In umgewandelten bzw. natürlich verjüngten Beständen konnten im Land Brandenburg an geschädigten jungen Laub- und Nadelbäumen zahlreiche Pilzarten mit forstpathologischer Bedeutung nachgewiesen werden. Dazu wurden in der Vergangenheit mykologisch-diagnostische Untersuchungen durchgeführt.

Zielstellung

Phytopathologische Untersuchungen in umgebauten Waldbeständen sollten Informationen über die potenzielle Gefährdung junger Laub- und Nadelgehölze durch pilzliche Pathogene liefern. Vor allem interessierte die Frage, welche Schäden solche Organismen speziell auf Standorten mit relativ geringer Trophie hervorrufen können. Gleichzeitig galt es, nach Strategien für eine wirksame Abwehr bedeutungsvoller Krankheitserreger zu fahnden.

Die brandenburgischen Wälder sind größtenteils künstlich begründete, einstufige Reinbestände mit einem zu hohen Nadelbaumanteil. Noch immer nimmt die Gemeine Kiefer mehr als 70 % der Waldfläche ein. Diese ungünstigen Voraussetzungen bewirken eine hohe Labilität der Bestandeskomplexe gegenüber klimatischen und anthropogenen Beeinträchtigungen, eine starke Gefährdung durch Waldbrände sowie eine vermehrte Anfälligkeit gegenüber biotischen Schaderregern (Insektenfraß, Pilzbefall).

Analyse der Diagnosearbeit und Auswertung von Forstschutzmeldedaten

Bereits im Untersuchungszeitraum von 1994 bis 2000 wurden im Rahmen diagnostischer Arbeiten 219 mykologische Befunde an geschädigten jungen Laub- und Nadelbäumen erstellt. Dabei fanden sowohl Neuaufforstungen als auch Voran- und Unterbauten sowie Naturverjüngungen Berücksichtigung. Nahezu die Hälfte der Diagnosen betrifft Untersuchungen an Eichen-Arten. Fast ein Viertel aller Bestimmungen sind Befunde an Kiefern. Neben der Diagnosearbeit wurden aktuelle Daten des Forstschutzmeldedienstes analysiert.

Charakterisierung der diagnostizierten Pilze

Von den zahlreich nachgewiesenen Pilztaxa werden hier einige forstpathologisch wichtige Vertreter kurz vorgestellt:

  • Cylindrocarpon destructans  (Wurzelfäule an jungen Eichen):
    14,6 % aller im Untersuchungszeitraum erhaltenen mykologischen Befunde entfallen auf den Kleinpilz Cylindrocarpon destructans, welcher besonders an Eichen-Arten und Rot-Buche als Krankheitserreger aufgetreten ist. Unter bestimmten Voraussetzungen vermag der Pilz pathogen zu werden und die Wurzeln lebender Gehölze zu infizieren. Die Prädisposition für den Befall wurde hauptsächlich durch extrem niedrige Temperaturen in den langen und kalten Wintern 1995/96 bzw. 1996/97 herbeigeführt. Der Erdboden war längere Zeit tief gefroren (Austrocknung der Wurzeln), danach trat Staunässe beim Abtauen auf (Sauerstoffmangel im Wurzelbereich).
  • Lophodermium seditiosum (Kiefernschütte):
    12,3 % der Pilzinfektionen an Jungpflanzen betreffen die Kiefernschütte. Wenngleich die Strategie des Waldumbaus überwiegend auf den Einsatz von Laubbäumen gerichtet ist, darf nicht übersehen werden, dass die Gemeine Kiefer Hauptbaumart in den brandenburgischen Wäldern bleiben wird, jedenfalls auf den terrestrischen Standorten mit armer und ziemlich armer Nährkraft. Die „Schütte“ gilt als bedeutendste Nadelkrankheit der jungen Kiefer. Bei Sämlingen ist ein vollständiges Absterben möglich. Ab einem Pflanzenalter von 7-10 Jahren besteht für die Bäume keine akute Gefährdung mehr. Anhaltende Niederschläge im Sommer und hohe Feuchtigkeit am Standort stimulieren die Entwicklung des Pilzes. Heute werden Fungizide zur Abwehr von L. seditiosum fast nur noch in Baumschulen, ausnahmsweise auch in Jungkulturen, eingesetzt. Im Wald sollten prophylaktische Maßnahmen im Mittelpunkt stehen: Vermeidung von Dichtstand in Saaten und Pflanzungen, kein Kiefernanbau in feuchten Lagen. Flächen mit starkem Unkrautwuchs sind ausreichend zu pflegen. Zwischen den einzelnen Kiefernherkünften existieren Unterschiede im Grad der Anfälligkeit gegenüber L. seditiosum. Auch in Naturverjüngungen können umfangreiche Schäden entstehen.
  • Fusicoccum quercus (Eichenrindenbrand):
    Der an eingesandtem Pflanzenmaterial mit einer Häufigkeit von 6,4 % nachgewiesene Krankheitserreger ist in der Lage, jüngere Eichen durch Rindennekrose und Absterben von Trieben schwer zu schädigen. Forstpathologische Bedeutung besitzt F. quercus besonders in Baumschulen und Kulturen, wo der Pilz Sämlinge und Jungpflanzen zum Absterben bringen kann. Der Angriff auf das lebende Gewebe erfolgt zur Zeit der Vegetationsruhe. Störungen des Wasserhaushaltes der Pflanzen, aber auch eine vorausgegangene Beeinträchtigung durch Frost, begünstigen die Infektion.
  • Melampsora pinitorqua (Kieferndrehrost):
    4,6 % aller mykologischen Befunde betreffen den Rostpilz M. pinitorqua. Den Schwerpunkt bildete das Jahr 1994, wo der Kieferndrehrost in den brandenburgischen Wäldern geradezu epidemisch auftrat. Der an Pinus sylvestris - seltener auch auf anderen Kiefern-Arten - zu beobachtende Krankheitserreger verursacht einseitige Infektionsstellen an den Maitrieben junger Bäume, wodurch es zu Entwicklungsstörungen kommt (S-förmige Krümmungen, Deformationen u. a.).
  • Armillaria mellea s. l. (Hallimasch):
    3,7 % der Pilznachweise entfallen auf Hallimasch-Arten. Vertreter der Gattung Armillaria gehören als Schwäche- oder auch Primärparasiten zu den wichtigsten pilzlichen Schaderregern an Bäumen und treten an einer Vielzahl von Wirten auf.
    Am schwerwiegendsten sind die im Kambialbereich verursachten Schäden. Bei den Untersuchungen konnten Armillaria-Arten in Verbindung mit Absterbeerscheinungen an Douglasie, Kiefer, Fichte, Tanne und Eiche nachgewiesen werden. Ein besonders hohes Befallsrisiko besteht in der Anwuchsphase (prädisponierende Wirkung des „Pflanzschocks“). Zur Abwehr von Hallimasch-Infektionen können nur prophylaktische Maßnahmen empfohlen werden. Beim Waldumbau ist vor allem auf die standörtliche Eignung verwendeter Gehölze, eine gute Qualität des Pflanzenmaterials sowie auf die sorgfältige Ausführung der Pflanzung zu achten. Naturverjüngungen sind widerstandsfähiger als Pflanzungen.
  • Heterobasidion annosum s. l. (Wurzelschwamm):
    3,7 % der mykologischen Bestimmungen betreffen Wurzelschwamm-Infektionen. Der wurzelbürtige Schwächeparasit und Weißfäuleerreger verursacht in Nadelholzbeständen umfangreiche Schäden („Rotfäule“, „Ackersterbe“). Unter bestimmten Voraussetzungen vermag der Pilz auch Laubgehölze zu infizieren. Im Land Brandenburg wurde der Krankheitserreger außer an Nadelbäumen (Gemeine Kiefer, Douglasie, Europäische Lärche) mehrfach an jüngeren Rot-Buchen und Rot-Eichen festgestellt. Schwerpunkte des Infektionsgeschehens sind im Land Brandenburg gegenwärtig aber Kiefern-Erstaufforstungen in der Bergbaufolgelandschaft. Zur Abwehr von H. annosum können gegenwärtig nur prophylaktische Maßnahmen empfohlen werden. Um das Einwachsen des Pilzes in frische Stubben zu verhindern, behandelt man die Schnittflächen der Durchforstungsstubben mit dem Konkurrenzpilz Phlebiopsis gigantea.


Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere pilzliche Pathogene diagnostiziert, darunter Erreger von Blatt-, Trieb- und Rindenkrankheiten

Schlussfolgerungen

Aus den Untersuchungsergebnissen wird deutlich, dass einige Pilzarten auch in umgewandelten bzw. natürlich verjüngten Beständen imstande sind, umfangreiche Schäden an jungen Laub- und Nadelbäumen hervorzurufen. Einige Spezies können sich in manchen Jahren unter geeigneten Rahmenbedingungen epidemisch entwickeln. Für eine massenhafte Etablierung solcher Pathogene sind meist Witterungseinflüsse in Verbindung mit standörtlichen Komponenten entscheidend.

Neben den forstpathologisch wichtigsten Vertretern sollten unbedingt auch die zahlreichen Schwächeparasiten Beachtung finden. Sie sind in der Lage, physiologisch beeinträchtigte junge Bäume stark zu schädigen bzw. abzutöten. Besonders gefährdet sind zweifellos alle Pflanzungen. Namentlich in den südlichen Teilen Brandenburgs kam es auf Böden mit relativ geringer Trophie und ungünstigem Wasserhaushalt wiederholt zu Schäden.

In Naturverjüngungen wirken sich Witterungsextreme dagegen meist weniger gravierend aus. Grundsätzlich wird jedoch am Beispiel der Kiefernschütte gezeigt, dass auch in natürlich verjüngten Beständen pilzliche Erkrankungen bedeutungsvoll sein können. Nur bei wenigen Krankheitserregern besteht die Möglichkeit einer direkten Bekämpfung. Man wird sich daher überwiegend auf die Anwendung prophylaktischer Maßnahmen konzentrieren. Letztere umfassen waldbaulich-technologische Verfahren und Maßnahmen zur Blockierung der Infektionsprozesse.