In der Schweiz sind 117 Borkenkäferarten bekannt. Der Buchdrucker (Ips typographus) gilt als wichtigste Art, da er die ökonomisch schwersten Waldschäden verursacht. Zusammen mit der Praxis erfasst Waldschutz Schweiz jährlich die Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde (Käfernester) in der Schweiz seit 1984 – eine eindrückliche Zeitreihe.
Zeitreihe Borkenkäfermonitoring

Abb. 1. Buchdrucker: Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde (Käfernester) in der Schweiz von 1998 – 2024. * = Werte geschätzt (werden erst im Herbst 2025 abgefragt). Grafik: Waldschutz Schweiz
Borkenkäfer-Befall im Jahr 2024
Im vergangenen Jahr 2024 hat sich die Buchdruckersituation in der Schweiz vielerorts beruhigt. Die Menge der schweizweit registrierten Sommerzwangsnutzungen ist gegenüber dem Vorjahr um rund 13 % zurückgegangen, gleichzeitig hat sich die Anzahl der Befallsherde um 3 % reduziert. Zusammen mit den Schätzungen für die Winterzwangsnutzungen 24/25 und dem stehen gelassenen Käferholz wird für das Jahr 2024 ein Gesamtvolumen von 622 850 m3 Schadholz erwartet. Dieser Trend der Entspannung zeigte sich allerdings nicht in allen Gebieten der Schweiz. Ein sehr hohes Schadholzvolumen wird aktuell aus dem Waadtländer Jura gemeldet, einer Region wo sich die Buchdruckersituation in den letzten 3 Jahren deutlich verschärft hat.
Aus insgesamt 19 Kantonen wurde 2024 eine Abnahme der Sommerszwangsnutzungen gemeldet. Die stärksten Abnahmen gab es in den Kantonen AI, GL, GR, UR und VS, wo das Volumen der Sommerzwangsnutzungen im Vergleich zum Vorjahr um 65–84 % zurückgegangen ist. Hingegen zugenommen (um 2–83 %) hat das Volumen in den Kantonen AR, FR, JU, VD und TI. Die prozentmässig stärkste Zunahme wurde im Kanton AR verzeichnet, mit einem Gesamtvolumen 260 m3 ist die Schadholzmenge allerdings unauffällig. Grund zur Sorge bereitet hingegen das seit 2022 ansteigende Zwangsnutzungsvolumen aus dem Kanton VD. Die 2024 im Kanton VD durchgeführten Sommerzwangsnutzungen (122 016 m3) machen rund ein Drittel der gesamtschweizerischen Werte aus und stammen grösstenteils aus dem Waadtländer Jura. Es wird vermutet, dass wiederholte Sommertrockenheiten in dieser von flachgründigen Böden geprägten Region den starken Anstieg der Käferholzmengen mitverursacht haben.
Sowohl im Winter als auch im Frühling des Jahres 2024 waren die Niederschlagswerte in den meisten Regionen der Schweiz überdurchschnittlich hoch, in den folgenden Sommermonaten allerdings gebietsweise bereits wieder unter den Normwerten. Trotzdem dürfte die gute Wasserversorgung im Winter und Frühling 2024 dazu beigetragen haben, dass sich die Situation der Fichten bezüglich Trockenstress im nachfolgenden Sommer vielerorts etwas reduziert hat. Dies könnte sich auch positiv auf ihr Verteidigungspotential gegenüber Buchdruckerangriffen ausgewirkt haben und widerspiegelt sich vermutlich auch in der aktuell vielerorts beobachteten Beruhigung der Situation.
Buchdrucker-Modell: Wann und wo fliegt er?
Das Buchdrucker-Modell der Eidg. Forschungsanstalt WSL ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Planung von Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen der Käfer und eignet sich für Forschungs- und Ausbildungszwecke.
Eckpunkte der Borkenkäfermonitoring-Zeitreihe
2022–2023
Mit 1,6 °C über der Norm von 1991–2020 war 2022 das wärmste Jahr seit dem Messbeginn 1864. Teilweise ermöglichte das den Käfern, eine zusätzliche Generation anzulegen. Eine weitere Ursache für die stärkere Vermehrung des Buchdruckers sind schwere Hagelschäden am Wald im Juni 2021 in vielen Regionen der Schweiz. 2023 mussten die Forstverantwortlichen nochmals mehr vom Buchdrucker befallene Fichten fällen als im Vorjahr. Besonders stark traf diese Entwicklung die Kantone Solothurn, Waadt und Neuchâtel. Im letztgenannten Kanton hat zudem ein aussergewöhnlich starker Sommersturm (Juli 2023) die Zunahme der Käferpopulationen gefördert.
Waldschutz aktuell 1/2024
2019–2020
Das Schweizer Mittellandes litt 2018 besonders stark unter der Trockenheit. Der Befall durch den Buchdrucker ist 2019 regelrecht explodiert, als knapp 1,5 Millionen Kubikmeter Käferholz angefallen sind . Das ist der höchste Wert seit 2003, als die Käferholzmengen nach dem Sturm Lothar neue Rekorde erreichten.
Waldschutz Aktuell, 1/2021.
2018
Die durch Ips typographus verursachte Käferholzmenge betrug 2018 landesweit 735'000m3 befallenes Fichtenholz. Mehrere Sturmereignisse und die extreme Sommertrockenheit haben die Entwicklung des Borkenkäfers begünstigt.
Waldschutz Aktuell 01/2019.
2008 ff
Die durch den Buchdrucker befallene Menge Fichtenholz ging seit dem Hauptschadenjahr 2003 stetig zurück und betrug im Jahr 2008 noch 85'000m3. Sie lag damit wieder in der Grössenordnung der Jahre vor dem Sturm Lothar vom Dezember 1999.
Waldschutz aktuell 1/2009.
2005
Die durch Ips typographus befallene Menge Fichtenholz ging weiter zurück und belief sich im Jahr 2005 noch auf 0,95 Mio. m3.
Waldschutz aktuell 1/2006.
2003
Seit dem Sturm Lothar 1999 war in der Schweiz eine Massenvermehrung des Buchdruckers (Ips typographus) im Gang, deren Ausmass frühere Epidemien um ein Mehrfaches übertraf. Der heisse, trockene Sommer 2003 verschärfte die Borkenkäfer-Situation zusätzlich. So erreichte der Befall im Jahr 2003 mit 2,1 Mio. m3 Fichten ein bisher noch nie registriertes Ausmass.
Forstschutz-Überblick 2004.
Ausblick

Abb. 2. Käfernest im Fichtenwald: Mit Befällen durch den Buchdrucker wird auch in hohen Lagen immer häufiger zu rechnen sein. Foto: Beat Wermelinger
Fichten sind die Hauptwirtspflanzen des Buchdruckers. Normalerweise können gesunde Fichten durch Abwehrreaktionen wie Harzfluss die Borkenkäfer abwehren. Störungsereignisse wie Windwurf, Lawinen- und Schneedruck schaffen Brutplätze für die Käfer, wodurch in Folge auch vitale Bäume gefährdet werden. Durch Klimawandel bedingte Temperaturerhöhungen und häufigere Trockenperioden führen zu kürzeren Entwicklungszyklen des Käfers, schwächen die Fichten und fördern damit die Vermehrung des Schädlings. Damit ist langfristig zu erwarten, dass die Fichte in tieferen Lagen ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets immer stärker von Buchdruckern befallen wird. Auch in den Voralpen und Alpen muss im Rahmen des Klimawandels immer häufiger mit Buchdruckerbefall gerechnet werden. Diese Entwicklung wird einen Waldumbau nötig machen, der wegführt von reinen Fichtenbeständen.