Das Verbreitungsgebiet der Elsbeere (Sorbus torminalis) ist nicht sehr ausgedehnt. Der Schwerpunkt erstreckt sich vom südlichen Mitteleuropa bis zum nördlichen Südeuropa (Abb. 0). In Deutschland gelangt sie in den Mittelgebirgen und im Norden bereits an ihre Kältegrenze. Aufgrund ihrer Seltenheit kann man sie als "heimischen Exoten" bezeichnen, wie beispielsweise auch den Speierling (Sorbus domestica). Beiden Arten sind die Toleranz gegenüber einem warm-trockenen Klima und gleichzeitig eine gute Anpassung an periodisch auftretende Winterkälte gemeinsam. Die Schwerpunkte des Elsbeeren-Vorkommens liegen in Bayern im unterfränkischen Muschelkalkgebiet und auf karbonatischen Standorten des Keupers sowie im weißen Jura. Südlich der Donau besiedelt sie nur wenige Standorte, vor allem in den wärmeren Regionen des Alpenvorlandes.
Boden: extrem aber basisch
Die natürliche Verbreitung der Elsbeere zeigt deutlich, dass sie extreme Standorte bevorzugt. Dazu zählen Humuskarbonatböden (Rendzinen) oder kalthaltige Tonböden (Pelosole). Auf diesen Standorten mit angespanntem Wasserhaushalt ist die Elsbeere konkurrenzkräftiger gegenüber ihrer Hauptkonkurrentin, der Buche.
Hinsichtlich Luft- und Wasserhaushalt ist die Elsbeere sehr duldsam. Sie ist sowohl auf (sehr) trockenen als auch auf wechseltrockenen Standorten mit kurzer Nassphase im Frühjahr zu finden. Ihre Toleranz gegenüber wechseltrockenen Pelosolen aus strengen Tonen ist ausgeprägter als gegenüber stark wechselfeuchten Pseudogleyen mit ausgedehnter Nassphase.
Die notwendige Voraussetzung für ein gutes Gedeihen ist aber in allen Fällen eine hohe Basensättigung, zumindest im Unterboden. Bevorzugt werden Standorte mit den Tiefenprofiltypen 1 und 2 (Abb. 1), und hier sollte die Elsbeere auch ausschließlich angebaut werden.
Tiefenprofiltyp 1
Tiefenprofiltyp 2
Tiefenprofiltyp 3
Tiefenprofiltyp 4
Tiefenprofiltyp 5
Klima: warm, warm und warm
Die Elsbeere ist eine wärmeliebende Baumart, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in einem Klima hat, das noch wärmer ist als das gegenwärtig in Bayern herrschende (Abb. 2). Die Klimahülle zeigt aber auch, dass sich die für die Elsbeere günstigen Regionen in Bayern aufgrund des Klimawandels ausdehnen werden.
Obwohl die natürlichen Vorkommen der Elsbeere sich auf Sonderstandorte konzentrieren, muss sich der Anbau nicht auf diese Extremstandorte beschränken. Auf mittleren Standorten leistet die Baumart weit mehr, als man ihr im Allgemeinen zutraut. Sie kann auf besser wasserversorgten Standorten Höhen bis 30 Meter und beachtliche Dimensionen erreichen (Abb. 3). Als Faustformel für den Elsbeeren-Anbau kann gelten: Jahrestemperaturen über 7,5 °C und ein Boden, der genügend Basen bereitstellt.
Konkurrenz: nicht erwünscht
Je extremer die Standortverhältnisse sind, desto weniger waldbauliche Konkurrenzregelung benötigt die Elsbeere, desto geringer sind aber auch die Wuchsleistungen. Umgekehrt braucht sie auf mittleren Standorten eine nachhaltige Unterstützung gegen Baumarten mit höherer Wuchsleistung. Wie bei jeder anderen Baumart ist für ein optimales Wachstum immer eine gut ausgebildete Krone erforderlich.
Mehr Elsbeere!
Die Elsbeere führt derzeit ein Nischendasein, ihr Anbau wird vielfach für Liebhaberei gehalten. Diese Einschätzung geht aber am tatsächlichen Potential dieser Baumart vorbei. Anstatt für warm-trockene Standorte nach fremdländischen Exoten zu suchen, sollte man hier den Blick zunächst auf die Elsbeere oder andere "heimische Exoten" richten. Wo uns der Klimawandel künftig Jahresdurchschnittstemperaturen über 11 °C beschert, sind Baumarten wie die Elsbeere unerlässlich für ein sicheres Baumarten-Portfolio. Weil die Elsbeere nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegt, sollten unbedingt regionale Herkünfte, die sich unter den hiesigen Standortsbedingungen seit Jahrtausenden entwickelt und bewährt haben, bevorzugt werden.