Abb. 2. Wenn man das Headset-Kabel clever verschlauft, ergibt sich weniger Belastung auf die Stecker. Die Etuis haben sich als sehr robust erwiesen.
Die Forstbetriebsgemeinschaft Balsthal/Mümliswil-Ramiswil gehört zu den "Pionieren " des Sprechfunks: Auf Geheiss der Suva sind hier bereits 2007 die ersten Geräte angeschafft worden. "Dies vor allem im Hinblick auf vorgesehene Spezial- und Stückfällungen", erzählt Betriebsleiter Kilian Bader und öffnet den "Küchenschrank" im Werkhof, wo fein säuberlich aufgereiht neun Funkgeräte und neun Headsets stehen. Acht sind für die acht Angestellten des Betriebes – inkl. Betriebsleiter – und eines dient als Reserve. "Jeder hat sein 'eigenes' Gerät und ist dafür verantwortlich, ähnlich, wie dies bei den Motorsägen üblich ist", erklärt Bader. Und wenn man sie sauber angeschrieben lagert, merkt man zudem sofort, wenn irgendwas fehlt.
"Die Kenwood-Geräte haben sich bisher sehr gut bewährt", sagt Bader. "Wir hatten noch nie ein grösseres Problem damit. Ebenso mit den Akkus. Sie werden regelmässig über Nacht aufgeladen. Die neuen Li-Ion-Akkus kennen keinen 'Memory-Effekt' mehr und halten problemlos einen Tag. Sollten sie irgendwann mal nicht mehr einen ganzen Arbeitstag lang Strom liefern, wechseln wir sie aus. Denn von den Arbeitsabläufen her ist es bei uns nicht immer möglich, sie über Mittag aufzuladen."
Die Funkgeräte werden normalerweise am Gurt getragen, und die Sprechgarnitur von Savox "Noise Com" (Headset) lässt sich in den Gehörschutz am Standardhelm einklicken. Braucht man sie nicht, kann man den Gehörschutz bzw. den Helm auch ohne das Headset verwenden. Das sei ein gewisser Vorteil des Kenwood-Systems, meint Bader. Bei vielen anderen Fabrikaten ist das Headset fest am Gehörschutz angebracht (Peltor), sodass man allenfalls einen zweiten Gehörschutz braucht.
Headsets trocknen lassen
Abb. 3. Die Sprechgarnitur von Savox lässt sich in den Gehörschuz einklicken. Ein zweiter Gehörschutz erübrigt sich somit.
Abb. 4. Das Funkgerät trägt man am Gurt und das Kabel wird gut unter der Kleidung verschlauft, damit es sich nirgends verfängt.
Während die Funkgeräte auch nach längerer Zeit klaglos funktionieren, haben sich die Sprechgarnituren (Headsets) als etwas heikler erwiesen. Das Mikrofon ist beweglich angebaut, und beim Gelenk befindet sich auch die Sprechtaste. Im Innern dieser Teile kann sich Kondenswasser ansammeln; die elektrischen Komponenten beginnen dann zu oxidieren und funktionieren mit der Zeit nicht mehr richtig. Das geschieht insbesondere, wenn man die Headsets über Nacht in der Kälte liegen lässt, z. B. in den Fahrzeugen. "Da haben wir Lehrgeld bezahlt", erinnert sich Bader. "Seither holen wir nicht nur die Funkgeräte über Nacht in die warme Stube, sondern auch die Sprechgarnituren. Sind sie richtig nass geworden (Regen), werden sie vorher noch mit einem Lappen abgetrocknet."
Wichtig für die Lebensdauer der Headsets sei aber auch, dass man ihr Kabel geschickt in der Kleidung verschlaufe, damit es sich nicht irgendwo verfangen kann. Am Anfang sei auch ab und zu ein Headset verloren gegangen, nicht selten, weil es jemand auf dem Autodach deponiert hatte. "Deshalb lautet heute ein eiserner Grundsatz: Es gehört nichts auf das Autodach, kein Headset, aber auch kein Einmessgerät oder Sonstiges."
Problemlose Bedienung
Von der Bedienung her geben die Sprechfunkgeräte keine grossen Rätsel auf. Im Normalbetrieb sind sie auf Empfang eingestellt. Will man sprechen, drückt man die genannte Sprechtaste am Headset (oder eine am Funkgerät) und hält sie so lange fest, bis man fertig gesprochen hat. Die Geräte lassen sich aber auch so einstellen, dass automatisch auf Funken umgestellt wird, sobald man ins Mikrofon spricht. Das habe sich z.B. bei stückigen Baumfällungen mit dem Kran als sinnvoll erwiesen, sagt Bader: Der Baumpfleger, der oben am Baum sägt, muss jederzeit beide Hände gebrauchen können. Im Normalbetrieb sei diese Schaltposition jedoch nicht sinnvoll, da sich der Funk dann auch einschaltet, sobald z.B. die Motorsäge läuft.
Die Kenwood-Geräte haben insgesamt 16 Kanäle. Es versteht sich von selbst, dass alle, die am gleichen Platz arbeiten, den gleichen Kanal eingestellt haben. Auf einem eventuellen zweiten, unabhängigen Arbeitsplatz in Funkdistanz stellen die Beteiligten sinnvollerweise einen anderen Kanal ein, damit man sich nicht gegenseitig in die Quere kommt.
Wie viele Leute können denn am gleichen Kanal "hängen"? Technisch gesehen beliebig viele, aber je mehr es sind, desto schwieriger wird es, die Übersicht zu behalten, und desto wichtiger wird natürlich eine gewisse Sprechdisziplin. Bader erinnert sich an komplexe Spezialfällarbeiten in der Nacht. "Damals hatten wir 14 Mann bzw. Geräte auf der gleichen Frequenz; trotz guter Sprechdisziplin waren da die Grenzen des Sinnvollen erreicht. Anderseits wäre die Koordination dieser schwierigen Arbeiten ohne Sprechfunk kaum möglich gewesen."
Besteht nicht grundsätzlich die Gefahr, dass zu viel unnötiges Zeug über Funk geplappert wird? "Bei uns war das höchstens ganz am Anfang der Fall", erzählt Bader. "Aber es hat sich rasch gelegt, und ganz von selber hat sich eine einfache, klare Sprache durchgesetzt." Allenfalls könne man die Sprechregeln, die an jene des Militärs angelehnt sind, in Kursen üben. "Es braucht auf jeden Fall eine gewisse Disziplin – auch dahingehend, dass man wirklich klar und deutlich ins Mikrofon spricht."
Funk ist beliebt
Abb. 5. Die Mitarbeiter haben sich an den Sprechfunk gewöhnt. Sie schätzen ihn sehr und würden ihn nicht mehr hergeben.
Abb. 6. Kilian Bader begann als einer der ersten Förster, in seinem Betrieb mit Sprechfunk zu arbeiten. Neue Hilfsmittel müsse man nutzen, ist er überzeugt – und demonstriert hier gleich ein anderes, nämlich die Polterverwaltung auf dem Smartphone.
Die Mitarbeiter der FBG haben sich sehr rasch an den Sprechfunk gewöhnt und ihn schätzen gelernt. "Ein altgedienter Forstwart kam schon nach dem ersten Arbeitstag mit Sprechfunk zu mir und meinte, das sei jetzt die beste Anschaffung seit vielen Jahren", erinnert sich Bader. Originalton eines anderen Mitarbeiters: "Wenn es die Geräte schon früher gegeben hätte, wäre wohl mancher Unfall nicht passiert." Der Arbeitsablauf sei mit Funk viel ruhiger, als wenn man sich mit nicht immer eindeutigen Handzeichen oder "Geschrei" verständigen müsse, erklären sie.
Selbst der Maschinist trage nun den Helm immer, sobald er aus der Kabine kommt. Und Bader bestätigt: "Ja, sie arbeiten wirklich gerne mit dem Funk. Es kommt denn auch praktisch nie vor, dass ihn einer beim Ausrücken im Werkhof vergisst. Eher vergisst einer die Motorsäge. Und es kommt auch nie vor, dass einer vergessen würde, seinen Funk aufzuladen. Der Funk ist eine Selbstverständlichkeit geworden wie der Helm oder die Schnittschutzhose."
Mehr Arbeitssicherheit und Effizienz
Im Hinblick auf die Arbeitssicherheit sei Sprechfunk von grösster Bedeutung und ein gewaltiger Schritt nach vorne, ist Bader überzeugt. "Bei uns haben wir beispielsweise oft von der Topografie und von der Verjüngung her ziemlich unübersichtliche Holzschläge. Da ist Sprechfunk sicherheitstechnisch unschlagbar." Im FB Mümliswil wird aber nicht nur in der Holzerei gefunkt, sondern z. B. auch bei Arbeiten an Kantons- oder Gemeindestrassen. Oder auch bei gewissen Pflegearbeiten. "Manchmal kann man beispielsweise den Kollegen nebenan auf waldbauliche Sachverhalte aufmerksam machen, die aus der Distanz auffallen, während der Betroffene zu sehr im 'Dickicht' steht und sie nicht sieht."
Eine wichtige Hilfe sei der Sprechfunk aber auch bei der Ausbildung geworden, sagt Bader. "Es gibt z. B. keine effizientere Art, Einfluss auf die Auszubildenden zu nehmen und sie auf eventuelle Fehler hinzuweisen als mittels Sprechfunk. Selbst in den üK setze ich heute Sprechfunk ein, z. B. um die Kursteilnehmer zusammenzurufen, wenn es etwas anzuschauen oder zu besprechen gibt."
Allerdings sei es vor allem bei der Holzerei absolut unabdingbar, dass auf einem Arbeitsplatz wirklich alle mit Sprechfunk ausgerüstet sind, inklusive eventuell mitarbeitender Unternehmer oder Akkordanten. "Sonst wiegen sich plötzlich jene mit Funk in falscher Sicherheit und vergessen, dass nicht alle mithören können. Das kann sehr gefährlich werden."
Aus dem gleichen Grund ist es auch wichtig, dass alle Geräte wirklich funktionieren. Versagt eines den Dienst, muss baldmöglichst das Reservegerät her, und das defekte muss rasch repariert werden. Ebenso müssen alle Akkus wirklich einen ganzen Arbeitstag lang halten, was bei den modernen Li-Ion-Akkus normalerweise gewährleistet ist.
Die in der FBG Balsthal/Mümliswil-Ramiswil eingesetzten Sprechfunkgeräte sind noch nicht für die externe Alarmierung gebaut. "Wir werden aber ein oder zwei dafür gebaute Geräte anschaffen und sie auf den Fahrzeugen platzieren", sagt Bader. Solche Geräte halten Kontakt mit der Rega, dies auch an Orten, wo das Natel versagt.
Der Mümliswiler Forstbetriebsleiter ist überzeugt, dass sich Sprechfunk nicht nur im Hinblick auf die Arbeitssicherheit lohnt, sondern auch betriebswirtschaftlich – selbst wenn die Geräte nicht gerade billig sind und auch mal Reparaturen anfallen können. "Ein einfaches Beispiel: Wenn der Schlepperfahrer warten soll, weil ich noch einen zweiten Baum fällen möchte, hiess das früher: Säge abstellen, den (oft steilen) Weg zu ihm gehen und ihm erklären, was ich machen will. Mit Sprechfunk genügt ein Druck auf die Sprechtaste. Was solche Zeiteinsparungen in Summe zuletzt in Franken und Rappen ausmachen, kann ich nicht sagen, aber es dürfte schon einiges zusammenkommen."