Das Waldgebiet zwischen Rachel und Lusen im Bayerischen Wald besaß von jeher einen großen Holzreichtum. Dieser konnte aber nahezu nicht genutzt werden. Lediglich die Holztrift in Bächen sowie Ochsen- und Pferdefuhrwerke standen für den Transport in dieser dünn besiedelten Region zur Verfügung. Das meiste und beste Holz, vor allem die wertvollen alten Buchenbestände, befanden sich aber in den unerschlossenen mittleren Höhenlagen bis 1.000 m.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es Planungen für eine 600 mm-Schmalspurbahn. Im Jahre 1900 wurde eine erste Versuchsstrecke für den Langholztransport gebaut, bis schließlich 1909 die Waldbahn offiziell mit Dampflokomotiven ihren Betrieb auf der Hauptstrecke Spiegelau-Mauth aufnahm. Die kleine Bahn galt damals als technisches Meisterwerk. Bis Anfang der 1930er Jahre wurde das Streckennetz auf rund 100 Kilometer ausgebaut und stellte damit das größte Waldbahnnetz Deutschlands dar. Das Ende der Bahn kam 1957, als Lastkraftwagen zunehmend den Holztransport auf den immer besser ausgebauten Straßen übernahmen. Schließlich begann der Rückbau der Strecken bis zum September 1960, die letzte Bahn fuhr am 11. Mai 1960.
Das Buch "Die Spiegelauer Waldbahn" von Ludwig Reiner, Herman Beiler und Richard Sliwinski richtet sich nicht nur an Eisenbahnfreunde, geschichtlich interessierte Forstleute und Ortsansässige. Auch andere wird diese heimatgeschichtliche Dokumentation auf Grund ihrer einfachen und doch fesselnden Sprache begeistern. Dazu tragen nicht zuletzt die faszinierenden Berichte von Zeitzeugen sowie die zahlreichen Bilder, Grafiken und Karten bei. Ein ausführliches Stichwortverzeichnis sowie eine Liste von Fachbegriffen runden das Buch ab; insgesamt eine detaillierte und gelungene Abhandlung über die Geschichte der Waldbahn und der damaligen Forstarbeit, spannend und interessant zu lesen.
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Markus Schardt war Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwritschaft (LWF).