Weltweit ist die Walnuss mit etwa 20 Arten vertreten. Noch bis vor kurzer Zeit zählte man die Walnuss zu den Steinfrüchten. Neuste Untersuchungen beweisen aber, dass die fleischige Schale nicht zur Frucht gehört, sondern aus andern Organen (Blättern) entstanden ist. Demzufolge werden die Walnüsse genauso den Nüssen zugeordnet wie die ebenfalls von einer grünen Fruchthülle umgebenen Bucheckern und Kastanien.

Vielfältiger, wertvoller Baum

Walnussbäume bilden eine weit ausladende, kugelförmige Krone und können je nach Standort eine Höhe von 20 – 30 m erreichen. Die Dank einer Pfahlwurzel tief im Boden verankerten Bäume werden rund 150 Jahre alt (Ausnahmen bis 400 Jahre). In geschlossenen Beständen entwickelt Juglans regia im unteren Bereich oft astfreie Stämme, die eine silbrige, fast weisslich graue Rinde aufweisen und mit zunehmendem Alter dunkler und schuppiger werden.

Die 20 – 50 cm langen Blätter sind unpaarig gefiedert. Ihre länglich-eiförmigen Fiederblätter werden 6 – 15 cm lang. Beim Austreiben sind sie rötlichbraun gefärbt und wechseln mit zunehmendem Wachstum ins olivgrüne. Sie duften beim Zerreiben stark aromatisch. So spät wie Nussbäume austreiben (April/Mai), so früh verlieren sie auch ihre Blätter: bereits nach etwa fünf Monaten werfen die Bäume ihr Laub ab.

Die wohlschmeckenden und beliebten Fruchtkerne sind durch eine braune, rissige und harte Schale geschützt. Diese ist bis kurz vor der Reife im September von einer dickfleischigen, grünen Schale umgeben und gibt dann den Kern frei, welcher die rundliche 2,5 – 5 cm breite und 3 – 8 cm lange Nuss enthält. Ein stattlicher Nussbaum kann einen Ertrag von 100 – 150 kg Nüssen abwerfen.

Nussholz weist eine graubraune, oft wolkenartige Struktur auf und ist seit Jahrhunderten sehr begehrt. Es ist das Holz der Künstler und wird nach wie vor für Furniere, Möbel und Innenausstattungen, aber auch für Drechslerwaren, Musikinstrumente, Schachfiguren und Gewehr-Schäfte verwendet.

Spannende Geschichte und ein Baum mit vielen Namen

Die ursprüngliche Heimat des Walnussbaumes liegt in Mittelasien. Es wird angenommen, dass unsere Vorfahren für ihre Ernährung die hochwertige Frucht mit nach Westen brachten. So lernten die Griechen und auch die Römer den bereits kultivierten Baum kennen. Letztere weihten die wertvollen Nüsse den Göttern und nannten sie "Eicheln des Jupiter", in ihrer Sprache "Jovis glans". Daraus leitet sich die lateinische Bezeichnung des Walnussbaumes "Juglans regia" ab. Der Zunahme"regia" bedeutet königlich.

Die Römer brachten die Walnuss über die Alpen. Weil von Süden, von der "Fremde" kommend, bekam sie im deutschsprachigen Raum den Namen "Welschnuss". Etwa 800 Jahre n. Chr. wurde die Baumnuss auf Empfehlung Karl des Grossen vermehrt in Mitteleuropa angepflanzt.

In Farsi, einer Sprache die in Afghanistan gesprochen wird, heisst die Walnuss "Tschor mos", übersetzt "vier Hirne", ein Hinweis auf die wie menschliche Hirne aussehenden Früchte. Wie bei andern Baumarten erinnern auch Orts- und Regionalnamen an dessen Vorkommen: Nussbaum, Nussbaumen, Nussberg, Nussloch, Nusshof, Noyer oder Walnut Grove.

Nüsse für die Gesundheit

Deutlich sagt der Lateiner "Omnia in nuce" (alles steckt in der Nuss) – und recht hat er! Baumnüsse enthalten eine wahrhaft konzentrierte Ansammlung verschiedener Vitamine, chemischer Bestandteile (wie z. B. Aminosäuren), Kohlenhydraten, Mineralstoffen und reichlich Fett (50 – 70%). Aus 50 kg Walnüssen lassen sich etwa 9 – 10 Liter wertvolles Öl gewinnen.

Die Nuss war nicht nur als Nahrungsmittel begehrt, sondern hat auch seit der Jungsteinzeit eine vielseitige medizinische Verwendung. Die Nussblätter bewirken Linderung und Heilung von verschiedenen Beschwerden, sei es in der Frauenheilkunde, bei Herz- und Kreislauferkrankungen, hohem Cholesterinspiegel, Hautkrankheiten und zur Blutreinigung.

Waldbauliche Bedeutung

Bisher spielte der Nussbaum, der anfällig auf Spätfrost ist, aus waldbaulicher Sicht eine eher untergeordnete Rolle. Grosse Bestände wie beispielsweise in Kirgisien, wo weltweit die grössten Nussbaumbestände stehen, gibt es bei uns nicht. In der Schweiz dürften die vor rund 60 Jahren gepflanzten Walnussbaumbestände von Selzach (SO) mit 2,2 ha die grössten sein. Daneben gibt es weitere zu Versuchszwecken angelegten Bestände (Obfelden, Mellingen, Otelfingen). Wegen des wertvollen Holzes werden die lichtbedürftigen Bäume von den Förstern speziell gefördert.

In Zukunft wird der Walnussbaum bedingt durch den Klimawandel wohl als Mischbaumart zur Bereicherung in Laubwäldern an Bedeutung gewinnen. Der Wärme liebende Baum dürfte mit der vorausgesagten Klimaerwärmung keine Schwierigkeiten haben.

Für und gegen Allerlei

Allgemein gelten Nüsse als Symbol der Fruchtbarkeit. In verschiedenen Hochzeitsbräuchen spielen sie eine Rolle, beispielsweise beim "Polterabend": Alterskameraden der Braut liessen jeweils am Vorabend der Heirat einen Korb mit Nüssen in deren Schlafgemach "poltern". Vielerorts wird eine gute Nussernte als Herbst ein Zeichen dafür gewertet, dass im folgenden Jahr viele Knaben geboren werden.

In ländlichen Gegenden stehen häufig Nussbäume neben Bauernhäusern. Wegen des bitteren Geschmacks von Holz und Blättern, sagt man, dass lästige Insekten wie Fliegen und Mücken von Haus und Hof ferngehalten werden. Speziell den grünen Walnussblättern werden verschiedene Wirkungen zugeschrieben. Sie sollen Ungeziefer aus Kleiderschränken und Betten fernhalten. Imker verwenden Nussbaumblätter als Wachsmottenschutz. In Militärkreisen, zu Zeiten als noch die raustoffigen "Exhosen" getragen werden mussten, empfahl es sich, vor langen Märschen mit frischen Nussbaumblättern in der Hosentasche dem "Wolf" (Wundreiben an der Bein-Innenseite) vorzubeugen.

Eigene Nüsse essen

In den letzten 50 Jahren ist der Nussbaumbestand in der Schweiz um 75% zurückgegangen. Dem Schwindenden nur Beachtung schenken, nützt wenig. Wie wäre es, wenn Sie beim nächsten Nussknacken 2 – 3 Nüsse auf die Seite legen und bei Gelegenheit in die Erde eines Blumentopfes stecken und mit einer durchtränkten Moosschicht zudecken? Stellen Sie den Topf an einen kühlen, vor Frost und Mäusen geschützten Ort. Den nach einem Jahr spriessenden Sämling können Sie dann bei Gelegenheit in den Garten pflanzen. Wie schmecken wohl die Nüsse vom selbst gezogenen Baum? In 10 – 12 Jahren wissen Sie’s!

Quellen
  • Kuratorium Baum des Jahres
  • Godet Gehölzführer

(TR)