Die Rotbuche ist eine wissenschaftlich intensiv untersuchte Baumart, nicht zuletzt wegen ihrer großen ökologischen und ökonomischen Bedeutung. Für die Erhaltung ihrer genetischen Ressourcen und deren nachhaltiger Nutzung sind Kenntnisse über ihre eiszeitlichen Rückzugsgebiete bedeutsam.

Die Rotbuche ist nach der letzten Eiszeit, also vor zirka 12.000 Jahren, rückgewandert und auch in Österreich wieder heimisch geworden. In der Vergangenheit wurde mehrfach über ihren geographischen Ursprung spekuliert. Lang (1994) vermutete aufgrund verschiedener Pollenfunde zwei Refugialgebiete, eines in Süditalien und ein weiteres auf der Balkanhalbinsel.

Heimische Rotbuche genetisch relativ einheitlich

In einer Studie, an der auch das BFW beteiligt war (Magri et al. 2006), wurden neuere paläobotanische Informationen über die Rückwanderung mit geographisch-genetischen Daten aus zwei EU-Forschungsprojekten "verschnitten".

Die Ergebnisse zeigten, dass große Bereiche des heutigen Buchenareals hinsichtlich des Kern- und Chloroplastengenoms genetisch relativ einheitlich sind. In den vermuteten Refugialgebieten (südlicher Apennin und südöstliche Balkaninsel) ist jedoch eine höhere genetische Vielfalt im Chloroplastengenom anzutreffen. Großräumliche Studien am Kerngenom zeigten ferner, dass auch Rotbuchenbestände in Spanien und Südfrankreich genetisch stärker differenziert sind.

Ursprung: Karstregion nördlich der Dinarischen Gebirge

Mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgte die nacheiszeitliche Wiederbesiedlung von mehreren Refugialgebieten aus, etwa von Nordspanien, Südfrankreich, Süditalien und Slowenien bzw. Istrien und Südmähren sowie einigen kleineren Gebieten auf der Balkanhalbinsel (Abbildung). Die Rotbuchen in Österreich entstammen mit großer Wahrscheinlichkeit nur einem Refugialgebiet in der Karstregion nördlich der Dinarischen Gebirge und nicht – wie manchmal vermutet wurde – auch aus Italien. Die italienischen Rotbuchen konnten in nördlicher Richtung die Poebene sicher nicht überschreiten. Aus der nacheiszeitlichen Geschichte geht hervor, dass Bestände aus Italien oder großen Teilen Frankreichs andere historische Wurzeln haben als die Rotbuchen in Österreich.

Literatur

  • Magri, D.; Vendarmin, G.G.; Comps, B.; Dupanloup, I.; Geburek, Th.; Gömöry, D.; Latalowa, M.; Litt, Th.; Paule, L.; Route, J.M.; Tantau, I.; van der Knaap, W.O.; Petit, R.; de Beaulieu, J.-L. (2006): A new scenario for the Quaternary history of European beech populations: palaeobotanical evidence and genetic consequences. New Phytol. 171: 199-221.