Mischbestände, die sich aus unterschiedlichen, an die jeweiligen Standortsverhältnisse angepassten und auch zueinander passenden Baumarten zusammensetzen, minimieren nicht nur das Risiko im Hinblick auf das sich ändernde Klima, sondern zeichnen sich auch durch eine höhere Biodiversität und im Idealfall durch eine höhere Wertschöpfung aus.
Durch die Wahl der geeigneten Mischungsform kann bei der Pflege der Bestände einiges an Aufwand eingespart werden. Die Konkurrenz zwischen den Baumarten spielt sich in erster Linie entlang der Kontaktzonen ab, daher hat die Länge dieser Kontaktzone wesentlichen Einfluss auf den notwendigen Pflegeaufwand. Einzelmischungen sind aufgrund der unterschiedlichen Wuchsdynamik der einzelnen Baumarten problematisch und führen aufgrund überlanger Kontaktzonen zu erhöhten Pflegeaufwänden und Entmischungstendenzen. In der Regel sind gruppen- oder reihenweise (mehrere Reihen derselben Baumart nebeneinander) Mischungen pflegeleichter und behalten eher den Mischwaldcharakter.
Mischung von Laubholz mit Fichte und anderen Nadelhölzern
Neben der Anlage von Laubmischwäldern mit heimischen Eichen und Edellaubhölzern ist die Mischung von Laubholz mit Fichte und anderen Nadelhölzern für die Praxis besonders interessant, denn derartige Mischungen könnten bereits in der Vornutzung nennenswerte Erlöse durch das Nadelholz erzielen und gleichzeitig zur Qualitätsentwicklung der beigemischten Laubhölzer beitragen. Ob derartige Baumartenmischungen in der Praxis funktionieren und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, sollen zwei Versuchsflächen auf sekundären Fichtenstandorten in Niederösterreich zeigen.
Versuchsflächen in Gerolding
- Lage Gerolding – Dunkelsteiner Wald (Google Maps)
- Seehöhe 450 m
- Exposition eben bzw. Nordwest
- Geologie Ausläufer der böhmischen Masse – Paragneis, Granulit
- Boden kristalline Braunerde, vermischt mit alten Verwitterungsdecken, sandiger Lehm, frisch, tiefgründig
- Niederschlag 600 mm/Jahr
- Natürliche Waldgesellschaft submontaner Buchenwald
Gerolding I: Dauermischung aus Fichte, Tanne und Bergahorn
Ziel der 1998 angelegten Fläche war eine gleichwertige Dauermischung aus Fichte, Tanne und Bergahorn in Mischungsanteilen von 5 Fichte, 3 Tanne und 2 Bergahorn. Dabei sollte in einem Fichtengrundbestand (2,5 x 2,5 Meter) mit relativ wenigen, über die Fläche gut verteilten Mischbaumarten im Endbestand ein höherer Anteil dieser Baumarten erzielt werden. Als Mischbaumarten wurden ca. 100 Tannen/ha und 20 Bergahorn-Kleintrupps gepflanzt.
Jeder Bergahorntrupp bestand aus fünf Heisterpflanzen, wobei eine zentrale Pflanze von vier Pflanzen im Abstand von ca. 1,5 Metern umgeben wurde. Durch den einmaligen Einsatz eines Fegeschutzmittels beim Bergahorn konnte der schalenwildbedingte Ausfall auf zirka 5 Prozent beschränkt werden. Die Tanne ist im Gegensatz zur Fichte weniger anfällig auf Trockenheit und Borkenkäfer und gleichzeitig auch sturmfester und in tieferen Lagen heimisch. Aufgrund ihrer hohen Anziehungskraft auf das Wild wurden die Tannen mit Einzelschutz versehen und in den Fichtenreihen zu je vier Stück hintereinander gepflanzt.
Nach 21 Vegetationsperioden kann zwar noch kein endgültiges Fazit gezogen werden, aber aus der Höhenentwicklung der drei Arten und den bisher durchgeführten Pflegeeingriffen lassen sich vorläufige Erkenntnisse ziehen. Diese sind:
- Die Tanne war auch bei der vorliegenden Freiflächensituationen gut geeignet. Es traten weder Frostschäden noch Lausbefall auf. Stattdessen wurden massive, illegale Reisigentnahmen beobachtet, die bei vielen Jungtannen zu reduzierten Kronen und daraus folgend zu Zuwachsverlusten führten. Dementsprechend war die mittlere Höhe der Oberschichtbäume nach 21 Vegetationsperioden bei der Tanne mit 12 Metern etwa 2 Meter niedriger war als bei Fichte und Bergahorn (jeweils zirka 14 Meter). Aufgrund der Tendenz zur Vorwüchsigkeit der Fichte unter Freiflächenverhältnissen sollten eher trupp- bis gruppenförmige Mischungsformen zum Einsatz kommen.
- Die Bergahorn-Kleintrupps hatten kaum innerartliche Astreinigungseffekte. In der Jugend waren sie der Fichte beim Höhenwuchs deutlich überlegen, daher hat die Fichte kaum zur Qualifizierung des Bergahorns (zwischenartliche Astreinigungseffekte) beigetragen. Stattdessen waren fünf Pflegeeingriffe (Formschnitte, Astungen), verteilt auf 16 Vegetationsperioden, notwendig, um die Z-Bäume auf eine mittlere astfreie Schaftlänge von rund 5,5 Metern zu bringen.
- In einem angrenzenden Horst aus reinem Bergahorn (2.500 Quadratmeter, Verband 2 x 2 Meter) sieht die Situation anders aus: Hier erreichte der Bergahorn nach 16 Vegetationsperioden eine mittlere, astfreie Schaftlänge von ca. 6 Metern, überwiegend aufgrund natürlicher Astreinigung und mit nur geringen Kosten. Lediglich einzelne Äste wurden im Zuge der Z-Baumauswahl mit der Stangensäge entfernt.
Gerolding II: Dauermischung aus Eiche und Buche mit Fichte als Zeitmischung
Eine zweite Versuchsfläche hatte das Ziel, eine gleichwertige Dauermischung aus Eiche und Buche (5 Eiche, 5 Buche) mit Fichte als Zeitmischung zu etablieren. Als Ausgangssituation dient auch hier ein Fichtengrundbestand mit Eichennestern und Buchentrupps auf Endbaumabstand (Verband 12 x 12 Meter). Hier wird versucht, die Fichte als ökonomisch interessante Baumart, vor allem in der Vornutzung und als Qualifizierungsbaumart bei der Wertholzerziehung von Eiche und Buche, einzusetzen.
Bei der Eiche wurde die Nesterpflanzung gewählt, da diese aufgrund ihrer geringen Grundfläche (ca. 1,5 Quadratmeter) relativ einfach zu schützen ist: Vier Pflöcke und ca. fünf bis sechs Laufmeter irgendeines Zaungeflechts sind ausreichend. Bei den Buchentrupps wurden um eine zentrale Buche ein Ring mit sechs und ein zweiter Ring mit 12 Buchen gepflanzt. Die Abstände der einzelnen Ringe im Trupp sowie der Pflanzen auf dem Ring betragen einen Meter. Bei der Buche konnte auf Wildschutzmaßnahmen verzichtet werden.
Vorläufige Erkenntnisse
- Der extrem hohe innerartliche Konkurrenzdruck im Eichennest (Verband 0,2 x 0,2 Meter) führt zu hohen HD-Werten (> 110) und einer geringerer Stabilität. Vor allem aber führt die angespannte Konkurrenzsituation zu Zuwachseinbußen in der Höhenentwicklung und damit zu einem Zurückbleiben hinter der wuchskräftigeren Fichte. Die mittlere Höhe der Oberschichtbäume lag nach 17 Vegetationsperioden bei Fichte bei ca. 11,5 Metern, bei Buche bei ca. 9,5 Metern und bei Eiche bei ca. 9,0 Metern.
- Zudem sorgte die flächenmäßig sehr kleine Mischungsform (Eiche-Fichte) für sehr instabile Mischungsverhältnisse. Auch hier würden großflächigere Eichentrupps, die mindestens dem Standraum eines Baumes im Erntealter entsprechen, für eine stabilere Situation sorgen, so wie dies für die Mischung Buche-Fichte sehr gut funktioniert hat.
- Die Halbschattbaumart Fichte führt grundsätzlich zu einer zufriedenstellenden Astreinigung bei der Lichtbaumart Eiche.
Schlussfolgerung
Obwohl die Fichte auf vielen Sekundärstandorten in tieferen Lagen langfristig gefährdet ist, hat sie auf vielen Standorten ein hohes Wuchspotential und eine starke Konkurrenzkraft gegenüber Laubbaumarten und anderen Nadelbäumen. Die Erfahrungen der beiden beschriebenen und vieler weiterer Versuche zeigt, dass großflächigere Mischungen besser geeignet sind, um die unterschiedliche Wuchsdynamik der verschiedenen Baumarten optimal zu regulieren und zu nutzen.
Glossar
- Mischungsart - die verschiedenen miteinander gemischten Baumarten
- Mischungsform - Aggregationsform der beigemischten Baumarten
- Mischungsgrad - prozentualer Flächenanteil der jeweiligen Baumarten.