Auf 14 Flächen wurden insgesamt fast 200 Bergahornbäume in den bayerischen und österreichischen Nördlichen Kalkalpen untersucht. Es handelt sich um überwiegend südexponierte Kalkstandorte in drei Höhenstufen:
- < 800 m
- 800-1.000 m
- > 1.000 m
Die Jahrringgrenzen des hellen zerstreutporigen Bergahornholzes sind selbst unter dem Mikroskop nicht klar erkennbar – ein spezielles Präparationsverfahren war notwendig: Die Bohrkerne wurden mit Astrablau angefärbt und mit einem Mikrotom (vgl. Kasten) angeschnitten; teilweise wurden auch Dünnschnitte angefertigt. Damit waren die Jahrringe gut erkennbar (Abb. 1).
Trotzdem war die Messung der Bergahornproben aufgrund der zahlreichen auskeilenden und fehlenden Jahrringe sehr schwierig. Bei vielen Bäumen konnten keine durchgehenden Jahrringkurven, sondern nur Einzelabschnitte synchronisiert werden. Deshalb wurden alle auswertbaren Jahrringabschnitte eines Standorts gemittelt und alle weiteren Berechnungen auf dieser Basis durchgeführt. Zahlreiche Bohrkerne ließen sich gar nicht auswerten, wodurch sich eine unterschiedliche Anzahl von Kernen je Standort ergibt. Zwei Standorte konnten überhaupt nicht datiert werden.
Insgesamt bedeutet das, dass die Datenqualität deutlich schlechter ist als bei den anderen Baumarten. Die Ergebnisse können damit nur als Tendenz interpretiert werden. Der EPS-Wert (Expressed Population Signal, vgl. Kasten) ist bei Bergahorn deutlich niedriger als bei den anderen Baumarten. Auf rund der Hälfte der Standorte wird der übliche Grenzwert von 0,85 für eine ausreichende statistische Qualität der Daten unterschritten (Abb. 2).
Reaktion auf Trockenjahre
Bei der prozentualen Veränderung des Radialzuwachses von Bergahorn, Buche, Fichte und Tanne in den Trockenjahren 1947, 1992 und 2003 (im Vergleich zu den jeweils fünf vorhergehenden Jahren) sind in Abhängigkeit von der Höhenlage deutliche Unterschiede zwischen den Baumarten festzustellen (Abb. 3). Fichte, Buche und Tanne zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen Zuwachseinbruch und Höhenlage.
- Fichte: Zuwachseinbruch ist in tieferen Lagen am stärksten ausgeprägt und geht mit zunehmender Höhe zurück
- Buche: zeigt ähnliche Tendenz wie Fichte mit etwas geringeren Zuwachsrückgängen
- Tanne: Zuwachsrückgang ist nur gering, in höheren Lagen steigt der Zuwachs in den Trockenjahren bereits an
Beim Bergahorn ist kein Zusammenhang zwischen Höhenlage und Zuwachsreaktion zu erkennen. Die Werte der einzelnen Standorte streuen sehr stark (auch durch schlechtere Datenqualität!). Der Zuwachsrückgang ist im Durchschnitt aller Standorte gering und kann in den Folgejahren schnell wieder ausgeglichen werden. Insgesamt scheint der Bergahorn somit nur schwach auf Trockenjahre zu reagieren und insbesondere in den tieferen Lagen weniger anfällig zu sein als Fichte oder auch Buche.
Langfristige Klima-Zuwachs-Beziehung
Der Korrelationskoeffizient (Abb. 4) zeigt den Zusammenhang zwischen Temperaturangebot in der Vegetationszeit und Jahrringbreite. Die Fichte reagiert auf hohe Temperaturen in den tieferen Lagen mit einem Zuwachsrückgang. Da höhere Temperaturen zu einem höheren Wasserverbrauch führen und oftmals mit geringeren Niederschlägen gekoppelt sind, ist dies vermutlich die Folge einer schlechteren Wasserverfügbarkeit. Im Gegensatz dazu ist der Korrelationskoeffizient bei Bergahorn bereits in tieferen Lagen positiv. Der Bergahorn reagiert mit einem Zuwachsanstieg auf ein erhöhtes Wärmeangebot. Die damit verbundene schlechtere Wasserverfügbarkeit wirkt sich beim Bergahorn nicht negativ aus.
Allerdings spiegelt sich trotzdem beim Bergahorn die Temperaturerhöhung seit 1990 um etwa 1 °C in der Vegetationszeit in den Jahrringbreiten nicht wider. Im Vergleich zur Referenzperiode 1941-1970 ist keine gerichtete Zuwachsänderung zu erkennen (Abb. 5). Dauer und Stärke des bisherigen Temperaturanstiegs waren wohl nicht stark genug bzw. das Wachstum des Bergahorns wird auf den untersuchten Standorten von anderen Faktoren (z.B. Nährstoffverfügbarkeit) dominiert.
Fazit
Der Bergahorn reagiert auf den untersuchten Standorten nur schwach auf die Trockenjahre. Im langfristigen Mittel wirken sich höhere Temperaturen in der Vegetationszeit eher positiv auf das Wuchsverhalten aus. Die Temperaturerhöhung seit 1990 hat bislang keine deutlichen Auswirkungen auf das Wuchsverhalten des Bergahorns, was auf eine gute Anpassungsfähigkeit innerhalb der bisher aufgetretenen Klimaveränderung hinweist.
Insgesamt bestätigt die Untersuchung die Einschätzung des Bergahorns als eine relativ trockenresistente Baumart. Den Bergahorn im Zuge der Naturverjüngung stärker zu beteiligen, ist bezüglich der Klimastabilität der Bergmischwälder positiv zu bewerten.