Abb. 2 - Auf dem praktischen PW-Anhänger ist alles nötige Signalisations- und Absperrmaterial gelagert. Foto: Daniel Wenk
Ein grosser Teil der Bevölkerung bringt heute nur ein geringes Verständnis für forstliche Aktivitäten auf. Besonders heikel ist das Fällen von Bäumen im Wald. Es kommt immer wieder vor, dass Waldeigentümer und Mitarbeitende von Forstbetrieben heftig kritisiert und angegangen werden, ob direkt verbal, in Printmedien oder auf Social-Media-Kanälen. Vor allem Facebook und Co. machen jeden Waldbesucher zum "Reporter vor Ort". Fotos, Kommentare und Interpretationen werden innert Sekunden online gestellt. Den Herausforderungen dieser Art von "Berichterstattung" muss sich das Forstpersonal sowohl im ländlichen wie auch städtischen Raum stellen.
Information ja, Diskussion nein
In Forstbetrieb der Bürgergemeinde Liestal herrscht der Grundsatz: "Wir informieren sehr gerne und umfassend über die Waldbewirtschaftung, wir diskutieren aber nicht darüber." Der Grund für die Einschränkung ist, dass Diskussionsbereitschaft beim Publikum oft zu einer Erwartungshaltung führt, die dann doch nicht erfüllt werden kann.
Der Forstbetrieb kommuniziert auf verschiedenen Ebenen, allen voran im Bürgerrat. Es ist essenziell, dass die Exekutive und damit die Vertretung des Waldeigentums stufengerecht über die Arbeiten im Wald auf dem Laufenden gehalten wird und vollumfänglich hinter der Bewirtschaftungsstrategie steht. Das ist mit der Unterzeichnung des Betriebsplans allein aber noch nicht gewährleistet. Es braucht regelmässige Zusatzinformationen. Im Betrieb werden deshalb sogenannte Positionspapiere veröffentlicht. In diesen Dokumenten, wird inhaltlich fundiert Stellung zu unterschiedlichen Waldthemen bezogen und sie werden vom Bürgerrat offiziell genehmigt und auf der Webseite der Bürgergemeinde veröffentlicht.
Information ist Chefsache
Ebenso wichtig ist es, dass die Mitarbeitenden wissen, welche Aufgabe sie im Kommunikationsprozess übernehmen müssen. Werden sie beispielsweise von Waldbesuchern emotional angegangen, sollen sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, sondern diese Personen direkt an den Chef weiterleiten. Allgemeine Auskünfte dürfen sie selbstverständlich erteilen; sämtliche Mailanfragen und persönliche Beurteilungen bleiben aber Chefsache. Und jede Kontaktaufnahme, sei sie auch noch so emotional, wird sachlich und professionell beantwortet.
Zweimal jährlich finden öffentliche Führungen durch den Wald statt. Ein- bis zweimal pro Jahr veröffentlicht unser Forstbetrieb zudem im städtischen Infoblatt "Liestal aktuell" einen Artikel zu einem aktuellen Waldthema. Aus unserer Sicht ist aber die Information der Waldbesucher vor Ort am wichtigsten. Denn ein forstlicher Eingriff, insbesondere ein Holzschlag, ist eine Art nonverbale Kommunikation: Jede Waldbesucherin, jeder Waldbesucher kann sich darüber Gedanken machen und sich eben auch sehr rasch gegenüber einem breiten Publikum dazu äussern.
Grundsätze zum Holzschlag
Der Forstbetrieb der Bürgergemeinde Liestal hat sich in den vergangenen drei Jahren betrieblich intensiv mit dem Thema "Information und Signalisation" auseinandergesetzt und verschiedene Instrumente entwickelt.
- Im Grundsatz wird eine Waldstrasse während eines Holzschlages nicht abgesperrt. Dies kann und darf nur dann erfolgen, wenn eine Umleitung ausgeschildert werden kann. In den meisten Fällen müssen wir akzeptieren, dass Waldbesucher durch den Holzschlag spazieren. Es wird aber immer eine Holzschlagtafel mit einem aufgesteckten Zusatz gestellt. Darauf ist ein Kartenausschnitt mit der Ausdehnung des Holzschlags eingezeichnet. Wir weisen darauf hin, dass es zu Behinderungen und Wartezeiten kommen kann und die Anweisungen des Forstpersonals zu befolgen sind. Wird das Gebiet mit Plachen abgesperrt, erfolgt dies mittels Querlatte und Eisenpfosten oder Elefantenfüssen und offiziellen Umleitungspfeilen. Um Fallen für Biker zu vermeiden, verzichten wir generell darauf, die Plachen mit Seilen an den Bäumen zu fixieren.
- Spätestens nach Abschluss des Holzschlags wird vor Ort ein auf die Art des Holzschlags zugeschnittener Standardtext über den Sinn und Zweck des forstlichen Eingriffs platziert. Dieser Text ist für Laien verständlich und so grossgeschrieben, dass er ohne Brille gelesen werden kann und auf einem A3-Blatt Platz findet. Je nach Situation werden zusätzlich noch die Infoplachen von Wald Schweiz angebracht. Nach einer gewissen Zeit wird alles wieder abgebaut.
- Es wurde sich sehr intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie das Material handzuhaben sein soll. Schliesslich wurde ein PW-Anhänger gekauft und so umgebaut, dass sämtliches Material darauf versorgt werden kann. Im Weiteren wurde genügend Signalisationsmaterial angeschafft, damit mehrere Holzschläge gleichzeitig und bei Bedarf auch in der Nacht signalisiert werden können. Der Anhänger kann auch bei Einsätzen von Drittunternehmen gut eingesetzt werden; die Forstunternehmer müssen dann lediglich dafür sorgen, dass die Installation täglich kontrolliert wird. Alles andere wird vom Forstbetrieb gestellt. Ganz wichtig ist auch, die Absperrungen am Wochenende oder bei längerem Unterbruch zu entfernen, sonst werden sie unglaubwürdig. Selbstverständlich lagern wir auch im Werkhof noch einen kleinen Stock an Material, damit wir kurzfristig absperren können, wenn der Anhänger unterwegs ist.
Transparenz verbessert Kostenwahrheit
Die Konstruktion dieses Anhängers, die Anschaffungen des Absperrmaterials und die Entwicklung und Implementierung des Verfahrens stellten eine finanzielle Investition dar, die wir aber als sinnvoll erachten, weil sie den Grundstein für einen professionellen Auftritt legt. Ich bin überzeugt, dass die Bilanz positiv ausfällt. Dank dem professionellen Auftritt gibt es weniger Stress bei der Arbeit im Wald und bei der Bearbeitung von Anfragen. Wir erhalten auch regelmässig positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung zu den angebrachten Informationstexten und der professionellen Signalisation.
In der Stundenbuchhaltung wurde eine eigene Kostenstelle "Absperrung und Signalisation" eingeführt. Alle Mitarbeiter sind angehalten, die dafür eingesetzten Stunden zu notieren. Dadurch können auch gegenüber den Waldeigentümern ausweisen werden, wie hoch der Arbeitsaufwand in diesem Bereich effektiv ist. Das ist aus Sicht des Forstbetriebes der Bürgergemeinde Liestal ein weiteres Puzzlesteinchen auf dem Weg zur Kostenwahrheit in der Waldbewirtschaftung.