Viele durchdachte Details: Mit den Alu-Rungen und der verzinkten Karosserie macht der RW 11 von Binderberger einen sehr ordentlichen Eindruck. Angeboten werden zurzeit zwei Typen von Krananhängern kombiniert mit Kränen von Kesla oder günstigeren Eigenbaukränen. Der erfahrene Landmaschinenbauer erzeugt seine bewährten Geräte für die Brennholzwirtschaft in Oberösterreich. Zum Test wurde ein 11 t-Krananhänger mit dem Kesla Kran 305 T bereitgestellt.

Beim An- und Abkuppeln fiel uns auf, dass eine als Kurbelwinde ausgeführte Deichselstütze fehlte. Diese gibt es nur als Sonderausstattung, ist aber dringend zu empfehlen. Beim Testanhänger musste zum Ankuppeln des Anhängers die Hydraulikpumpe mittels Gelenkwelle angeschlossen werden. Nur so kann das Anhängeauge mittels Kranstützfüßen in die richtige Position gebracht werden.

Ist diese Hürde überwunden, kann man die angenehme Handhabung der durchdachten Konstruktion genießen. Die kurze Gelenkwelle ist gut geschützt unter dem Stehpodest eingelenkt. Vorrichtungen für die Versorgung der Anschlussteile beim abgestellten Hänger fehlen (noch). Die seit Jahresbeginn 2009 serienmäßig aufgebaute mechanisch betätigte Feststellbremse wird über eine mitgelieferte Handkurbel angezogen bzw. gelöst.

Sehr gut gelöst ist die Lenkdeichselarretierung: Eine fix montierte Klappe, die in eine Ausnehmung einrastet. Die Arretierung kann damit problemlos ohne Helfer durchgeführt werden (Abbildung 1). Dadurch ist auch die vorschriftsmäßige Verwendung im Straßenverkehr einfach zu erfüllen.

Sicheres Fahrverhalten

Sicherheit wird bei Binderberger groß geschrieben. Der RW 11 ist serienmäßig mit hydraulischen Vier-Radbremsen ausgestattet, die über die Bremsanlage des Zugfahrzeuges angesteuert werden können. Der Anhänger erfüllt damit alle Bedingungen für die 25 km/h Zulassung.

Der Bremstest am Prüfstand ergab eine Verzögerung 4,74 m/sec² für das zulässige Gesamtgewicht von 11 000 kg – ein ausgezeichneter Wert. Auch die für den Straßenverkehr vorgeschriebene Beleuchtung sowie Rückstrahler sind im Basispreis inbegriffen.

Der Anhänger zeigte sowohl bei der Leerfahrt wie im beladenen Zustand bei 25 bis 40 km/h (im Testgelände) ein sehr ruhiges, gutes Fahrverhalten. Die extrem lange Lenkdeichsel ermöglicht eine bessere Lenkgeometrie und eine solide Abstützung der auf den Knickpunkt wirkenden Kräfte in der langen Führung. Mit dem Lenkeinschlag an der Achse von 14° konnten wir beim Test in die simulierte Rückegasse einfahren,
ohne zu reversieren. Der Kran wird bei vollem Lenkeinschlag um 75 cm seitlich aus der Gespannachse bewegt. Dies bringt einen Vorteil zur Erweiterung der Reichweite – birgt aber auch ein Risiko durch die Schwerpunktverlagerung.

Der Pendelweg der Bogieachsen ist mit maximal 290 mm ausreichend. Die Unterseite des Anhängers ist frei von empfindlichen Bauteilen für den harten Forsteinsatz gut gestaltet. Die Stützbeine des Kranes sind in Fahrstellung auf das Niveau der Bodenplatte hochgezogen. Dadurch stellten die Hindernisse auf der "Buckelpiste" für den RW 11 kein Problem dar.

Der hochgezogene Kranführerstand lässt auch bei der Durchquerung von tiefen
Mulden oder Furten noch genug Spielraum zur Heckscheibe des Zugfahrzeuges. Ein besonderes Talent hat der Anhänger im Übersteigen von Böschungen in Rückwärtsfahrt. Durch die große Bodenfreiheit von 570 mm (Pendelachsrohr 440 mm) und den kurzen Abstand der Achse zum Heck kann der RW 11 Böschungen mit einem Verhältnis von 1:1 (107 %) übersteigen. Dies kann zumindest beim Wenden des leeren Anhängers nützlich sein.

Grundsätzlich ist der Anhänger ohne Antrieb (als Extra erhältlich) nur für flacheres Gelände geeignet. Durch Einsatz eines stärkeren, schwereren Traktors kann der fehlende Antrieb teilweise kompensiert werden – mit den bekannt negativen Folgen für den Boden.

Die Sicht durch das Stirngitter des Testgerätes war wegen teils waagrecht
eingeschweißter Gitterstäbe eher mäßig. Auf Anregung aus dem Testbericht werden
diese aber in Zukunft senkrecht eingeschweißt.

Kran mit starkem Drehmoment

Der Aufstieg zum Arbeitsplatz auf der Deichsel ist vorbildlich gelöst (Abbildung 2). Oben angelangt, hat man einen guten Überblick über das Geschehen. Die Standfläche ist ausreichend. Eine gute Kombination aus Absturzsicherung und Rückenstütze ermöglicht entspanntes Arbeiten. Alle Schläuche in der Nähe des Bedienstandes sind mit Gewebeschlauch abgedeckt.

Die auf ebener Standfläche stabile A-Fuß-Kranabstützung wurde seit der Durchführung des Tests um einige Zentimeter verlängert, womit nunmehr auch in unebenem Gelände die notwendige Stabilität für die Kranarbeit gewährleistet werden kann. Der Kran Kesla 305 T mit kostengünstiger Zwei-Hebel-Eurosteuerung leistet gute Arbeit.

Sämtliche Funktionen lassen sich gut mischen und mehrere gleichzeitig ausführen. Alle Kranbewegungen sind mit Endlagendämpfer ausgestattet. Der sehr solide gebaute Kran hob beim Test neben dem Anhänger 1 520 kg und bei maximaler Reichweite von 8,6 m (!) noch 220 kg. Das Drehmoment des 4-Zylinder-Schwenkwerkes ist mit 12 kNm eines der stärksten in diesem Kransegment. Der Doppelteleskopausschub erreicht eine Länge von 3,4 m und eine horizontale Zuzugskraft von 690 kg.

Eine Steigerung der Kranleistungen wäre bei diesem Kran durch bessere Abstimmung der Hydraulik noch möglich. Die Hydraulikleitungen und -schläuche des Kranes sind sauber verbaut und friktionsfrei geführt.

Zur Wirtschaftlichkeit

Der große Kran nimmt dem RW 11 einiges von seiner Ladekapazität. Für die Ladung bleibt mit 7 240 kg nur etwa das Doppelte des Eigengewichtes. Das Fassungsvermögen des markanten, mit vier Paar Alurungen ausgestatteten Rungenkorbes beträgt trotz seitlich abgeschrägter Stirnwand 9,18 fm und ist bei Beladung mit frischem Buchenrundholz (1 200 kg/fm) mehr als ausreichend (6 fm) und ermöglicht bei frischem Fichtenblochholz (800 kg/fm), die Tragfähigkeit des Anhängers zu 100 % auszunutzen.

Die Schwerpunktlage ist trotz großer Bodenfreiheit und großer Ladehöhe noch nicht nachteilig für die Seitenstabilität des Fahrzeuges. Eine ausgeklügelte Besonderheit bildet die serienmäßig eingebaute selbstarretierende Rahmenverlängerung um 90 cm. Das für Nadelholz und Fichte gerade ausreichende Ladevolumen verbunden mit dem professionellen Kran macht einen wirtschaftlich erfolgreichen Einsatz des RW 11 möglich. Die gute Verarbeitung lässt hohe Lebensdauer und geringere Reparaturanfälligkeit erwarten.

Der Anhänger kostet in Serienausstattung inkl. Vierrad-Bremse, Beleuchtung, Lenkdeichsel, Kesla 305 T und Stehpodest 33.840 €. Mit dem einfacheren Kran Kesla 303 liegt der Preis bei 25.840 €. Das Testgerät mit dem Kesla 305 T und Eigenölversorgung kostet 36.040 € (alles exkl. MwSt.)

Fazit

Der Binderberger RW 11 ist ein wendiger, robust gebauter Anhänger mit guter Bremse. Die Ladekapazität für Fichtenblochholz ist brauchbar. Der perfekte Kran ermöglicht professionelles Arbeiten. Nachteile: Deichselstütze nicht Serie, Hydraulikdruck könnte größer sein.