Bei den Buchen-Lichtwuchsdurchforstungsmodellen nach Altherr, Assmann und Freist werden unterschiedliche Strategien angewandt. Die Anfang der 70er Jahre von Altherr angelegten Vergleichsanlagen sollen Aufschluss darüber geben, welches Modell die besten Ergebnisse erzielen lässt.

In den Jahren 1969 bis 1971 legte Altherr in den Wuchsgebieten Neckarland und Schwäbische Alb insgesamt 10 Versuchsanlagen mit zusammen 21 Feldern an. Die Bestände sollten folgende Voraussetzungen erfüllen: einen dGz100 von mindestens 6 Vfm/Jahr, eine grünastfreie Schaftlänge von 10 Metern, eine Oberhöhe von ca. 20 Metern und ein Höchstalter von 80 Jahren. Das Alter der ausgewählten Bestände lag zu Versuchsbeginn zwischen 54 und 88 / 71 Jahren; bei einer Oberhöhe von 20 bis 28/24 Metern. Es wurden zwischen 80 und 130/107 Z- bzw. Vergleichsbäume ausgewählt, was der Empfehlung von Altherr nach 100 bis 120/110 Z-Bäumen in etwa entspricht.

Eine Versuchsanlage besteht in der Regel aus einem Feld "Lichtwuchsdurchforstung – Altherr" und einem Feld "optimale Grundflächenhaltung – Assmann". Lediglich bei Bu 232 in Neuenstadt gibt es nur ein Feld der Behandlungsvariante Altherr. Auf zwei Versuchsanlagen in Steinheim (Bu 226) und Langenau (Bu 228) wurde jeweils ein zusätzliches drittes Versuchsfeld der Variante "Lichtwuchsdurchforstung – Freist" angelegt. Die drei Modelle unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Grundflächenhaltung (Eingriffsstärke), der Art der Eingriffsstrategie (Z-Baum-orientierte Auslese-/mäßige Nieder-/freie Hochdurchforstung) und dem Umstand, dass nur in der Altherr-Variante die ausgewählten Z-Bäume dauerhaft markiert und begünstigt werden.

  • "Lichtwuchsdurchforstung – Altherr" (A)

    Ausgangsgrundfläche rd. 24 m2/ha im Alter 50 bis 60, während der Lichtungsphase wird die Grundfläche auf ein relativ niedriges Niveau von etwa 20 m2 abgesenkt und dort gehalten, danach (Alter 80 bis 90) erfolgt ein allmählicher Grundflächen- und Vorratsanstieg bis zur Endnutzung (31 m2/ha im Alter 120). Die Eingriffe finden vorwiegend im Herrschenden und zugunsten der ausgewählten und markierten Z-Bäume statt (Z-Baum-orientierte Auslesedurchforstung).

  • "optimale Grundflächenhaltung – Assmann" (N)

    Die Durchforstungen orientieren sich an der kritischen Grundflächenhaltung nach Assmann, die eine maximale Volumenzuwachsleistung zum Ziel hat. Diese sieht einen kontinuierlichen Anstieg der Grundfläche von 27 m2/ha im Alter 60 auf 32 m2 im Alter 120 vor. Die Eingriffe finden in der Art einer mäßigen Niederdurchforstung statt. Die ausgewählten Vergleichsbäume sind im Bestand nicht kenntlich gemacht und können demnach auch nicht gezielt gefördert werden. Sie dienen lediglich dem Vergleich mit den Z-Bäumen der Altherr-Variante.

  • "Lichtwuchsdurchforstung – Freist" (H)

    Das Modell sieht ein sehr frühzeitiges (Alter 40) Anhalten der Grundfläche bei etwa 23 m2/ha und einen sehr schwachen Anstieg auf knapp 25 m2 im Alter 120 vor. Die Eingriffe entsprechen einer freien Hochdurchforstung, d.h. sie finden zwar vorwiegend im Herrschenden statt, aber die ausgewählten Vergleichsbäume sind wie bei Assmann im Bestand nicht dauerhaft markiert und ihre Förderung erfolgt eher zufällig.

Wachstum

Mit durchschnittlichen Ausgangsvorräten von plus/minus 300 Vfm/ha unterscheiden sich die drei Behandlungsvarianten Anfang der siebziger Jahre kaum. Dagegen drücken sich die unterschiedlichen Durchforstungsstrategien in den Vorräten des Jahres 2004 (Oberhöhe 30 bis 35/33 m) aus.

Die niedrigsten Vorräte weisen die Altherrschen Flächen mit rund 440 Vfm/ha auf. Dagegen sind sie bei Assmann auf knapp 570 Vfm angestiegen und liegen damit rund 130 Vfm höher als bei Altherr. Freist liegt mit 480 Vfm dazwischen.

Der seitherige Hiebsanfall (Summe AB inkl. Vornutzung 1969/71) ist mit 510 Vfm/ha bei Altherr und Freist identisch, auf den Assmann-Flächen sind im bisherigen Bestandesleben dagegen rund 100 Vfm weniger angefallen.

Bei der Gesamtwuchsleistung liegt Assmann mit 920 Vfm/ha vor Altherr mit 890 Vfm.

Tab. 1: Vergleich der Versuchsflächen Altherr, Assmann und Freist

Die "optimale Grundflächenhaltung" hat also eine Mehrleistung von (nur) 30 Vfm gegenüber der Lichtwuchsdurchforstung nach Altherr. Die GWL bei Freist liegt mit 910 Vfm/ha wieder zwischen den beiden anderen Modellen.
Der durchschnittliche Gesamtzuwachs, der 1970 in allen Varianten noch einheitlich bei rund 6 Vfm/ha & Jahr lag, ist 2004 bei Altherr auf 8,5 und bei Assmann und Freist auf 8,9 Vfm gestiegen.

Die mittleren BHD’s der Z- bzw. Vergleichsbäume lagen bei Anlage der Versuchsserie bei 25 (A + H) bzw. 26 cm (N). Nach fast 35 Jahren sind sie bei der Auslesedurchforstung (A) auf 49, bei der Hochdurchforstung (H) auf 45 und der Niederdurchforstung (N) auf 43 cm angestiegen. D.h. die gezielte Förderung der Z-Bäume hat trotzt ungünstigerer Ausgangssituation zu einem im Mittel 6 cm stärkeren Auswahlbaum geführt. In Jahrringbreiten ausgedrückt heißt das: 3,5 mm (A), 2,4 mm (N) und 3,0 mm (H).

Eine der Voraussetzungen für die Auswahl der Bestände war eine grünastfreie Schaftlänge von 10 Metern. Mit 10,5 und 10,2 Metern erfüllten sowohl die Z-Bäume wie die Vergleichsbäume bei Assmann diese Forderung. Lediglich die Vergleichsbäume Freist lagen mit durchschnittlichen 9,7 Metern knapp darunter.

Im Jahr 2004 hatte sich der "Kronenansatz" in allen Behandlungsvarianten nach oben geschoben. Mit 14,5 m (A) gegenüber 15,4 (N) und 15,3 (H) war diese Verschiebung bei den Z-Bäumen der Altherr-Flächen zwar am geringsten, ein Absterben weiterer Äste konnte dadurch aber nicht ganz verhindert werden.

Zusammengefasst kann man sagen, dass stärkere Eingriffe im Herrschenden zwar zu gewissen Zuwachseinbußen aber auch zu stärkeren Bäumen führen (ein Teil wird durch verstärkten Lichtungszuwachs auch ausgeglichen). Wie andere Auswertungen (Hein S., 2007, AFJZ 178. Jg.) zeigen, kann dadurch die Sortimentsstruktur sowohl des bleibenden wie des ausscheidenden Bestandes verbessert werden, was letztendlich zu einer höheren Wertleistung der Bestände führt.

Qualität

Neben der Dimension spielt gerade in Laubholzbeständen die Qualität der Bäume eine entscheidende Rolle für den Wert eines Bestandes. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2004 im Anhalt an die Bundeswaldinventur II eine Güteansprache am stehenden Stamm durchgeführt.

Im Wesentlichen bilden die Merkmale Astigkeit/Rindenbild, Schaftform/Krümmung sowie sonstige Schäden die Kriterien für die Einstufung in die Qualitätsstufen 1 bis 6 (Schulnoten-Systematik). Im Laubholz bleibt die Güteansprache normalerweise auf die untersten 5 m beschränkt. Da aber bereits 1970 der Anspruch bestand, ein astfreies Stammstück von 10 m Länge produzieren zu wollen, wurde die Ansprache auf diese Höhe ausgedehnt. Angesprochen wurden Bäume ab einem BHD von etwa 30 cm.

Die Güteklasse 1 (absolut makellose Schäfte) konnte leider nicht vergeben werden. Die meisten Bäume mussten in die Klasse 4 (schlechterer Durchschnitt), gefolgt von Klasse 3 (besserer Durchschnitt), eingeteilt werden. Die Güte 5 (schlecht) war fast so rar wie die Güte 2 (gut). Recht wenige Stämme (2 Bäume von 1444) fielen in die Güteklasse 6 (nicht sägefähig).

Die Häufigkeit der Qualitätsstufen schwankt von Versuchsanlage zu Versuchsanlage und von Feld zu Feld erheblich. So gibt es Bestände, deren Anteil an Bäumen der Güteklassen 2 und 3 (überdurchschnittliche Qualität) lediglich bei 10 bis 30% liegt, während andere einen Anteil zwischen 40 und 90% aufweisen.
Untersucht man die Häufigkeit der Güteklassen getrennt nach Behandlungsvarianten, so stellt man fest, dass die Altherr-Felder einen mittleren Anteil von fast 45% an besseren Qualitäten (Güte 2 und 3) haben, gefolgt von der Variante Freist mit 30% und Assmann mit nur knapp 25%.

Die Auswertung der Güteklassen innerhalb einer Behandlungsvariante nach Durchmesserstufen ergab: je dicker ein Baum, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass er in eine bessere Güteklasse fällt.

Beispielsweise liegt die Häufigkeit der Güteklassen 2 und 3 in der Altherr-Variante für die Durchmesserstufe 30-40cm bei 20%, für 40-50cm bei 50% und für 50-60cm bei 60%. Dasselbe Bild ergibt sich bei den beiden anderen Modellen, lediglich das Niveau ändert sich.

Interessant ist natürlich auch die Frage, wie schneiden die ausgewählten Z- bzw. Vergleichsbäume bei der Klassifizierung ab? Die erfreuliche Antwort: deutlich besser als der Füllbestand, dessen Anteil an Klasse 2 und 3 lediglich unter 15% beträgt. Auch hier haben die Altherrschen Z-Bäumen mit einem Anteil von 60% in den Güteklassen 2 und 3 gegenüber den Vergleichsbäumen Freist mit 45% und Assmann mit 40 % einen deutlichen Vorsprung. Es gibt aber auch einen geringen Anteil von Auswahlbäumen mit Zuordnung zu Klasse 5 (< 5%). Meist ist der Grund für die Abwertung in vorhandenen Stammschäden zu finden.

In absoluten Zahlen ausgedrückt ergibt sich demnach folgendes Bild: Von allen Z- bzw. Vergleichsbäumen sind in der Variante A lediglich 60 Stück/ha den besseren Qualitäten zuzuordnen, in den Varianten N und H 40 Stück/ha. Selbst wenn sich im Füllbestand noch zusätzliche 5 bis 20 Stück/ha der besseren Qualität finden lassen, fehlt es diesen vielleicht an Vitalität oder sie passen nicht in die räumliche Verteilung. Bei dem Anspruch 90 bis 100 überdurchschnittliche bis gute Auswahlbäume im Endbestand zu haben, scheinen diese Zahlen zunächst als zu niedrig.

Allerdings ist zu erwarten, dass in der Folge weiterer Förderung von Z-Bäumen das Kollektiv der Güteklassen 2 und 3 zahlenmäßig steigen wird, da sich mit zunehmenden Dickenwachstum Mängel wie beispielsweise Chinesenbärte und Stammkrümmung abschwächen.

Fazit

  • Je konsequenter die Förderung der Auswahlbäume (dauerhaft markierte Z-Bäume), desto stärker der Stamm.
  • Je dicker der Baum, desto besser die Qualität
  • Die Z-Baum-orientierte Auslese-Df als probates Mittel zum Erfolg!