Seit mehr als 20 Jahren leidet die Gemeine Esche, die nach Rotbuche und Eiche zu den wichtigsten heimischen Laubbäumen zählt, an den Folgen des Eschentriebsterbens (ETS). Auslöser der Krankheit ist ein aus Asien stammender Schlauchpilz, das „Falsche Weiße Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus). 
Rasch voranschreitende Blattwelke (Abb. 1), Blattverlust, Absterben der Triebe (Abb. 2) und oft auftretende Stammfußnekrosen (Abb. 3) sind die Krankheitssymptome. Aufgrund der schnellen Ausbreitung und der starken Schädigungen in allen Bestandesphasen erweist sich das ETS als die bisher größte Bedrohung für die Esche.

Die Esche, ein echter Allrounder

Die Esche galt als ein Baum, der mit der Klimaerwärmung vergleichsweise gut klarkommt. Ihre Robustheit und Trockenheitstoleranz, ihr rasches Wachstum und großes Verjüngungspotenzial sowie ihre bislang vergleichsweise geringe Anfälligkeit gegenüber Schaderregern machten die Esche zu einer vielfältig einsetzbaren Baumart. In vielen Auenwald-Ökosystemen gilt sie darüber hinaus als eine Schlüsselbaumart, d. h. ihr kommt eine entscheidende Rolle für die Dynamik und Diversität dieser Ökosysteme zu (Abb. 4). Neben ihren ökologischen Eigenschaften ist die Esche eine wertvolle Laubbaumart mit hervorragenden Holzeigenschaften (Abb. 5), die sie auch aus ökonomischer Sicht besonders attraktiv machen.

Wenn die Eschen sterben

Stark geschädigte und bereits abgestorbene Eschen sind inzwischen für viele Forstbetriebe und Waldbesitzende leider ein häufig anzutreffendes Erscheinungsbild. In fortgeschrittenen Krankheitsstadien kann es besonders bei anfangs hohen Eschenanteilen zur Auflösung ganzer Bestände und nachfolgender Auflichtung kommen. Die Folge kann dichter Bewuchs mit Gräsern, krautigen Pflanzen und Sträuchern sein (Abb. 7). Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaft und die Ökosystemleistungen eschenreicher Wälder – etwa den Bodenschutz, den Wasserrückhalt oder die Kohlenstoffspeicherung.
Hohe Mortalitätsraten, außerplanmäßige Nutzung großer Bestandsteile (Abb. 6), vorzeitige Verjüngung auf geschädigten Flächen sowie Mehraufwand für Maßnahmen der Verkehrs- und Arbeitssicherheit (Abb. 7) wirken sich zudem negativ auf die ökonomische Situation betroffener Forstbetriebe und Waldbesitzender aus.

Gemeinsam für den Erhalt der Esche

Um den Erhalt der Esche als einheimische Waldbaumart und damit auch den Erhalt der auf die Esche spezialisierten Arten und Lebensgemeinschaften zu sichern, wurde 2020 das von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) geförderte Projekt FraxForFuture ins Leben gerufen. Der Fokus vorherigen Forschung zum Umgang mit Auswirkungen des Eschentriebsterbens lag auf der Suche nach weniger anfälligen Eschen und dem unmittelbaren waldbaulichen Umgang mit den ETS-Folgen. FraxForFuture verfolgte einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz in verschiedenen Teilvorhaben. Eines darunter war FraxConnect, an der Abteilung Forstökonomie und Management der FVA. Hier wurden die Folgen des Eschentriebsterbens erstmalig hinsichtlich der monetären und nicht-monetären Effekte auf Forstbetriebsebene untersucht. Der Ansatz zur Analyse dieser Folgen basierte dabei auf einem Vergleich zwischen der Entwicklung von Beständen mit und ohne Einfluss des Eschentriebsterbens. Die Analyse und Bewertung der monetären Folgen für beide Szenarien erfolgte mithilfe eines Waldwachstumssimulators und eines statistischen Mortalitätsmodells. Die Analyse der nicht-monetären Folgen basierte auf der Referenzpunkt-Methodik, bei der die verschiedenen Baumartengruppen hinsichtlich ihrer Eignung für unterschiedliche Ökosystemleistungen klassifiziert werden.

Auswirkung des Eschentriebsterbens

Monetär (finanziell) 

Eine pauschale Aussage über die ökonomischen Folgen des Eschentriebsterbens ist nicht möglich, da die erwirtschafteten Beträge stark von dem betrachteten Bestandesalter sowie von Faktoren wie Holzerntekosten oder aktuellen Holzpreisen abhängig sind. Sicher ist aber, dass die ökonomische Leistungsfähigkeit der Baumart Esche deutlich abnimmt. Vergleicht man beispielsweise die Entwicklung eines 60-jährigen Bestands über einen Zeitraum von 30 Jahren mit und ohne Einfluss des Eschentriebsterbens, so zeigt sich ein Wertverlust des Bestandes von circa 90 Prozent.
Welche Faktoren führen zu diesem Rückgang? Neben der vorzeitigen Entnahme von schwächeren, weniger wertvollen Holzsortimenten (Abb. 10) tragen auch die steigenden Holzerntekosten aus Gründen der Arbeitssicherheit zu diesem erheblichen Wertverlust bei. Hinzu kommt, dass häufig das Erdstammstück von Stammfußnekrosen betroffen und so für die Vermarktung unbrauchbar ist (Abb. 11).

Nicht-monetär (nicht finanziell) Auswirkungen

Die Analyse der Auswirkungen des Eschentriebsterbens auf unterschiedliche Ökosystemleistungen zeigt, dass sie erheblich davon abhängen, wie groß der Eschenanteil in einem Bestand und wie ausgewogen die übrige Baumartenzusammensetzung ist. 
Dabei gilt: 

Je vielfältiger und gleichmäßiger verteilt die übrige Baumartenzusammensetzung ist, desto geringer ist der Einfluss des Eschentriebsterbens.

Grund zur Hoffnung: Hat die Esche eine Zukunft?

Die Analyse der monetären Folgen zeigt, wie erheblich neben der ökologischen auch die ökonomische Leistungsfähigkeit der Baumart unter dem Einfluss des Eschentriebsterbens abnimmt. Anlass zur Hoffnung gibt allerdings die Beobachtung, dass auch nach 20 Jahren Eschentriebsterben noch relativ viele vitale Eschen in unseren Wäldern zu finden sind. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass durch ablaufende Anpassungsprozesse und gezielte Züchtungsanstrengungen weniger anfälligere Eschenpopulationen entstehen können. 

Mut zur Esche: Empfehlungen zum Eschentriebsterben veröffentlicht

Wie umgehen mit geschädigten Eschenbeständen? Diese Broschüre legt erstmals eine geschlossene und bundesweit einheitliche Darstellung von waldbaulichen Maßnahmen dar. Mit ihren Empfehlungen möchte die Broschüre Waldbesitzenden und -bewirtschaftenden Mut machen, zukünftig und weiterhin mit der Esche zu wirtschaften. Sie wurde im Rahmen des Demonstrationsprojekts FraxForFuture unter Mitwirkung der FVA-Abteilungen Waldschutz und Forstökonomie und Management entwickelt. 

Angesichts der Herausforderung des Klimawandels und der vielfältigen wertvollen Eigenschaften dieser Baumart, ist sie weiterhin eine wichtige heimische Baumart.

Zum kostenfreien Download der Lang- und Kurzfassung:
QR-Code auf https://mediathek.fnr.de/zukunft-der-esche.html