Die Fichtenbestände des Bayerischen Waldes unterliegen seit langem forstlichen Nutzungen, aber auch Sturm- und Borkenkäferkalamitäten mit danach oft künstlichen Bestandsbegründungen. Das hat die natürliche Fichtenpopulation in diesem Gebiet in ihrer genetischen Zusammensetzung verändert. Auf großen Flächen ist heute nicht mehr nachvollziehbar, ob es sich um autochthone oder nichtautochthone Populationen handelt und aus welchen Höhenlagen das Vermehrungsgut ursprünglich stammt.

Daher haben Mitarbeiter am AWG eine genetische Untersuchung von Fichtenbeständen aus den

  • Tieflagen (submontan),
  • Mittellagen (montan) und
  • Hochlagen (hochmontan)

durchgeführt. Neben modernen Methoden wie beispielsweise die DNA-Analyse kam auch der sogenannte Baumschulfrühtest zum Einsatz.

Erst DNA dann Baumschule

Die genetische Analyse hat gezeigt, dass sich die Fichtenpopulationen der submontanen Stufe deutlich von den Fichtenpopulationen der mittleren und höheren Lagen abgrenzen. Die höhergelegenen Bestände sind genetisch nicht homogen und ohne klare Differenzierung.

In einem zweiten Schritt wurden von Sämlingen aus Saatgut einiger der genetisch untersuchten Bestände Austrieb, Augusttriebbildung, Sprosslänge und Triebabschluss aufgenommen. Denn mit steigender Höhe des Ursprungsortes lassen die Wuchsleistungen von Fichtenherkünften deutlich nach. So auch im durchgeführten Fichten-Frühtest: Fichtensämlinge aus den tieferen Lagen wiesen unter gleichen Umweltbedingungen in der Baumschule ein stärkeres Höhenwachstum auf als die Vergleichsabsaaten aus den höheren Lagen (Abb. 1). Bei den Fichtensämlingen aus dem Hochlagenbestand verhielten sich einige Nachkommen wie Tieflagen-, andere wie Hochlagensämlinge.

Fazit

Die vorliegenden Untersuchungen lassen drei Aussagen zu:

  1. Im Bayerischen Wald grenzen sich die submontanen Fichtenpopulationen in ihrer genetischen Struktur von den höher gelegenen Fichtenpopulationen ab.
  2. Autochthone Fichten und Fichten unbekannter Herkunft haben sich in den höheren Lagen des Bayerischen Waldes miteinander vermischt.
  3. Man kann demnach nicht von eine homogenen "Hochlagenfichte Bayerwald" sprechen. Es handelt sich vielmehr um unterschiedliche Populationen der mitteleuropäischen Fichte, die größtenteils an höhere Lagen angepasst sind.