Neben vielen sehr wichtigen heimischen, standortangepassten Baumarten wird nicht heimischen Arten unterschiedlich hohe Bedeutung im künftigen klimaplastischen Waldaufbau beigemessen. Relevant sind in der Praxis lediglich Douglasie, Roteiche, Lärchen-, Kiefern- und Tannenarten. Andere Arten werden geprüft und mancherorts sehnlichst erwartet oder bereits ohne ausreichendes Vorwissen angepflanzt. Im Fokus steht neben der Wuchsleistung die langfristige Gewährleistung von Waldfunktionen selbst bei widrigstem Klima, z. B. durch bloßes Überleben i. S. d. Walderhalts auf Grenzstandorten. Alternative Baumarten müssen sich im trocken-warmen Klima bewähren, zugleich aber auch winterfrosthart sein und mit Spätfrösten auskommen.

Der Anbauversuch

Für viele nicht heimische Baumarten liegen noch zu wenige Kenntnisse vor, da ältere Anbauversuche fehlen oder wertvolles Wissen aus dem natürlichen Areal und aus Anbauten außerhalb des Areals nicht niedergeschrieben oder nicht übersetzt wurde. Allerdings ist mit vielfältigen Methoden das theoretische Klima- und Nutzwertpotenzial einiger Baumarten speziell für mildere Klimabereiche Mittel- und Süddeutschlands bereits beleuchtet. Auf dieser Basis wurde im "KLIP18-Projekt" für ausgewählte nicht heimische Arten Saatgut aus den natürlichen Arealen angekauft und Pflanzen angezogen und für Anbauversuche ab Herbst 2012 in Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilt.

Seitdem wurden auf der besonders trocken-warmen Thüringer Versuchsfläche jedes Jahr parzellenscharf die Winter- und Sommerausfälle erhoben. Aus Stichprobenerhebungen liegen zusätzlich Daten zur Baumhöhenentwicklung bis einschließlich Herbst 2020 vor, also für insgesamt acht Standjahre, darunter auch die extremen Jahre 2018 bis 2020.

Das KLIP18-Projekt

Die fünf Anbauten in Deutschland (Bayern, Thüringen), Schweiz und Österreich erfolgten ab Herbst 2012 auf eingezäunten Freiflächen nach Kahlhieb stets in artreinen 34 m x 34 m Parzellen mit 17 x 17 Pflanzen im 2 m x 2 m Pflanzverband, mit 3 Wiederholungsparzellen je Baumart und je Versuchsort sowie inklusive einer jeweils standortangepassten heimischen Vergleichsbaumart. Im länderübergreifenden Gesamtversuch werden seitdem Daten zu ca. 26 Tsd. Pflanzen auf 90 Parzellen erhoben und verarbeitet.

Die KLIP18-Baumarten im Test

Für den Versuch wurden fünf Arten ausgewählt hinsichtlich Klimaeignung, Holz- bzw. Ertragswert und Unbedenklichkeit (Risiken und Invasivität). Gesucht wurden speziell solche Baumarten, über die bisher sehr wenig Wissen vorliegt und deshalb neue Forschung dringend geboten scheint: Orientbuche (Fagus orientalis LIPSKY) aus Zonguldak-Devrek (Sarigöl, Türkei), Silberlinde (Tilia tomentosa MOENCH.) aus Ludogorie (Bulgarien), Türkische Tanne (Abies bornmülleriana MATTF.) aus Bolu-Aladag (Kökez, Türkei), Libanonzeder (Cedrus libani RICH.) aus Mersin-Mersin (Arslanköy, Türkei) und Westamerikanische Hemlocktanne (Tsuga heterophylla [RAF.] SARG.) aus Clallam Bay-Tatoosh Island, West Slope Olympic Peninsula, Washington (USA). Als heimische Referenzbaumart dient in Thüringen die Traubeneiche (Quercus petraea [Matt.] Liebl.) aus eigenem Saatgutbestand im Herkunftsgebiet 818 05 und eigener Anzucht. Die 2- bis 4-jährigen verschulten Pflanzensortimente wurden wurzelnackt im manuellen Verfahren gepflanzt (nur A. bornmülleriana im Container).

Ergebnisse - Vergleich zur Traubeneiche

Nicht heimische Baumartenalternativen sollten sich stets an heimischen, standortangepassten Baumarten messen. Im vorgestellten Versuch ist das die Traubeneiche, die vor Ort laut aktueller Thüringer Baumartenempfehlung – mit moderatem Klimawandelaufschlag von etwa +2 °C – in Mischung mit Winterlinde und Hainbuche für die Forstpraxis vorgeschlagen wird. In der noch jungen Kultur mit Freiflächensituation sowie mit generell schwierigem Klima überzeugt vor allem die robuste Traubeneiche (Abb. 2). Keine nicht heimische Alternative bleibt im vorläufigen Vergleich mit ihr ohne Mangel. Diese heimische Art überlebte bisher besonders sicher, leistet einen guten Höhenzuwachs, leidet nur geringfügig unter Spätfrost und Mehltaubefall und ist ansonsten unproblematisch.

Ihr folgt in der Bewertung die robuste und ähnlich wüchsige Orientbuche. Es bleibt im Versuch offen, ob ihre Zwieselneigung gesteuert werden kann. Im Gegensatz dazu enttäuscht die Silberlinde im Anschluss an einen sehr verlässlichen Anwuchs durch anhaltende Mortalität und durch Triebverluste sowie wiederholten Stockausschlag. Herkunftsaspekte und Lichtsteuerung sollten in weiteren Versuchen mit ihr im Fokus stehen, da andere Einschätzungen in der Fachliteratur deutlich positiver sind. Im Vergleich zur Eiche überlebten die nicht heimischen Nadelbaumarten weniger gut. Die Libanonzeder litt zusätzlich unter der Witterung 2018 bis 2020. Dies wiegt schwerer als der bisher bessere Höhenwuchs, z. B. bei Westl. Hemlocktanne, oder ein sehr verlässlicher jährlicher Höhenzuwachs bei Türkischer Tanne trotz tannenüblicher Spätfrostgefahr. Mit zunehmender Stammdimension werden Libanonzeder und Westl. Hemlocktanne (möglicherweise auch bald die Türkische Tanne) für Nadelholzborkenkäfer auf der Suche nach geeigneten Wirtsbäumen während des aktuell hohen Populationsdrucks attraktiv.

Das ist ernüchternd. Es zeigt aber auch, wie wichtig längerfristige Baumartenprüfungen sind. Beurteilungen von Baumarten sind stets Momentaufnahmen, sie sind in hohem Maße dimensions- und zeitabhängig. Dies gilt natürlich gleichermaßen für die heimische Traubeneiche, die ebenfalls noch viele risikoträchtige Jahrzehnte vor sich hat (Eichenfraßgesellschaft, Eichensplint- und -prachtkäfer etc.) und in diesem gezäunten Versuch nicht dem vergleichenden Verbissrisiko ausgesetzt war.

Schlussfolgerungen

Aus unserer Sicht besteht selbst auf dem gewählten schwierigen Waldstandort (flachgründige Sand-Braunerde mit mittlerer Nährkraft, ca. 11°C, unter 450 mm Jahresniederschlag) bisher kein Anlass dazu, den Erfolg einer praxisüblichen Traubeneichenkultur im Zaun anzuzweifeln und stattdessen großmaßstäblich auf bisher weitestgehend unerforschte nicht heimische Baumarten zu setzen. Beim kleinflächigen Mitanbau der getesteten Arten sind (außer bei der Orientbuche) Nachbesserungen und anhaltende Ausfälle einzuplanen. Die Forstschutzrisiken sind nicht sicher kalkulierbar. Weitere Forschungen und längere Versuche insbesondere auch zu Risiken, Invasivität und zur ökologischen Integration der Baumarten in heimische Waldökosysteme sind erforderlich. Bis dahin empfiehlt sich für die forstliche Praxis die Verwendung von bekannten heimischen Baumarten sowie ggf. die Beteiligung von ausreichend erprobten nicht heimischen Arten.

Kurzfassung

Orientbuche, Silberlinde, Türkische Tanne, Libanonzeder und Westliche Hemlocktanne ­werden seit 2012 im Vergleich zur heimischen Traubeneiche in einer besonders trocken-warmen Region in Thüringen getestet. Fast alle Baumarten überlebten und wuchsen akzeptabel, selbst in den Extremjahren 2018 bis 2020; erste Waldschutzprobleme treten inzwischen auf. Bisher dominiert aber die heimische Traubeneiche im Baumartenvergleich, die Silberlinde verliert.