Wenn größere Mengen von Schadholz anfallen, trefen häufiger Fragen auf, welche Auswirkungen dies bei der Verarbeitung des Holzes bzw. der Verwendung der daraus hergestellten Produkte hat. Dafür ist es gut, die wichtigsten Besonderheiten, deren Ursachen und die Konsequenzen davon zu kennen. Denn die Nasslagerung soll eine Entwertung durch Schädlingsbefall und Risse vermeiden, kann aber bei längeren Zeiträumen zu unerwünschten Veränderungen des Holzes führen, wie zu einer lokal höheren Aufnahmefähigkeit für Flüssigkeiten.
Der Klimawandel wird immer deutlicher spür- und begreifbar. In der Forstwirtschaft zeigt er sich konkret durch vermehrte Windwürfe bei häufigeren Unwettern und in den letzten Jahren durch das besonders starke Auftreten des Borkenkäfers in Fichtenkulturen.
Der Holzmarkt reagiert darauf mit starken Schwankungen: Waren in den letzten beiden Sommern überall im Land volle Rundholzlagerplätze aufgrund der Borkenkäferschäden zu sehen und der Preis für Fichtenholz niedrig, so erleben wir derzeit eine sehr hohe Nachfrage mit Versorgungsengpässen. Die Lagerplätze leeren sich und das Schadholz kommt nach und nach in die Verarbeitung.
Rundholz wird in Nasslagern gelagert, um eine Entwertung des Holzes durch Rissbildung und bestimmte Schädlingsarten zu verhindern. Das erfolgt durch Beregnen des Rundholzes. Eine rasche Weiterverarbeitung im Sägewerk mit fachgerechter technischer Holztrocknung des Schnittholzes ist aus Sicht der Holzqualität notwendig. Bei einem Aufkommen von großen Schadholzmengen, wie z.B. nach Windwürfen oder Schneebrüchen, sind aber längere Zeiträume am Rundholzlager oft nicht zu vermeiden.
Schädlingsbefall
Die Nasslagerung von frischem Stammholz in Rinde hat das Ziel, einen Befall des Holzes durch holzverfärbende Pilze sowie Insekten, wie Borkenkäfer, Bockkäfer oder Holzwespen zu verhindern. Borkenkäfer und deren Larven leben unter der Rinde im Kambium und können das Stammholz vor allem durch nachfolgenden Bläuebefall entwerten. Holzwespen und Bockkäfer können geringe Schäden am Stammholz verursachen, die in der Weiterverarbeitung und Anwendung in Erscheinung treten können.
Durch die Larven von Holzwespen werden kreisrunde, mit Bohrmehl dicht verstopfte Fraßgänge im Holz angelegt. Die Larven der Scheibenböcke legen zur Verpuppung ausgehend vom Kambium Hakengänge im Stammholz an. Darin schlüpfen die fertig entwickelten Insekten und suchen ihren Weg ins Freie. So kommt es manchmal am verbauten Holz, das nicht technisch getrocknet wurde, zum Ausschlüpfen dieser Insekten, die nur das berindete Holz befallen. Wenn sie zum Beispiel bei einem neu errichteten Dachstuhl schlüpfen, können die Insekten auch fallweise Folien oder andere Baustoffe durchnagen und das kann zum Eindringen von Wasser und Folgeschäden durch holzzerstörende Pilze führen. Wenn die Insekten ohne Widerstand ins Freie gelangen, ist der Schaden am verbauten Holz durch einzelne Fraßgänge in der Regel vernachlässigbar gering und schreitet nicht fort. Bei einer Lagerung von entrindetem Rundholz können diese Schädlinge nicht auftreten.
Bei einer technischen Holztrocknung wird ein Lebendbefall am Schnittholz bekämpft, wenn die Temperatur im Holzinneren über mehrere Stunden über 55 °C gebracht wird. Daher weisen technisch getrocknete Holzbauprodukte wie Brettschichtholz oder Brettsperrholz in der Regel keinen aktiven Insektenbefall auf.
Verfärbungen durch Pilze
Bei der Verarbeitung tritt Pilzbefall zunächst durch Verfärbungen auf den gesägten oder gehobelten Oberflächen in Erscheinung (Abbildung rechts oben). Dabei muss die Verfärbung nicht unmittelbar durch den Pilzbefall als Bläue, Weißfäule oder Braunfäule entstehen, sondern kommen vor allem bei Laubholz auch Einlaufreaktionen aufgrund des Eindringens von Luftsauerstoff vor. Im Mikroskop sind dann fallweise gefärbte Einlagerungen aus Reservestoffen des Baumes im Holz erkennbar.
Holzverfärbende Pilze, wie Bläuepilze, haben keinen Einfluss auf die Festigkeit des Holzes, weshalb sie einen Einsatz im tragenden Holzbau nicht beeinträchtigen, sofern nicht optische Gründe dagegensprechen. Stammholzbläue ist im verbauten Holz nicht mehr aktiv, sie breitet sich daher nicht aus und verursacht keine Sporenbelastung in Wohnräumen.
Bei einem beginnenden Befall durch holzzerstörende Pilze, die Braunfäule oder Weißfäule und damit Festigkeitsverlust verursachen, sieht man zunächst nur Verfärbungen. Wenn die Härte der verfärbten Oberfläche und im Holzinneren nicht beeinträchtigt ist ("nagelfest"), kann das trockene Holz meist auch für tragende Anwendungen noch eingesetzt werden.
Abb. 2: Streifenweise, fleckige Verfärbungen an Birkenholz durch Einläufe und Befall mit Weißfäulepilzen, deren Hyphen im Elektronenmikroskop erkennbar sind (Bild: Holzforschung Austria).
Durchlässige Tüpfel
Dauert die Nasslagerung des Holzes mehrere Monate, kann es zu unsichtbaren Veränderungen in der Holzstruktur kommen, deren Auswirkungen sich erst sehr spät in der Weiterverarbeitung bemerkbar machen. In längeren Zeiträumen können nämlich die Membranen der Tüpfel im Holz durch Bakterien zerstört und damit die Aufnahmefähigkeiten für Flüssigkeiten stark erhöht werden. Das wird bei der Herstellung von Holzprodukten erst bei der Oberflächenbehandlung bemerkt, wenn pigmentierte Beschichtungsstoffe aufgebracht werden.
In Bereichen, wo Bakterien die Tüpfelmembranen angegriffen oder abgebaut haben, kann das Beschichtungsmaterial tiefer eindringen und wird in größerer Menge aufgenommen. Diese Bereiche erscheinen aufgrund der Ansammlung von Pigmenten dunkel im Vergleich zum umgebenden Holz. Bei einer mikroskopischen Untersuchung solcher Bereiche ist eine hohe Eindringtiefe des Beschichtungsstoffes leicht erkennbar. Betrachtet man dies bei höherer Auflösung im Rasterelektronenmikroskop, sieht man die angegriffenen oder fehlenden Tüpfelmembranen und fallweise auch Bakterien oder Pilze im Holz.
Abb. 3: Holzfensterprofil aus Kiefer mit dunklem Fleck durch stärkere Flüssigkeitsaufnahme, verursacht durch abgebaute Tüpfelmembranen, wie im Elektronenmikroskop erkennbar (Bild: Holzforschung Austria).
Wie kann gegen dieses Problem der Überaufnahmefähigkeit vorgegangen werden? Zuerst soll eine farblose Imprägnierung für den ersten Auftrag im Beschichtungssystem verwendet werden, bevor pigmentierte Beschichtungsstoffe aufgebracht werden. Dadurch wird das Saugverhalten des Untergrundes ausgeglichen, ohne dass Farbunterschiede auf der Oberfläche entstehen.
Für diese Fragen bei der Verarbeitung und Anwendung von Schadholz oder dem Auftreten von Verfärbungen des Holzes steht die Holzforschung Austria gerne zur Verfügung. Durch Untersuchungen an verbauten Konstruktionen vor Ort, durch Probenahmen und Untersuchungen von Holzteilen im holztechnologischen Labor sowie mit unserer Mikroskopie können wir zur Klärung der Ursachen und zur Beurteilung der praktischen Auswirkungen sowie gegebenenfalls zur Sanierung beitragen.