Zu den Föhren gehören die Arten der Gattung Pinus. Sie sind in der Schweiz nicht nur wichtige Waldbäume, sondern werden auch gern in Städten gepflanzt. Gerade im öffentlichen und privaten Grün sind sie entsprechend oft anzutreffen: etwa 6 % aller städtischen Bäume sind Föhren.(1) Sie sind in jedem uns bekannten städtischen Baumkataster anzutreffen und stellen die sechstwichtigste Stadtbaumgattung dar. Symptome an Föhren fallen vielleicht auch deshalb schnell auf. 

Die Schadbilder lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Dazu gehören:

  1. abgestorbene Triebspitzen (Abb. 1)
  2. teilweise, oftmals von innen heraus verbräunende Kronen (Abb. 2)
  3. teilweise, oft einseitig verbräunende Kronen oder einzelne verbräunende Äste (Abb. 3)
  4. sehr schnell komplett verbräunende Krone (Abb. 4)
  5. harzende Äste und Stämme (Abb. 5 und 6)
  6. Stammdeformationen und Stammnekrosen (Abb. 7)

In diesem Beitrag stehen stark harzende Föhren (Punkt 5) und Föhren mit Deformationen und Nekrosen (Punkt 6) im Zentrum.

Harzfluss als Abwehrmassnahme der Nadelbäume

Harz dient dem Baum zur Abwehr von Angriffen und hilft, innere Wunden abzuschotten. Die klebrige Masse versiegelt das Gewebe und bildet so eine wirksame Schicht, die von anderen Organismen nicht so leicht überwunden oder durchbrochen werden kann.

Das Harz wird von spezialisierten Zellen gebildet, sogenannten Epithelzellen. Sie son­dern es ins Innere der Harzkanäle ab, einem speziel­len Leitgewebe zum Transport der zähen Flüssigkeit. Neben der physikalischen Barriere, die der Baum so aufbaut, hat Harz eine antiseptische Wirkung. Das Harz der Waldföhre wurde früher vielseitig genutzt. Um es zu gewinnen, wurden die Bäume angeritzt und das ausfliessende Harz aufgefangen. Aus dem Harz wurde unter anderem Pech hergestellt. Daher heissen Föhren mancherorts «Pechbäume».

Neben mechanischen Verletzungen und abioti­schen Einflüssen (z. B. Trockenheit, Hagel, Frost) kön­nen mehrere Krankheiten und Schädlinge den Baum veranlassen, mit verstärkter Harzproduktion zu reagie­ren. Dazu gehören Borkenkäfer, die einheimischen Pilze Diplodia sapinea und Arten der Gattung Cron­artium, aber vor allem der gefährliche nicht-einheimi­sche Quarantänepilz Fusarium circinatum. Die beob­achteten Deformationen und Nekrosen an Stamm und Ästen können ebenfalls durch abiotische Einflüsse, aber auch durch einheimische Pilze (D. sapinea) und nicht-einheimische Erreger (F. circinatum, Bursaphe­lenchus xylophilus) verursacht werden.

Nicht-einheimische Erreger

Der Föhrenpechkrebs (Fusarium circinatum) ist in der Schweiz von Gesetzes wegen reguliert und wird präventiv überwacht (Stand: 2025). Es gilt eine Melde- und Tilgungspflicht. Einschleppungen und Etablierungen sollen unter allen Umständen verhindert werden.

Dieser Pilz verursacht braune nekrotische Läsio­nen und schliesslich Krebswucherungen an der Rinde von Ästen und Stämmen. Dieses zeigt sich im Abplat­zen der Rinde und ist oft mit starkem Harzfluss ver­bunden. In fortgeschrittenem Stadium kommt es zu starker Deformation des Stammes. Einmal infiziert, gibt es keine Überlebenschancen für den Baum. Der Pilz kann für eine gewisse Zeit symptomlos in den Wurzeln vorkommen. 

Absterbende Zweige und Starkäste können ausserdem frühe Zeichen für eine Infektion mit dem Kiefernholz­nematoden (Bursaphelenchus xylophilus) sein. Er gehört zu den prioritären Quarantäneorganismen und es besteht ebenfalls eine Melde- und Tilgungs­pflicht (Stand: 2025). Einmal infizierte Bäume haben keine Überle­benschancen. Sie sterben innert einiger Monate ab. Bockkäfer der Gattung Monochamus als Vektoren oder der Transport infizierter Pflanzenteile können zu einem schnell wachsenden Befallsgebiet führen.

Einheimische Erreger

Der Pilz Diplodia sapinea verusrsacht das Föhrentriebster­ben. Er führt dazu, dass die Knospen verharzen und bereits ausgetriebene Nadeln nicht ihre volle Grösse erreichen. Breitet sich der Pilz bis in die Triebe aus, sterben diese ab. Auf der Nadelbasis, der Rinde und den Zapfen zeigen sich mit der Zeit kleine schwarze asexuelle Fruchtkörper (Pyknidien).

Hagel, Insektenfrass, Trockenstress und Hitze begünstigen eine Infektion oder den Übertritt des bereits endophy­tisch vorhandenen Pilzes in die pathogene Phase. Das Föhrentriebsterben profitiert von milden Wintern, feucht-warmem Frühlingswetter und darauffolgenden trockenen Sommern. Es wird angenommen, dass die Krankheit im Zuge des Klimawandels an Bedeutung gewinnen wird. 

Folgende Symptome sind typisch:

  1. Abgestorbene Triebspitzen, oft mit verkürzten ab­gestorbenen, hellbraunen Nadeln
  2. Verharzte Knospen
  3. Kleine schwarze Fruchtkörper unter der Nadel­scheide an verkürzten Nadeln
  4. Kleine schwarze Fruchtkörper auf Zapfenschup­pen
  5. Nekrosen an Trieben und Ästen, vornehmlich auf der Astunterseite
  6. Harzfluss, selten stark, an nekrotischen Stellen
  7. Verbläuung von Splintholz 

Es ist eher selten, dass D. sapinea Stammholz besiedelt, kommt bei geschwächten Bäumen jedoch vor. Durch Verletzungen dringt der Pilz ein und induziert in der Folge durch die Produktion von windverbreiteten Spo­ren Folgeinfektionen an Ästen und Trieben. Fälle aus Österreich zeigen zudem, dass der Pilz adulte Dougla­sien zum Absterben bringen kann.(2)

Ein Befall mit einer Blasenrost-Art (Cronartium sp.) kann ebenfalls Harzfluss auslösen, würde sich zu­sätzlich aber durch auffällige, erst weisse, später sich orange verfärbende blasenartige Gebilde auf der Rin­de verraten, aus denen eine pulverige Sporenmasse freigesetzt wird. Solche Befälle sind in der Regel gut zu erkennen. Und auch der Kiefernharzgallenwickler (Petrova resinella, Retinia resinella) löst neben Harzfluss Deformationen aus.

Fazit

Harzfluss an Föh­ren kann verschiedene Ursachen haben. Ein genau­er Blick darauf und Laboruntersuchungen sind wichtig, um Quarantäneorganismen auszuschliessen, die sich auf keinen Fall hierzulande ansiedeln sollen. 

Quellen:

(1) Augustinus B.A., Abegg M., Queloz V., Brockerhoff E.G. (2024): Higher tree species richness and diversity in urban areas than in forests: implications for host availability for invasive tree pests and pathogens. Landsc. Urban Plan. 250, 105144 (10 pp.). doi:10.1016/j.landurbplan.2024.105144

(2) Ritzer, E., Schebeck, M., Kirisits, T. (2023): The pine pathogen Diplodia sapinea is associated with the death of large Douglas fir trees. Forest pathology 53(4): e12823. https://doi.org/10.1111/efp.12823

(TR)