Der Wald bedeckt rund ein Drittel unserer Landesfläche und hat viele Gesichter. 121 Waldgesellschaften sorgen für ganz unterschiedliche und spannende Erscheinungsbilder. Wälder sind ein wichtiges Biodiversitätsreservoir: Von den schätzungsweise 64‘000 in der Schweiz vorkommenden Arten leben rund 40 Prozent im oder vom Wald. Der Wald bietet rund der Hälfte der insgesamt etwa 3600 national prioritärer Arten Lebensraum. Er versorgt uns mit Trinkwasser, Bau- und Energieholz und schützt uns vor Lawinen oder Hochwasser. Im Wald können wir uns erholen, sportlich trimmen oder Natur erleben. Die Grundlage all dieser Leistungen ist die Biodiversität und deren Nutzung durch den Menschen.

Der Verlust an Biodiversität hat auch am Waldrand nicht Halt gemacht. Im Wald sind die Verluste weniger ausgeprägt als zum Beispiel im Siedlungsraum oder im landwirtschaftlich geprägten Kulturland, dennoch gibt es Defizite. Dazu gehört die Untervertretung vielfältiger Strukturen, wie z. B. gestufte Waldränder, lichte Wälder oder feuchte Waldstellen, sowie der Mangel an Alt- und Totholz. Diese Defizite führen zu einem Rückgang an licht- und wärmeliebenden Arten und der auf biologisch alte Entwicklungsphasen angewiesenen Spezialisten. Dazu kommt eine heute noch ungenügende Ausscheidung von Waldreservaten, insbesondere von Naturwaldreservaten, welche den Ablauf von natürlichen Prozessen sicherstellen sollen. Auch der Klimawandel hat längerfristig einen grossen Einfluss auf die Biodiversität im Wald.

Die Vollzugshilfe des Bundes

Nur durch gemeinsames Planen und Handeln können die Biodiversität und damit unsere Lebensqualität langfristig erhalten bleiben. Die vorliegende Vollzugshilfe "Biodiversität im Wald" liefert dazu die notwendigen Grundlagen. Zentrales Element dieser Vollzugshilfe ist die Definition von Zielen und Massnahmen aus nationaler Sicht. So legt sie für vierzehn Regionen in der Schweiz konkrete Umsetzungsschwerpunkte fest (Abb. 1).

Demnach ist zum Beispiel in den südlichen Alpenregionen die Förderung und Erhaltung national prioritärer Waldgesellschaften von zentraler Bedeutung. In den mittleren und östlichen Voralpen sowie im Mittelland und im westlichen Juragebiet ist die Förderung von natürlich strukturierten Waldrändern ein wichtiger Umsetzungsschwerpunkt. Die Unterstützung von national prioritären Waldarten und ökologisch wertvollen Gehölzen hat in der ganzen Schweiz eine hohe Priorität, während insbesondere im Mittelland der Mangel an Feuchtwäldern und Biotopen gross ist.
 

Die sechs Massnahmenbereiche

  1. Zulassen der natürlichen Waldentwicklung
  2. Förderung Alt- und Totholz
  3. Aufwertung und Erhaltung von ökologisch wertvollen Waldlebensräumen
  4. Förderung von National Prioritären Arten (NPA) und Lebensräumen (NPL)
  5. Erhaltung der genetischen Vielfalt
  6. Wissensvermittlung und Forschung

Die Ziele und Massnahmen der Vollzugshilfe sind richtungsweisend für die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie im Wald. Die nationale Sicht stellt sicher, dass die wesentlichen ökologischen Potenziale und Defizite schweizweit koordiniert angegangen werden.