Laubholz ist voll angesagt. Heutzutage kann man sich auf sein Holzfahrrad schwingen, dabei Schuhe und Kleidung aus Holzfasern tragen, mit Holzkopfhörern Musik hören und dabei Birkensaft durch einen wiederverwendbaren Holzstrohhalm schlürfen. Und das Beste daran: Das gilt nicht als kauzig oder wunderlich, sondern als trendig. Denn das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels wächst und dadurch steigt die Nachfrage nach umweltverträglichen, alternativen Rohstoffen. 

Eigentlich eine gute Sache für Forstbetriebe, die genau solche Alternativen bieten können. Trotzdem stehen sie vor einer Herausforderung. Denn durch den Klimawandel wird in Zukunft wahrscheinlich mehr Laubholz anfallen und es stellt sich die Frage: Wohin damit? 

Innovative Laubholzprodukte

Inzwischen gibt es in Deutschland mehrere Firmen, die Fahrräder aus Holz herstellen. Diese gleich in mehrfacher Hinsicht umweltverträglichen Verkehrsmittel sind leicht, stabil und langlebig. Sie können in ihren Eigenschaften mit Fahrrädern aus Carbon oder Aluminium locker Schritt halten. Viel teurer als normale, hochqualitative Fahrräder sind sie auch nicht. Als Holzarten kommen dafür zum Beispiel Esche, Walnuss, Ahorn, Linde, Buche und Birke in Frage.

Buche und Birke sind heutzutage allerdings nicht nur an Fahrrädern zu finden, sondern auch im Badezimmer und in der Küchenschublade. Haarbürsten, Zahnbüsten, Klobürsten, Wattestäbchen und Besteck werden aus diesen Holzarten gefertigt. Für noch mehr Holz in Bad und Küche sorgen Seifendosen, Zahnputzbecher, Mülleimer und Obstschalen, die aus sogenanntem flüssigem Holz gegossen werden. Dieses besteht hauptsächlich aus Cellulose und Lignin, lässt sich in alle möglichen Formen bringen und gilt als moderner Plastikersatz. Sogar Reisekoffer aus flüssigem Holz sind erhältlich.

Wer auch seinen Holzkoffer oder seinen Kleiderschrank mit Holzprodukten füllen möchte, der kann auf Klamotten, Schuhe und Unterwäsche aus Holzfasern zurückgreifen. Es gibt sogar Schutzanzüge und Outdoorbekleidung aus Birken- und Buchenfasern.

An Produkten aus Laubholz fehlt es also eigentlich nicht. Allerdings kann nicht einfach alles anfallende Laubholz zu Plastikersatz, Wattestäbchen und Kleidung verarbeitet werden. Hier sind größere Absatzmärkte gefragt.

Laubholz als Bauholz und Thermoholz

Bisher waren Fichte und Tanne die Baumarten, die am häufigsten für den Bau tragender Konstruktionen verwendet wurden. Der Klimawandel macht aber besonders der Fichte zu schaffen und so geht der Trend in Richtung Laubholz als neues Bauholz. Dieser Aufgabe sind viele Laubhölzer im wahrsten Sinne des Wortes gewachsen. Denn durch verschiedene Verklebungstechniken können Holzarten wie Buche, Eiche, Esche und Edelkastanie sogar eine höhere Steifheit und Festigkeit erlangen als viele Nadelhölzer.

Daher erhielt Brettschichtholz aus Buche im Jahr 2009 erstmals eine baurechtliche Genehmigung, 2012 wurde dann auch Brettschichtholz aus Eiche zugelassen. Ein Vorreiter in Sachen Bauprodukte ist zudem die BauBuche von Pollmeier. Es handelt sich hierbei um ein hochbelastbares Furnierschichtholz, das seine baurechtliche Zulassung im Jahr 2013 erhielt, aus regionalen Buchen (Schmidt et al. 2014).

Allerdings sind längst nicht alle Laubhölzer für die Verwendung in tragenden Konstruktionen zugelassen. Zum Beispiel für Edelkastanie und Esche fehlen solche allgemeinen Zulassungen noch. Sie werden nur im Einzelfall als Bauholz genehmigt.

Insgesamt ist der Laubholz-Bauholz-Markt noch sehr jung, daher befindet sich auch die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen. Nadelholz ist altbewährt, mit Laubholz hingegen konnten noch nicht so viele Erfahrungen gemacht werden. Und es gibt hier auch einige Schwierigkeiten, die erst noch gelöst werden müssen. Eine Herausforderung beim Laubholz ist zum Beispiel sein Quell- und Schwindverhalten, das durch die höhere Rohdichte deutlich stärker ist, als bei Nadelholz. Beim Trocknen kommt es daher oft zu stärkeren Verformungen. Die Krummschäftigkeit und die geringere Dauerhaftigkeit des Laubholzes sind weitere Erschwernisse (Schmidt et al. 2014).

Eine Lösung für einige dieser Probleme bietet das sogenannte Thermoholz. Dieses wird bei Sauerstoffmangel auf 170-250°C erhitzt. Dadurch wird es widerstandsfähiger und resistenter und auch das Quell- und Schwindverhalten wird reduziert. Allerdings verliert das Holz durch dieses Verfahren bislang an Festigkeit und eignet sich dann nicht mehr als Bauprodukt, sondern wird vor allem zu Gartenmöbeln und Terrassenböden verarbeitet (Bächle und Niemz 2007).

Laubholz als Energieholz

Bei der Treibhausgasreduktion spielt der Ersatz fossiler Energieträger durch nachwachsende Rohstoffe eine entscheidende Rolle. Brennholz, Hackschnitzel und Pellets zur Erzeugung von Strom und Wärme sind daher ein aussichtsreiches Massenprodukt. Die Nachfrage und damit auch der zu erzielende Holzpreis für diese Produkte könnten in Zukunft deutlich steigen. Energieholz kann also zu einer zusätzlichen Einnahmequelle für Waldbesitzende werden. Allerdings ist diese Art der Laubholzverwendung nicht unumstritten. Zielkonflikte mit den Interessen des Naturschutzes und die Konkurrenz von stofflicher Verwertung und energetischer Nutzung müssen bedacht werden (Thees et al. 2014). Holz, das verbrannt wird, setzt nämlich auch wieder CO2 in die Atmosphäre frei und seine CO2-Neutralität ist daher nur auf einer langfristigen Zeitachse gegeben (Walz et al. 2014). Zwar ist der Ersatz fossiler Energieträger grundsätzlich anzustreben, eine langsame Zersetzung des Holzes oder gar die Bindung in langfristigen Produkten kann aus Sicht des Klimaschutzes allerdings sinnvoller sein.

Honorierung von Klimaschutzleistungen

Nicht nur mit gefälltem, sondern auch mit stehendem Holz können Waldbesitzende vielleicht bald Geld verdienen. Und zwar, indem sie Prämien dafür erhalten, dass ihr Wald CO2 bindet und somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dadurch könnte auch ein Teil der finanziellen Einbußen, die Waldbesitzenden durch die Folgen des Klimawandels oft verzeichnen, abgemildert werden.

In Neuseeland wird dieses Instrument zur Vergütung von Klimaschutzleistungen bereits eingesetzt. In Deutschland noch nicht, allerdings setzen sich Naturschutz- und Waldbesitzendenverbände und politische Parteien dafür ein, daran etwas zu ändern.

Fazit

Viele Nadelbaumarten, darunter insbesondere die Fichte, werden unter den Folgen des Klimawandels leiden. Dafür wird es mehr Laubholz geben und das erfordert ein Umdenken bei der Holzverwendung und -verarbeitung. Gleichzeitig birgt diese Entwicklung aber auch viel Potenzial, denn sie kann zur Produktdiversifizierung beitragen und neue Märkte und Möglichkeiten eröffnen.

Hier sind nun innovative Ideen gefragt und es besteht noch viel Forschungsbedarf. "Die Zukunft gehört den Schnellen, Flexiblen und Engagierten und denjenigen, die sie gestalten". Dieses Zitat wird dem Zukunftsforscher Robert Jungk zugeordnet. Seine Aussage lässt sich auch auf die Zukunft der Forst- und Holzbranche übertragen. Denn letztlich kann heute noch niemand mit Sicherheit sagen, wie die klimatischen Bedingungen und der Stand der Forschung zum Erntezeitpunkt sein werden und welche Produkte dann angeboten und nachgefragt werden können. Um das herauszufinden, entsteht nun zum Beispiel in Baden-Württemberg ein neuer Forschungscampus, das sogenannte "Technikum Laubholz". Auch in anderen Bundesländern gibt es an den Universitäten und Forschungseinrichtungen zahlreiche Forschungsprojekte zur Laubholzverwendung.

Literaturverzeichnis

  • Bächle, F.; Niemz, Peter (2007): Thermisch vergütetes Laubholz. Dunkler und weniger quellend. In: Wald und Holz (4), S. 37–40.
  • Schmidt, Michael; Knorz, Markus; Torno, Stefan (2014): Bauen mit Laubholz. Mehr als nur für den Innenausbau tauglich: Aktuelle Forschungsergebnisse bringen Laubholz in das Tragwerk zurück. In: LWF aktuell 98, S. 37–39.
  • Thees, Oliver; Lemm, Renato; Erni, Matthias; Ballmer, Isabel (2014): Potenziale, Chancen und Risiken der Energieholznutzung. Zur Rolle des Holzes im Schweizer Energiesystem. In: Forum für Wissen, S. 29–42.
  • Walz, Ariane; Taverna, Ruedi; Stöckli, Veronika (2014): Holz nutzen ist wirksamer als Vorräte anhäu-fen. In: Wald und Holz (4).
     

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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