Wald ist eine gefragte Wertanlage und wird deshalb auch gerne an die Nachkommen weitergegeben. Oft fehlt den Erben aber das Wissen um die klimafitte Waldpflege. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) geht nun einen unkonventionellen Weg, um diese Zielgruppe zu erreichen. Mit Videos.
"Günther ist 40 Jahre alt, 1,75 Meter groß, hat ein Kind und einen Hund, der auf den Namen Bärbel hört." So wird der Protagonist der Videoserie "Günther hat einen Wald geerbt" in der ersten Folge vorgestellt. Begleitet von humoriger Hintergrundmusik steht ein bärtiger Mann mit ernstem Blick vor einer Holzwand, während passend zum Sprechertext Buchstaben, Pfeilchen und schließlich auch Bärbel neben ihm aufpoppen.
Der Zuseher erfährt vom Sprecher aus dem Off, dass Günther zu seiner Überraschung vor kurzem von seinem Onkel Herbert ein Waldgrundstück geerbt hat. In der ersten Folge begleitet man den frischgebackenen Waldbesitzer bei seinem ersten Besuch im eigenen Wald. Nachdem er mit diesem Themenfeld bisher nie etwas zu tun hatte, holt er sich einen Experten, der ihm Tipps gibt, was er nun mit dem Wald machen könnte.
Geschichten aus dem Wald
Die österreichische Waldinventur (ÖWI) gibt an, dass ein bisschen mehr als die Hälfte des heimischen Waldes, nämlich 54 %, auf Kleinwaldbesitz mit weniger als 200 Hektar entfällt. Diese 2,16 Millionen Hektar teilen sich etwa 145.000 Personen. Darunter befinden sich laut einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) rund 32 % "neue Waldbesitzer", die den unmittelbaren Bezug zum Wald verloren haben. Diese Menschen sind nicht über forstliche oder landwirtschaftliche Medien zu erreichen.
Wie aber kann bei dieser Zielgruppe das Bewusstsein für die klimafitte Waldbewirtschaftung erhöht werden? Wie erzählt man ihnen, was ein Wald in Zeiten einer Klimaerwärmung benötigt, wo sie sich Rat holen können oder welche Weiterbildungsangebote es gibt? Vielleicht mit kurzweiligen Geschichten, die gerne gesehen und auf sozialen Medien weiterverbreitet werden.
Das BFW versucht dieses Kunststück mit der Videoserie "Günther hat einen Wald geerbt". Im Rahmen des Projektes "Plattform klimafitter Wald", dass über die EU-Förderschiene der ländlichen Entwicklung aus Mitteln von Bund, Ländern und Europäischer Union finanziert wird, entsteht eine Reihe von Kurzfilmen, die einen Durchschnittsösterreicher dabei begleiten, wie er mehr über den Weg zu einem gesunden und stabilen Wald erfährt und wie er typische Waldbesitzerprobleme lösen kann.
Serie bildet reale Probleme ab
Mittels Legetechnik im BFW-Stil wird die Bedeutung der Waldpflege erklärt (Bild: BFW)
Aktuell gibt es bereits zwei Episoden. In der ersten Folge muss Günther erst einmal herausfinden, wo sich sein Wald befindet. In der Realität wissen das tatsächlich viele Waldbesitzer nicht. Dort angekommen, holt er sich gleich Expertenrat. Die Forstlandschaft ist in Österreich relativ komplex. Vieles ist auf Landes- beziehungsweise auf Bezirksebene organisiert und oft gestaltet sich die Beratungsstruktur in den Bundesländern unterschiedlich. In der ersten Folge wird auch auf die Website klimafitterwald.at verwiesen, die einen Überblick über die forstlichen Beratungsmöglichkeiten schaffen soll.
In Folge 2 fragt sich Günther, was nun mit dem Waldbesitz passieren soll. Er könnte mit seinem Wald Geld verdienen, dazu fehlt ihm aber das Know-how. Er könnte nichts tun, dann könnte der Wald allerdings instabil werden. Weil sein Wald aber fit für den Klimawandel sein soll, entscheidet er sich für die Waldpflege und lässt sich vom Berater erklären, warum das wichtig ist.
Um die Zusammenhänge anschaulich zu machen, wurde die Erzählform der Legetechnik gewählt. Aber nicht, wie üblich, mittels computeranimierter Sequenzen, sondern im eigens kreierten BFW-Stil. In den weiteren Folgen werden alle anderen realen Probleme, wie zum Beispiel Borkenkäfer oder die Rechte und Pflichten der Waldbesitzer, angesprochen und mit kreativen und humoristischen Gestaltungselementen untermalt.
Eigenproduktion des BFW
Florian Winter und Edwin Herzberger beim Dreh im Mödlinger Stadtwald (Bild: Anna-Maria Walli / BFW)
Alle an diesen Kurzfilmen mitwirkenden Personen sind Angestellte oder Beamte des Bundesforschungszentrums für Wald. Der Hauptdarsteller Günther heißt im echten Leben Günther Gollobich und Bärbel ist auch wirklich seine Hündin. Der Mitarbeiter des Instituts für Waldökologie und Boden des BFW ist für standortskundliche Erhebungen zuständig. Sein Kollege Edwin Herzberger, der in den ersten beiden Folgen den Berater mimt, ist ebenfalls Standortskundler. Christian Lackner, der in der ersten Folge den Gemeindebeamten spielt, leitet die Kommunikationsabteilung. Und der Holzhändler aus der zweiten Folge ist der Forstmeteorologe Karl Gartner.
Im Hintergrund sind noch weitere BFW-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Produktion beteiligt. Für Drehbuch, Regie, Kamera, Ton, Schnitt und Special Effects ist Florian Winter zuständig. Er übt diese Kunst auch für alle anderen Film- und Podcast-Produktionen des BFW aus. Projektleiterin Anna-Maria Walli fungiert als Produzentin und Co-Drehbuchautorin. Abgesehen vom BFW-Gebäude wurde in der Stadtgemeinde Mödling und im Mödlinger Stadtwald gedreht. Auf diese Weise halten sich die Kosten für die Filme gering und die Produktionen der einzelnen Folgen werden schneller abgewickelt, als wenn man vorher geeignete Schauspieler casten müsste.