In der Schweiz sind 116 Borkenkäferarten bekannt. Der Buchdrucker (Ips typographus) gilt als wichtigste Art, da er die ökonomisch schwersten Waldschäden verursacht. Zusammen mit der Praxis erfasst Waldschutz Schweiz jährlich die Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde (Käfernester) in der Schweiz seit 1984 – eine eindrückliche Zeitreihe.
Zeitreihe Borkenkäfermonitoring
Borkenkäfer-Befall im Jahr 2023
Wie schon 2022 mussten 2023 die Forstverantwortlichen schweizweit mehr vom Buchdrucker befallene Fichten fällen als im Vorjahr: Mit einem Gesamtvolumen von 436 563 Kubikmetern verzeichnete die Schweiz 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen weiteren Anstieg der durch den Buchdrucker verursachten Sommerzwangsnutzungen von rund 8%. Besonders stark traf diese Entwicklung die Kantone Neuchâtel, Solothurn und Waadt.
Betrachtet man die Buchdruckersituation auf der Ebene der Produktionsregionen nach Landesforstinventar (LFI), so stellt man fest, dass die Anstiege der Sommerzwangsnutzungen auf nationaler Ebene durch die Käferpopulationen in den Produktionenregionen Jura (+75%) und Mittelland (+13%) verursacht wurden. In den Voralpen (-16%) und Alpen (-26%) sowie auf der Alpensüdseite (-50%) nahmen die Sommerzwangsnutzungen dagegen deutlich ab.
Auffälliger als bei den Sommerzwangsnutzungen war die Zunahme der Befallsherde, die mit 9493 Herden eine schweizweite Steigerung von 14% im Vergleich zum Vorjahr erlebten. Ebenfalls erhöhte sich das geschätzte Gesamtvolumen des vom Buchdrucker befallenen Fichtenholzes um etwa 10% auf 713 210 Kubikmeter. Diese Zahl errechnet sich aus den effektiven Sommerzwangsnutzungen sowie den geschätzten Werten für Winterzwangsnutzungen und stehengelassenes Käferholz, basierend auf Erfahrungswerten der letzten 20 Jahre. Die Schätzungen sind nötig, da die beiden Werte jeweils erst im Folgejahr erhoben werden. Im Jahr 2023 wurden schweizweit insgesamt 1278 für den Buchdrucker spezifische Lockstofffallen betrieben, die mittlere Fangzahl pro Falle lag dabei bei 24 577 Käfern, was einem Anstieg von rund 77% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Buchdrucker-Modell: Wann und wo fliegt er?
Das Buchdrucker-Modell der Eidg. Forschungsanstalt WSL ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Planung von Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen der Käfer und eignet sich für Forschungs- und Ausbildungszwecke.
Eckpunkte der Borkenkäfermonitoring-Zeitreihe
2022
Mit 1,6 °C über der Norm von 1991–2020 war 2022 das wärmste Jahr seit dem Messbeginn 1864. Teilweise ermöglichte das den Käfern, eine zusätzliche Generation anzulegen. Eine weitere Ursache für die stärkere Vermehrung des Buchdruckers sind schwere Hagelschäden am Wald im Juni 2021 in vielen Regionen der Schweiz.
Waldschutz aktuell 1/2023
2019–2020
Das Schweizer Mittellandes litt 2018 besonders stark unter der Trockenheit. Der Befall durch den Buchdrucker ist 2019 regelrecht explodiert, als knapp 1,5 Millionen Kubikmeter Käferholz angefallen sind . Das ist der höchste Wert seit 2003, als die Käferholzmengen nach dem Sturm Lothar neue Rekorde erreichten.
Waldschutz Aktuell, 1/2021.
2018
Die durch Ips typographus verursachte Käferholzmenge betrug 2018 landesweit 735'000m3 befallenes Fichtenholz. Mehrere Sturmereignisse und die extreme Sommertrockenheit haben die Entwicklung des Borkenkäfers begünstigt.
Waldschutz Aktuell 01/2019.
2008 ff
Die durch den Buchdrucker befallene Menge Fichtenholz ging seit dem Hauptschadenjahr 2003 stetig zurück und betrug im Jahr 2008 noch 85'000m3. Sie lag damit wieder in der Grössenordnung der Jahre vor dem Sturm Lothar vom Dezember 1999.
Waldschutz aktuell 1/2009.
2005
Die durch Ips typographus befallene Menge Fichtenholz ging weiter zurück und belief sich im Jahr 2005 noch auf 0,95 Mio. m3.
Waldschutz aktuell 1/2006.
2003
Seit dem Sturm Lothar 1999 war in der Schweiz eine Massenvermehrung des Buchdruckers (Ips typographus) im Gang, deren Ausmass frühere Epidemien um ein Mehrfaches übertraf. Der heisse, trockene Sommer 2003 verschärfte die Borkenkäfer-Situation zusätzlich. So erreichte der Befall im Jahr 2003 mit 2,1 Mio. m3 Fichten ein bisher noch nie registriertes Ausmass.
Forstschutz-Überblick 2004.
Ausblick
Abb. 2. Käfernest im Fichtenwald: Mit Befällen durch den Buchdrucker wird auch in hohen Lagen immer häufiger zu rechnen sein. Foto: Beat Wermelinger
Fichten sind die Hauptwirtspflanzen des Buchdruckers. Normalerweise können gesunde Fichten durch Abwehrreaktionen wie Harzfluss die Borkenkäfer abwehren. Störungsereignisse wie Windwurf, Lawinen- und Schneedruck schaffen Brutplätze für die Käfer, wodurch in Folge auch vitale Bäume gefährdet werden. Durch Klimawandel bedingte Temperaturerhöhungen und häufigere Trockenperioden führen zu kürzeren Entwicklungszyklen des Käfers, schwächen die Fichten und fördern damit die Vermehrung des Schädlings. Damit ist langfristig zu erwarten, dass die Fichte in tieferen Lagen ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets immer stärker von Buchdruckern befallen wird. Auch in den Voralpen und Alpen muss im Rahmen des Klimawandels immer häufiger mit Buchdruckerbefall gerechnet werden. Diese Entwicklung wird einen Waldumbau nötig machen, der wegführt von reinen Fichtenbeständen.