Zur Erziehung wertvollen Walnussholzes wird eine Grünästung empfohlen. Die teilweise auftretende Wasserreiserbildung und Saftfluss ("Bluten") nach der Ästung gaben jedoch immer wieder Anlass zur Verunsicherung der Bewirtschafter. Deshalb wurde von der FVA ein weiterer Versuch angelegt mit dem Ziel, genauere Aussagen über den optimalen Zeitpunkt und die Intensität der Ästung treffen zu können.
Material und Methodik
In einem Walnussbestand im Stadtwald Müllheim wurde jeweils zur Mitte der Monate Juni, August, November und Februar reihenweise geästet. Der Bestand wurde als Wiesenaufforstung im Verband 2x2 m 1988 mit lokalen (Auggen und Obereggenen) Absaaten von Feldflurbäumen und mit einer Absaat aus einem Walnuss-Waldbestand bei Winznau (CH) gepflanzt. Der Bestand stockt auf mäßig frischem Feinlehm, an einem Westhang im Weinbauklima. Die Ästung wurde nach folgenden Vorgaben durchgeführt:
- Ästung mit Leitertechnik und scharfer Säge.
- Auf Astring schneiden.
- Grünästung, max. Aststärke 4cm ohne Rinde.
- Rindeneinrisse vermeiden, ggf. zuerst stummeln, dann auf Astring schneiden.
- Mindestens 40% der Baumhöhe verbleiben als grüne Krone.
3 und 5 Jahre nach der Ästung wurden Astproben zur Untersuchung des Pilz- und Baktreienbefalls, sowie der Überwallung und Verfärbung entnommen. Zusätzlich zu den geästeten Kollektiven wurde ein ungeästetes Vergleichskollektiv untersucht. Bei der Probennahme 5 Jahre nach der Ästung erfolgte zusätzlich eine Stammscheibenentnahme in 1,3m Schafthöhe zur Messung der Radialzuwächse.
Ein Jahr nach der Ästung wurde die Entwicklung der Wasserreiser erhoben.
Wasserreiserbildung
Die Wasserreiserbildung nach der Juni- und August-Ästung war unbedeutend.
Nach der November-Ästung sind sowohl beim Gesamtkollektiv mit durchschnittlich 3,5 Wasserreisern pro Baum, als auch beim Kollektiv der Z-Baumanwärter mit durchschnittlich 1,5 Wasserreisern pro Baum die meisten Wasserreiser aufgetreten. Nach der Februar-Ästung sind deutlich weniger Wasserreiser aufgetreten, beim Kollektiv der Z-Baumanwärter waren es durchschnittlich 0,5 Wasserreiser pro Baum.
Radialzuwachs
Abb. 2: Geästeter Schaft eines Walnussbaumes. Foto: A. Ehring
Die Untersuchung der Radialzuwächse in 1,3m Schafthöhe ergab für das Kollektiv der Juni- und August-Ästung einen auf bis zu 4 Jahre nach der Ästung um ca. 20 % reduzierten Radialzuwachs im Vergleich zum ungeästeten Kollektiv (das entspricht in der Summe 80% eines Jahreszuwachses). Bei der November- und Februar-Ästung wurde ein zum ungeästeten Kollektiv vergleichbarer Radialzuwachs gemessen.
Überwallung
Nach 3 Jahren waren im Mittel 60% aller Wunden überwallt. Signifikant unterschieden scih die Juni-Ästung mit 75% und die August-Ästung mit nur 41% Überwallung.
Nach 5 Jahren waren 99,2 % der Astungswunden überwallt. Nur ein Ast mit einem Durchmesser über 40 mm war noch nicht vollständig überwallt.
Verfärbung
Eine Verfärbung im Ast, die teilweise bis ins Kernholz reicht, ist ein Hinweis auf Lufteintritt, dadurch besteht die Möglichkeit einer pilzlichen und bakteriellen Besiedelung.
Nach der Februar-Ästung trat eine sehr geringe Verfärbung auf, vergleichbar mit der Verfärbung bei der natürlichen Astreinigung. Bei den übrigen Ästungsterminen tritt eine deutlich größere Verfärbungszone auf. Die Verfärbung ist im typischen "Nussbraunton".
Pilze oder Bakterien
Von insgesamt 228 Astproben aus allen Untersuchungskollektiven wurde nur in einem Ast (Durchmesser 28mm) aus dem Kollektiv der November-Ästung ein holzzerstörender Pilz (Samtfußrübling) gefunden.
Dies bedeutet: Von insgesamt 14 untersuchten Bäumen aus dem Kollektiv der November-Ästung wurde bei einem Baum (7%) ein holzzerstörender Pilz nachgewiesen.
Bei den übrigen Ästungsterminen und beim ungeästeten Vergleichskollektiv wurden keine holzzerstörenden Pilze und Bakterien gefunden.
Empfehlung für die Forstpraxis
Abb. 3: Wertung der Untersuchungsergebnisse
Die Untersuchung mit den genannten Vorgaben hat gezeigt, dass die Ästung der Walnuss ganzjährig möglich ist. Allerdings zeigen sich graduelle Unterschiede zwischen den Ästungsterminen. Am günstigsten für die Überwallung ist die Frühsommerästung (Juni), am schlechtesten die Ästung im Spätsommer (August), wenn das Dickenwachstum bereits abgeschlossen ist.
Bei den Sommerästungsterminen (hier Juni und August) ist die Wasserreiserbildung gering, die Verfärbung im Holz ist ausgeprägter als bei der Februarästung, dies betrifft aber nur den asthaltigen Kern und ist im typischen "Nussbraunton". Es traten keine holzzerstörenden Pilze auf. Einzig zu bedenken ist, dass die Radialzuwächse (Jahrringbreite), aufgrund des starken Eingriffs in die grüne Krone, über drei bis vier Jahre etwas reduziert waren. Dies ist ein Hinweis darauf, dass radikale Ästungseingriffe zu vermeiden sind und mindestens 40-50% der Baumhöhe als grüne Krone verbleiben sollen.
Die Spätwinterästung (hier Februar) hat erstaunlich gut abgeschnitten! Die Wasserreiserbildung ist mäßig, die Radialzuwächse sind aufgrund der Ästungsmaßnahme nicht zurückgegangen, die Überwallung ist gut, die Verfärbung gering und es traten keine holzzerstörenden Pilze auf. Saftfluss, das sogenannte "Bluten", ist nicht aufgetreten. Je nach Witterungsverlauf kann bei der Walnuss durchaus Saftfluss auftreten, die Bäume erleiden dadurch aber keinen Schaden.
Die Frühwinterästung (hier November) kann nur eingeschränkt empfohlen werden. Im Vergleich zu den übrigen untersuchten Ästungszeitpunkten war die Neigung zur Wasserreiserbildung deutlich größer und an einer Astprobe wurde ein holzzerstörender Pilz festgestellt.
Mehrere Ästungen notwendig
Um eine astfreie Schaftlänge von 5-6m zu erreichen sind mehrere (meist 3) Ästungsdurchgänge erforderlich. Die Ästungsintervalle orientieren sich an den Astdurchmessern (max. 4cm). Gegebenenfalls können Steiläste aus dem verbleibenden Kronenbereich entnommen werden um eine zu starke Astentwicklung zu verhindern (vorauseilende oder dynamische Ästung).