Licht spielt für den Lebensraum Wald eine zentrale Rolle und bestimmt wesentlich Baumartenmischung und Bestandesentwicklung. Seit der Erhebungsperiode 1981/85 der Österreichischen Waldinventur erhöhte sich der Anteil der Freiflächen, dichte Bestände wurden lichter. Durch das größere Lichtangebot am Waldboden stieg der Anteil von Beständen mit deutlich ausgeprägter Unterschicht.
Seit Beginn der Erhebungen der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) auf permanenten Trakten (1981/85) nahm die Fläche der kleinen temporären Freiflächen (Bestandeslücken) unter 500 m2 zu. Die großen Freiflächen (Blößen) verloren bis 2000/02 leicht, dann erfolgte ein plötzlicher Anstieg - vermutlich als Folge der starken Windwürfe. Auch der Anteil lockerer Bestände verdoppelte sich nahezu seit Beginn der achtziger Jahre. Auffallend ist: Dichte Jungwüchse nehmen deutlich ab, lockere mehrschichtige Bestände zu. Auch die Holzentnahmen stiegen seit 2000/02 stark an, und hier besonders die ungeplanten Nutzungen.
Forstliche Nutzungen, Naturkatastrophen oder einfach der Zusammenbruch von Bäumen beim Erreichen ihres biologischen Lebensalters lockern dichte Bestände auf. Das erhöhte Lichtangebot am Waldboden kurbelt in der Folge die Biomasseproduktion an. Krautige Bodenvegetation, Gräser und Holzgewächse besiedeln die helleren Lebensräume, ein neuer Entwicklungszyklus des Waldes wird in Gang gesetzt.
Unterschieden werden große Freiflächen, die ziemlich unbeeinflusst von ihren Nachbarbeständen sind und kleinere, die als Teil des umgebenden Waldbestandes betrachtet werden können. Die ÖWI differenziert zwischen Blößen (≥500 m2) und Bestandeslücken (<500 m2).
Unter natürlichen, ungestörten Bedingungen würden die meisten Freiflächen in den Mischwäldern Mitteleuropas in die zweite Kategorie fallen, was Untersuchungen in slowakischen Urwäldern belegen, wo 85% aller Freiflächen vom Ausfall von einem bis drei Bäumen herrührten (Drößler, L. Von Lüpke, B., 2005). Da aber auch ein Naturwald von großflächigen Katastrophen wie Windwürfen auf die Dauer nicht gänzlich verschont bleibt, kommt wahrscheinlich das Nebeneinander von groß- und kleinflächigen Störungen der natürlichen Situation am Nächsten.
Mehr Lücken und Blößen
Schon in früheren Erhebungsperioden wurden temporär unbestockte Waldflächen nach ihrer Größe in Lücken und Blößen eingeteilt. Zwischen den Erhebungsperioden 1981/85 und 2000/02 nahmen die kleineren Freiflächen (Lücken) kontinuierlich zu, die Blößen gingen zurück. Dieses Bild änderte sich jedoch zwischen den Inventurperioden 2000/02 und 2007/09 (Abbildung 1).
Abbildung 1: Entwicklung der Blößen- und Lückenfläche seit 1981/85
Während die kleineren Freiflächen auch weiterhin kontinuierlich anstiegen, erhöhte sich die Fläche der Blößen zwischen 2000/02 und 2007/09 stark und übertraf erstmals seit Bestehen des permanenten Inventur-Probeflächennetzes die Werte der Achtzigerjahre - nicht zuletzt infolge der Sturmereignisse Kyrill (2007), Paula und Emma (2008).
Lockere Bestände
Gemäß den ÖWI-Erhebungsrichtlinien werden seit 1981/85 die Schlussgrade licht, locker, geschlossen und dicht unterschieden. Licht bedeutet, dass zwischen benachbarten Baumkronen Platz für eine zusätzliche Krone frei ist. Unter locker wird verstanden, dass zwar Licht zum Waldboden gelangt, eine zusätzliche ganze Krone aber zwischen den anderen Bestandesgliedern nicht Platz hätte. In geschlossenen Beständen berühren einander die Kronen, und in dichten Wäldern greifen die Kronen ineinander.
Aus dem Periodenvergleich der Waldinventurdaten erkennt man, dass analog zur Zunahme der Bestandeslücken (Abbildung 1) auch einheitliche Bestände lockerer geworden sind. War bis 2000/02 noch rund ein Viertel der Wälder dicht bestockt, verringerte sich der Wert 2007/09 auf 18%. Auch die Anteile geschlossener Bestände wurden besonders seit 1992/96 ständig kleiner, während sich der Anteil lockerer Bestände seit 1981/85 beinahe verdoppelte.
Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der Bestandesdichte seit der Erhebungsperiode 1986/90 im Ertragswald für
- freistehende Jungbestände <1,3 m,
- Jungbestände (einschließlich Stangenholz) >_ 1,3 m,
- einschichtige Altbestände und
- Bestände, in denen mindestens zwei deutlich ausgeprägte Schichten gemeinsam vorkommen.
Abbildung 2: Periodenvergleich ÖWI 1986/90 bis 2007/09: Entwicklung der Bestandesdichte in Jungbeständen, Altbeständen und Beständen mit Jugend unter Baumholz im Ertragswald
Österreichs Wälder werden mehrschichtig
Im Ertragswald hat der Anteil von Wäldern mit mindestens zwei deutlich unterschiedlichen Bestandesschichten in allen Höhenlagen zugenommen. Ihre Fläche stieg zwischen 1986/90 und 2007/09 von 1.363.000 ha auf 1.736.000 ha um 27% an, wobei den größten Anteil an dieser Zunahme lockere Bestände ausmachen.
Demgegenüber gingen einschichtige Jungbestände und Dickungen um ca. 30% von 1.271.000 ha in der Periode 1986/90 auf 891.000 ha (2007/09) zurück, wobei der Anteil dichter Bestände deutlich abnahm. Dabei nahm die Fläche freistehender Jugenden unter 1,3 m Höhe von 160.000 ha um 43% ab. Diese Entwicklung betrifft alle untersuchten Höhenlagen. Die Fläche einschichtiger Baumhölzer hat sich seit 1986/90 wenig verändert, der Anteil lockerer und lichter Bestände nahm auf Kosten geschlossener Bestände kontinuierlich zu (Abbildung 2).
Starker Anstieg der entnommenen Holzmenge
Die ÖWI gibt die durchschnittliche, jährlich entnommene Holzmenge als Vorrat aller seit der Vorperiode nicht mehr stehender Bäume in Vfm an, es handelt sich also streng genommen um einen Vorratsabgang und nicht um eine Nutzung, die üblicherweise in Efm angegeben wird. Dieser Vorratsabgang setzt sich aus Holzentnahmen und natürlichen Ausfällen zusammen.
Zeigte die gesamte entnommene Holzmenge seit 1986/90 eine leicht fallende Tendenz, erfolgte 2000/02 eine Trendwende. Die ÖWI-Ergebnisse 2007/09 weisen im Vergleich zur Periode 2000/02 einen starken Anstieg der jährlich aus dem Wald entnommenen Holzmenge um 34% von 17,5 auf fast 23,5 Millionen Vfm aus. Dazu kommt noch der natürliche Holzabgang (z.B. durch Absterben), der sich für diese Zeitspanne von 1,3 auf 2,3 Mio. Vfm/Jahr erhöhte (Steigerung um 76% seit 2000/02).
Die aus dem Wald entnommenen Holzmengen werden in der Folge nach geplanten Entnahmen aus (End)-Nutzungen, ungeplanten Abgängen und Durchforstungen gegliedert, wobei unter dem Begriff "planmäßige Entnahme" Kahlhieb, Kleinflächennutzung, Entrümpelung, Verjüngungshieb und Räumung von Überhältern, unter "ungeplante Abgänge" natürliche Abgänge und ungeplante Nutzungen zusammengefasst wurden.
Natürliche Abgänge wurden zusätzlich gesondert ausgewiesen. Die Unterscheidung von geplanten Nutzungen und ungeplanten Entnahmen stellte sich oft als problematisch heraus, da im Zuge großer ungeplanter Aufarbeitungen von Windwurfholz häufig auch angrenzende ungeschädigte Bestandesteile mitgenutzt wurden.
Zwischen 2000/02 und 2000/07 stiegen sowohl die planmäßigen als auch die ungeplanten Holzabgänge (Abbildung 3). Die geplanten jährlichen Entnahmen erhöhten sich seit der Erhebungsperiode 1992/96 stetig von 13 Mio. auf 17 Mio. Vfm/Jahr.
Abbildung 3: Periodenvergleich ÖWI 1986/90 bis 2007/09 der entnommenen Holzmenge nach Nutzungsarten [in 1000 Vfm/Jahr]
Der außerplanmäßige jährliche Holzanfall legte seit der Erhebungsperiode 2000/02 auf mehr als das Doppelte zu und lag 2007/09 bei 5,5 Mio. Vfm/Jahr. Die bei Durchforstungen entnommenen Holzmengen erhöhten sich seit der Periode 2000/02 leicht und lagen 2007/09 mit 3,2 Mio. Vfm/Jahr ungefähr beim Wert von 1992/96.
Entnommene Baumarten
Laut ÖWI entfallen 69% des gesamten ausgeschiedenen Holzvorrates auf Fichte, Kiefer hat einen Anteil von 6%, Lärche und Tanne jeweils 4%. 16% des Holzes stammen von Laubbaumarten, davon fast die Hälfte von Buche.
67% des entnommenen Volumens wurden planmäßig endgenutzt. Die Laubbaumarten wurden weniger intensiv bewirtschaftet und nur zu etwas mehr als der Hälfte endgenutzt, die andere Hälfte wurde entweder im Zuge der Bestandespflege entfernt oder schied infolge natürlichen Zusammenbruchs aus. Bei Fichte und Kiefer stammten 13% des gesamten Holzanfalls aus Durchforstungen. Darüber hinaus musste ein Fünftel des genutzten Fichtenholzes außerplanmäßig entnommen werden (Zufallsnutzungen 13%, natürliches Ausscheiden 8%). Bei der Tanne betrugen zum Vergleich Zufallsnutzung 9% und natürlicher Abgang 11%, was auf das vermehrte Absterben alter starker Tannen hinweist.
Bei Buche war der Holzanfall aus Pflegemaßnahmen gering: Ein Viertel der entnommenen Masse stammte allerdings aus ungeplanten Abgängen, davon die Hälfte aus natürlichen Ausfällen.
Ein etwas anderes Bild ergibt sich aus der Gegenüberstellung der ausgeschiedenen Stammzahlen. Erwartungsgemäß überwiegen die planmäßigen Endnutzungen mit 48%. 27% der ausgefallenen Stämme kamen aus Durchforstungen, der Anteil außerplanmäßig entnommener oder natürlich ausgefallener Stämme beträgt 24%. Fichte weist (neben dem Weichlaubholz) den kleinsten Anteil an endgenutzten Stämmen und den größten an Durchforstungsstämmen auf. Nur 22% der ausgefallenen Fichten mussten außerplanmäßig entnommen werden, nicht einmal die Hälfte der außerplanmäßigen Abgänge erfolgte durch natürlichen Zusammenbruch. Ganz anders das Bild bei der Tanne, die einen doppelt so hohen Prozentsatz an natürlich ausgefallenen Stämmen aufweist wie die Fichte. Die Buche wird nur sehr selten durchforstet, ansonsten ähnelt die Verteilung der Ausfallsgründe jener der Tanne.
Abbildung 4 stellt die Gründe für das Ausscheiden stärkerer und schwächerer Bäume gegenüber. Tanne, Kiefer, Buche und Weichlaubhölzer weisen überdurchschnittlich große Anteile an natürlich ausgeschiedenen dünnen Stämmen von 50-104 mm BHD auf. Der Abgang dünner Buchen erfolgt fast zur Hälfte außerplanmäßig. Dünne Hartlaubhölzer und Tannen werden im Rahmen von geplanten Nutzungen oft mitgefällt, was gerade der schattenertragenden Tanne die Gelegenheit nimmt, das Wegfallen der Konkurrenz der schnellwachsenden lichtliebenden Baumarten zum Aufbau eines eigenen Wuchsvorsprungs auszunutzen. Betrachtet man die höheren Durchmesserklassen, fällt der relativ hohe Anteil von natürlich ausgefallenen Tannen und Laubhölzern auf.
Abbildung 4: Stammzahlabgänge nach Baumarten, 2 BHD-Stufen und Nutzungsarten (ÖWI2007/09) mit Strauchflächen
Die Fichte zeigt mit ihrem hohen Anteil an Durchforstungsstämmen in beiden BHD-Klassen das typische Bild einer intensiv bewirtschafteten Baumart. Überdurchschnittlich große außerplanmäßige Entnahmen sind nicht festzustellen. Im Vergleich mit Buche sieht man ungefähr gleiche Anteile von Zufallsnutzungsstämmen, der Anteil an natürlich ausgeschiedenen Buchen ist aber weit höher als bei Fichte.
Die Kiefer präsentiert sich bei den dickeren Stämmen unauffällig, bei den dünneren ist jedoch, wie bereits erwähnt, ein hoher Anteil an natürlichen Abgängen zu beobachten, möglicherweise eine Folge überdichter Kiefernjungwüchse.
Buche ist genauso windwurfgefährdet wie Fichte
Seit der Einrichtung permanenter ÖWI-Probeflächen in der Erhebungsperiode 1981-85 ist sowohl eine Erhöhung des Freiflächenanteils als auch eine Auflichtung dichter Bestände zu beobachten. Durch das erhöhte Lichtangebot am Waldboden stieg der Anteil von Beständen mit deutlich ausgeprägter Unterschicht. Das aus dem Wald entnommene Holzvolumen stieg laut den ÖWI-Ergebnissen 2007/09 im Vergleich zur Vorperiode 2000/02 um 34% an, natürliche Abgänge erhöhten sich um 74%.
Vier Fünftel der ausgeschiedenen Holzmasse wurden im Zuge geplanter Nutzungen und Durchforstungen entnommen, 20% waren ungeplante Entnahmen, etwas weniger als die Hälfte davon natürliche Abgänge. Von natürlichen Abgängen waren überdurchschnittlich stark Laubhölzer betroffen. Obwohl der Hauptgrund für das Ansteigen der Freiflächen eine Folge der Windwurfereignisse ist, liegt der Anteil ungeplant entnommener Fichten sogar etwas unter dem Baumartendurchschnitt. Buchen sind mindestens genauso stark gefährdet wie Fichten, der Anteil an natürlichem Ausfall ist bei der Buche allerdings wesentlich höher, besonders viele dünne Buchen verschwinden aus natürlichen Gründen.
Dünne Kiefern zeigen eine hohe natürliche Ausfallsrate bei niedrigen Stammdurchmessern, wahrscheinlich bedingt durch extremen Dichtstand in der Jugend. Die Tanne hat von allen Nadelbaumarten die höchste natürliche Ausfallsquote bei dicken Stämmen, was langfristig die schleichende Gefahr des Verlustes von Samenbäumen befürchten lässt.