Seit Juli 2006 hat die Schweiz ein Konzept zum Umgang mit Bären. Das Konzept Bär basiert auf der Überzeugung, dass Bären und Menschen auch in der Schweiz nebeneinander existieren können. Es will:

  • die Voraussetzungen für ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben schaffen
  • Schadenverhütung und -vergütung regeln
  • den Umgang mit Bären definieren, die für Menschen gefährlich werden

Das Konzept ist vor allem als Hilfe für die Kantone gedacht.

Sicherheit der Menschen geht vor

Höchste Priorität hat im Konzept Bär die Sicherheit des Menschen. Ihr wurde aufgrund der Resultate einer im Frühling 2006 durchgeführten Anhörung noch mehr Gewicht gegeben. Geäussert haben sich anlässlich dieser Anhörung verschiedene Bundesämter, Kantone, landwirtschaftliche Verbände, Naturschutzorganisationen und andere Betroffene. Aufgrund der Stellungnahmen zur Anhörung wurde die Typologisierung angepasst. Bären werden nun nach drei Kategorien beurteilt: unauffälliger Bär, Problembär und Risikobär (siehe Tabelle).

Der Abschuss eines Bären wird gemäss Konzept dann erwogen, wenn ein Tier die Scheu vor dem Menschen verloren hat und sich nicht vergrämen lässt, in Siedlungen Nahrung sucht und grosse Schäden anrichtet. Ein solcher Bär kann sich leicht vom Problembären zum Risikobären entwickeln. Der betroffene Kanton entscheidet über die Abschussbewilligung, nachdem er die zuständige Interkantonale Kommission konsultiert hat, in der auch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) Einsitz hat.

Bund und Kantone schaffen Voraussetzungen, damit sich Bärenschäden möglichst verhüten lassen. Verursachen Bären dennoch Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen und Nutztieren, so werden diese gemäss geltendem Recht zu 80 Prozent vom Bund und zu 20 Prozent vom betroffenen Kanton vergütet. Andere direkte Schäden, etwa an Bienenhäuschen oder Kaninchenställen, bezahlt der Bund zu 100 Prozent.

Im Sommer 2005 erster Bär in der Schweiz

Das Konzept Bär wurde ausgearbeitet, nachdem im Sommer 2005 zum ersten Mal seit hundert Jahren ein Bär in die Schweiz eingewandert war. Während Wochen war er im Münstertal und Engadin in Graubünden und im Grenzgebiet Schweiz-Italien-Österreich unterwegs. Sein Bruder wanderte im Juni 2006 im Gebiet Bayern und Tirol herum. Er drang mehrmals in Siedlungen ein und richtete grosse Schäden an. Am 26. Juni 2006 wurde er in Bayern abgeschossen.

Konzept zum Umgang mit Bären ergänzt

Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre mit Bären hat das Bundesamt für Umwelt BAFU das Bären-Konzept überarbeitet und mit Anhängen ergänzt. In den neuen Anhängen ist festgehalten, wie das Verhalten von Bären, insbesondere Problembären, protokolliert und eingeschätzt werden soll. Zudem wurden die Abläufe im Umgang mit Bären ergänzt und präzisiert. Besonderes Augenmerk erhält das Abfallmanagement in Gebieten mit Bären.

Tabelle 1 - Typologisierung von Bären

Unauffälliger Bär

Definition:

  • Bären, die auch in von Menschen besiedelten Gebieten unauffällig leben
  • Begegnungen zwischen Mensch und Bär sind selten

Umgang:

  • Bund lanciert regionale Schadenpräventionsprojekte
  • Kantone überwachen Bärenbestände und sorgen dafür, dass Bären nicht gefüttert werden
Problembär

Definition:

  • Hält sich bei Nahrungssuche oft in der Nähe von Siedlungen oder Weilern auf
  • Richtet grosse Schäden an
  • Oft für Menschen gefährliche Situationen durch fehlende Scheu des Tiers

Umgang:

  • Bär wird eingefangen, mit einem Sender versehen und vergrämt
    Risikobär

    Definition:

    • Bär zeigt trotz wiederholter Vergrämung keine wachsende Menschenscheu
    • Hat einen Menschen angegriffen und verletzt oder gar getötet

    Umgang:

    • Sobald ein Tier als Risikobär eingestuft wird, wird es abgeschossen

      (TR)