Kunststoffseile aus Dyneema Faser werden zunehmend für Anwendungen in der Holzbringung akzeptiert. Der Hauptgrund liegt in der Gewichtsersparnis von 80% gegenüber gleichwertigen Stahlseilen. Ein zweiter wichtiger Grund ist die angenehme Handhabung des Seiles ohne Verletzungsgefahr durch abstehende, gebrochene Drahtlitzen. Durch das geringe Gewicht des Seiles ist weiters auch die Gefahr des Zurückschnellens bei Seilriss stark reduziert.
Das bedeutet aber nicht, dass die wichtigsten Sicherheitsregeln nicht mehr einzuhalten sind. Wie jüngst zwei - glücklicherweise glimpflich verlaufene - schwere Unfälle in der Steiermark und in Schleswig-Holstein gezeigt haben, kann die Missachtung der allgemein bei Seileinsätzen erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen auch - oder gerade wegen der Verwendung eines Kunststoffseiles - tödlich enden.
Betroffener stand im verbotenen Seilwinkel
Die Verwendung eines Kunststoffseiles war bei keinem der aktuellen Fälle die Unfallursache. Im ersten Fall stand der Verletzte im verbotenen Seilwinkel und wurde durch das über einen Wurzelstock freikommende Seil wie durch die Sehne eines Bogens an Kopf und Hals getroffen. Hier war das Kunststoffseil vermutlich der lebensrettende Faktor.
Lebensgefährlich: Raus aus dem Bereich der zuziehenden Last! (Grafik: SVB-Merkblatt, Holzbringung, 2003)
Anschlagmittel gebrochen
Im zweiten Fall wurde, wegen Fehlen eines an einem zweiten Gleiter angehängten "Fangholzes", beim Bruch eines Anschlagmittels der am Seil verbleibende Rest mit dem Endstück wie durch ein Gummiband in Richtung Traktor geschleudert. Die Teile durchschlugen das Windenschutzgitter, die Heckscheibe des Schleppers, rissen einen Haltebügel ab und trafen den Schleppersitz mit solcher Wucht, dass er verschoben wurde und der Fahrer schwere Prellungen am Rücken erlitt.
Auch in diesem Fall ist es selbstverständlich, dass ein Stahlseil ebenso in Richtung des Traktors geschleudert worden wäre. Mit dem Unterschied, dass das Gesamtgewicht – und damit auch die Trägheit des "Geschoßes" größer gewesen wären. Die Gefahren beim Freikommen eines gespannten Stahlseiles – ganz gleichgültig ob durch Seilriss oder Bruch eines Anschlagmittels - sind hinlänglich bekannt. Der Seilriss des leichten Kunststoffseiles ist weit weniger gefährlich.
Unter Beachtung der Empfehlung, als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme mindestens zwei Gleiter mit jeweils einem angehängten Holzstück zu verwenden, um ein Abfangen des Seiles bei Bruch eines Anschlagmittels zu gewährleisten, kann die Sicherheit bei der Holzrückung wesentlich verbessert werden.
Ein kleiner zusätzlicher Aufwand, der Leben retten kann!
Allgemeine Arbeits- und Sicherheitshinweise (aus SVB-Merkblatt „Holzbringung“, 2003)
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