regionalen Käferholzmengen der letzten 30 Jahre pro Kanton oder Forstkreis abrufen (Abb. 4). Die Entwicklung der regionalen Käferholzmengen ermöglicht es, das Ausmass des aktuellen Befalls einzuordnen und die aktuelle Gefährdung durch den Buchdrucker anhand der Vorjahresbefälle abzuschätzen. So wird zum Beispiel ersichtlich, ob die Käferholzmengen in der betreffenden Region tendenziell zu- oder abnehmen.
Managementempfehlungen
Interessant für die Forstpraxis sind ebenfalls die Vorschläge verschiedener Managementempfehlungen. Zum Beispiel wird auf der Monatsachse eine Borkenkäferfalle angezeigt, damit man noch vor dem Käferausflug entsprechende Fallen aufstellen kann. Oder es wird ein Auge eingeblendet, sobald der Ausflug der Käfer beginnt, sodass ab da mit den Befallskontrollen begonnen werden kann.
Da das Modell anzeigt, ob sich die Käfer im Winter noch unter der Rinde befinden oder bereits im Herbst ausgeflogen waren, ist das BSO-Modell ebenfalls eine Unterstützung zur Abschätzung der Effektivität von Zwangsnutzungen im Winter. So werden die Planung und Umsetzung von Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen durch das BSO-Modell bestmöglich unterstützt. Nichtsdestotrotz bleiben lokale Kontrolltätigkeiten vor Ort in den Waldbeständen ein unersetzlicher Teil des Borkenkäfermanagements.