„Forstarbeiter durch umstürzenden Traktor schwer verletzt!“ – Wenn uns solche oder ähnliche Meldungen erreichen, herrscht große Betroffenheit. Abgesehen vom menschlichen Leid, das mit schweren oder gar tödlichen Unfällen einhergeht, stellt sich auch die Frage, inwieweit durch Aufklärung und Vorkehrungen derartige tragische Ereignisse verhindert werden können.
Einen zukunftsweisenden Lösungsansatz zur Beseitigung der Kippgefahr für Traktoren mit funkferngesteuerten Forstseilwinden hat nun eine oberösterreichische Firma auf den Markt gebracht. DI (FH) Christian Schardax, Inhaber der Biastec KG in Molln, hat ein elektronisches Überwachungsmodul entwickelt, das bei Überschreitung eines vorgegebenen Maschinenneigungswinkels ein weiteres Anziehen des Windenseiles unterbricht. Dadurch ist ein Umkippen des Schleppers praktisch ausgeschlossen.
Sicherheitsvorrichtung so groß wie zwei Zigarettenschachteln
Das Anti-Kipp-System AKS 2515 ist etwas größer als eine Zigarettenschachtel und wird in der Fahrerkabine, beispielsweise am Seitenfenster, angebracht. Dies ist ohne Umbau- oder Adaptierungsmaßnahmen möglich.
Bild 2: Deutlich zu sehen: Funkempfänger und Anti-Kipp-System am Kabinenfenster montiert
Die erforderliche Nullpunkthorizontierung des Systems nach der Montage kann vom Maschinisten per Knopfdruck vorgenommen werden. Das in einem Kästchen integrierte Regelsystem enthält Neigungssensoren, die in Längs- und Querneigungsachsen des Schleppers wirken.
Maximal 25º Längs- oder 15º Querneigung
Das zur Winde führende Steuerkabel wird über Anschlussbuchse und Steuereinheit geführt; die von der Fernbedienung an die Winde gesendeten Signale müssen das Neigungsüberwachungsmodul durchlaufen. Bei Kippgefahr wird das Steuersystem blockiert, wobei die Programmierung dahingehend vorgenommen wurde, dass eine Intervention bei einer Überschreitung der Längsneigung von ± 25º und einer Querneigung von ± 15º erfolgt.
Diese Werte entsprechen jenen Neigungswinkeln, bei denen ein Umkippen des Schleppers mit Sicherheit noch ausgeschlossen ist. Auf Wunsch können diese Grenzwerte durch den Geräteanbieter geändert werden.
Wird der Neigungswinkel während des Betriebs des Schleppers, wie beispielsweise beim Zuzug bei einer Geländebefahrung, ohne Kippgefahr überschritten, so kann der Maschinist das Überwachungssystem in dieser Arbeitsphase per Steuersignal deaktivieren. Nach Beendigung des Zuzuges tritt die Überwachungsfunktion automatisch wieder in Kraft.
Die Konstruktion hat zwei zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen: So verfügt das Anti-Kipp-System erstens über eine Testfunktion, die bei gleichzeitiger Betätigung der Windenzuzugssteuerung und der Kalibriertaste am Gerät die Systemreaktion bei Neigungsüberschreitung simuliert. Zweitens kann die Betriebsbereitschaft durch die am Gehäuse vorhandenen Kontrolllämpchen zur Anzeige des Betriebsmodus und einer eventuellen Überschreitung des Kippwinkels überprüft werden.
Hohe Präzision
Das in Quer- und in Längsrichtung wirksame Regelsystem überwacht während des gesamten Seilzuzuges der Winde permanent die Position des Traktors und spricht nur bei spontaner Neigungsänderung, nicht aber durch die feinen mit dem Windenbetrieb einhergehenden Schwingungen an.
Bild 3: Bei Erreichung des Kippwinkels wird der Windenzuzug gestoppt
Durch die Verwendung hochwertiger technischer Bauteile arbeitet das Anti-Kipp-System mit hoher Präzision und reagiert in einer Ansprechzeit von 50 Millisekunden auf Neigungsänderungen von ± 1º. Das zwischenzeitlich patentierte Überwachungsmodul AKS wurde nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit zur Serienreife gebracht. Dabei sind auch intensive Praxiserprobungen unter Mitwirkung der Forstlichen Ausbildungsstätte Ort/Gmunden des Waldforschungszentrums BFW in die Produktentwicklung eingeflossen.
Mehrere Auszeichnungen
Dass sich die Idee des Neigungsüberwachungsmoduls als bemerkenswerte forsttechnische Neuerung auszeichnet, wurde zwischenzeitlich durch die KWF-Innovationsmedaille der Interforst 2010 in München und dem Innovationspreis für Forst- und Holzwirtschaft des Lebensministeriums und des Präsidiums der Kärntner Messen bestätigt.
Zunehmendes Interesse der Praxis zeigt aber auch, dass der Arbeitssicherheit und entsprechenden zeitgemäßen Entwicklungen zur Verbesserung der Technik große Bedeutung beigemessen wird.
Kosten zirka 600 Euro
Derzeit ist das Anti-Kipp-System als Ansteckmodul für Tiger Seilwinden mit HBC FSE808 Funkempfänger und als flexibles Modul für diverse Forstfunkhersteller zur Nachrüstung verfügbar. Die Firma Biastec KG ist mit Forstfunkherstellern in Gesprächen, um das Modul zukünftig direkt in die Empfänger zu integrieren. Erhältlich ist das Neigungsüberwachungsmodul zum Einführungspreis von 599 Euro inkl. Mwst. bei Fa. Biastec KG, 4591 Molln.